Fürther Original: Unterschied zwischen den Versionen

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== Fürther Originale und die Erinnerungen an sie in verschiedenen Formen ==
Ein '''Fürther Orignial''' ist in der Definition schwer greifbar. Häufig handelt es sich um Personen, die als sog. "auffällige Straßentypen" bezeichnet wurden, so z.B. Doris Kraus - namentlich besser bekannt unter dem Namen Pfeiferdurla, oder Andreas Schmalz, alias der Schmalz. In der Regel werden diese Personen nur durch mündliche Überlieferungen berichtet, da sich in der einschlägigen Literatur nur wenig sich zu den Personen finden lässt. Adolf Schwammberger hat in seiner Stadtchronik "Fürth von A bis Z" 1968 einen ersten Versuch unternommen, und einige dieser Personen unter dem Obergegriff "Originale" aufgelistet. Zusätzlich findet man einige dieser Orginale noch heute im Stadtbild, so z.B. beim Kirchweihbaum vor der Theater während der Michaeliskirchweih. Weitere Orignale sind u.a. als Holz-Figuren, Zinnfiguren, Bierkrügen oder auf Faschingsorden verewigt worden. Heute ist ein Fürther Original Personen, die in der breiten Fürther Bevölkerung als allgemein bekannt angesehen werden können - fern ab von Ämtern, Institutionen oder Vermögensverhältnissen.  
 
* „Als Volkssänger Schmalz durch die Lokale zog“, titelte Hans-Wolf Nanke 1963 in der NZ am Wochenende. Dabei beschrieb er die Sonderlinge, die der Fürther Holzbildhauer Karl Ulmer 1927 in kleinen geschnitzten Holz-Figuren verewigt hat.  
 
* Auch als Zinnfiguren gibt es die Doris (Durla) Krauß (das Pfeifendurla), den Hahn (Hahnengieker), den Andreas Schmalz (Volkssänger) und den Johann Bernhard Gnad (Gnadnsia), herausgegeben vom Geschichtsverein 1969-1971, gefertigt vom Zinngraveur Sixtus Maier.
 
* Auf Bierkrügen abgebildet mit jeweils einem Spruch brachte die Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael eine Serie mit 5 Krügen in den Jahren 1979 bis 1983 heraus mit Zeichnungen von J. S. Reinert: Zuerst im November 1979 das Pfeif´ndurla, wobei sie wie folgt charakterisiert wurde: Wurde geboren, blieb klein, rauchte aber große Pfeifen mit geschnorrtem Tabak. Starb im Fürther Altersheim 1927. Auf den Bierkrügen folgten 1980 „Dä Schmalz“, 1981 der Gnadnsieä, 1982 die Schilderwach, 1983 der Hahnägiegä und schließlich 1984 der Dienstmann Schlee.
 
* Auf Faschingsorden verewigte die Große Carnevalsgesellschaft „Fürther Kleeblatt“ die heimischen Originale: 1968 das Pfeifendurla, 1969 den Hahnengieker, 1970 den Volkssänger Schmalz.
 
* Auf Dachziegeln malte der Freizeitmaler Manfred Mangholz, der schon Schützenscheiben fertigte, 1979 den Gnadnsia, den Schmalz, die Schilderwach, das Pfeifendurla, das Fritzla und den Dienstmann Schlee.<ref>Recherche Peter Frank, Fürth, 2022</ref>


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Version vom 20. Juli 2022, 10:42 Uhr

Ein Fürther Orignial ist in der Definition schwer greifbar. Häufig handelt es sich um Personen, die als sog. "auffällige Straßentypen" bezeichnet wurden, so z.B. Doris Kraus - namentlich besser bekannt unter dem Namen Pfeiferdurla, oder Andreas Schmalz, alias der Schmalz. In der Regel werden diese Personen nur durch mündliche Überlieferungen berichtet, da sich in der einschlägigen Literatur nur wenig sich zu den Personen finden lässt. Adolf Schwammberger hat in seiner Stadtchronik "Fürth von A bis Z" 1968 einen ersten Versuch unternommen, und einige dieser Personen unter dem Obergegriff "Originale" aufgelistet. Zusätzlich findet man einige dieser Orginale noch heute im Stadtbild, so z.B. beim Kirchweihbaum vor der Theater während der Michaeliskirchweih. Weitere Orignale sind u.a. als Holz-Figuren, Zinnfiguren, Bierkrügen oder auf Faschingsorden verewigt worden. Heute ist ein Fürther Original Personen, die in der breiten Fürther Bevölkerung als allgemein bekannt angesehen werden können - fern ab von Ämtern, Institutionen oder Vermögensverhältnissen.


Dies ist eine Liste von Persönlichkeiten, die sich als „Fürther Original“ hervorgetan haben:

PersonGeburtstagGeburtsjahrGeburtsortBerufTodestagTodesjahrTodesortBild
Magdalena Augustin1844Zirndorf6. Juni1918Magdalena Schildwach.jpg
Lothar Berthold24. September1949FürthVerleger
Chronist
2014 01 berthold.jpg
Edgar Burkart28. April1944WürzburgKaufmann
Präsident der Spielvereinigung Fürth
12. Februar2011Fürth1 Edgar Burkart Präsident 1989 - 1996 a.jpg
Rudi Duchow
Inge FrankToilettenfrauSammlung Körnlein Bedürfnisanstalt.jpg
Horst Freitag14. August1942Zimmermann4. Februar2011Fürth
Bernhard Gnad1822Vogelhändler13. September1894Fürth
Gustav Adolf Albrecht Hahn185211. Juni1911FürthHahnengieker Zinn.jpg
Georg Huber22. Februar1935FürthKaufmann
Schausteller
Billiger Jakob.jpg
Doris Kraus184824. Juni1927FürthPfeifendurla ca 1910.jpg
Jean Lederer18. Juni1869FürthGeiger
Friseur
8. Februar1962FürthJean Lederer.jpg
Georg MandelWirt13. Oktober1981FürthGeorg Mandel.jpg
Margarete Mandel1909Wirt1983FürthMargarete Mandel.jpg
Josef Muskat1899NürnbergPuppenspieler
Puppenbauer
Bauchredner
1984FürthJosef Muskat ca 1980.jpg
Popperle von Fürth
Winfried Roschmann15. September1936FürthHistoriker5. Dezember2009Fürth19991001-BJ-3b.jpg
Friedrich Schildknecht21. September1930FürthKaufmann9. November2010FürthFrieder Schildknecht 1973.jpg
Andreas Schmalz18471927Schmalz A6992.jpg
Harald SchmidtMusiker
Künstler
Friedrich Schneider29. April1869ErlangenZeitungshändlerFritz Schneider HL1469.jpg
Ignaz StümpfleSchuhmacher
Roland Wiesmeier9. November1950Lehrer
Autor
13. März2017FürthRoland Wiesmeier (4).jpg
Seeackers-Willi
Michael ben AbrahamRabbiner

Volkssänger in Wirtschaften

Mitte des 19. Jahrhunderts zogen Bänkelsänger und Deklamatoren als besondere Typen von Wirtschaft zu Wirtschaft. Einer von ihnen war Stümpfla, der Volkssänger. Von Beruf war er Schuster und reparierte Schuhe und Stiefel. Nach 16 Uhr putzte er sich auf das originellste heraus, nahm die Gitarre zur Hand und wanderte von Wirtschaft zu Wirtschaft. Er wurde überall freudig begrüßt. Er brachte stets neue Lieder und Schnurren, die er während der Arbeit in seiner Werkstatt gereimt hatte. Seine Couplets über aktuelle und politische Begebenheiten kamen beim Publikum an, insbesondere bei den geselligen Vereinen in deren Stammkneipen. Das dankbare Auditorium gab dem Stümpfla gutes Geld. Stümpfla wurde mit Gedichten vom Fürther Volksdichter Drechslermeister Johann Jobst Vollmer unterstützt. Ignaz Stümpfle wohnte in der Schindelgasse. Er war als Handwerksbursche nach Fürth gekommen und hatte als fleißiger Gesell die Zustimmung seines Meisters gefunden, dessen schon etwas überständige Tochter zu heiraten. An den Wochenenden betätigte er sich als „Volkssänger“. Unter der Woche befasste er sich nicht nur damit, die Schuhe seiner Kundschaft zu flicken und zu besohlen, sondern er war höchst interessiert an allem, was sich so in der Stadt ereignete. Er griff zur Feder und brachte das, was er an Neuigkeiten und Bürgerklatsch hatte erfahren können, in nicht gerade kunstvolle, aber heiter bis ironisch gestimmte „Verschli“. Jeden Samstag und Sonntag, angetan mit seinem besten Gewand, einen keineswegs neuen Zylinderhut auf dem Kopf, und seine Gitarre in der Hand, suchte er die Wirtschaften der unteren Stadt auf und trug mit wohlklingendem Tenor und immer nach der gleichen Volksmelodie seine gereimten Verse als „Singendes Tagblättla“ vor.

Seinen Namen trug er nicht zu Unrecht, denn alles war stumpf, rund und plump an der kleinen gedrungenen Gestalt. Er sang seine humorvollen, ein wenig holprigen und nicht gerade dezenten Spottverse und war als „Alleinunterhalter“ recht beliebt. Da der Stümpfle aber gelegentlich eine recht spitze Feder hatte und seine Zuhörer auch nicht empfindlich waren, ging er manchmal zu weit. Dies war der Fall mit einem Liedvers, mit dem die jüdische Jugend der Stadt lächerlich gemacht werden sollte. Eine andere Version lautete, er habe eine Travestie der Zedlitzschen Dichtung „Napoleons nächtliche Heerschau“ vorgetragen, die sich in der Spitze gegen die Judenschaft richtete. Doch der Schuss ging nach hinten los. Die Fürther, die seit eh und je ein gutes Verhältnis zu den jüdischen Mitbürgern hatten, lehnten die Verunglimpfung ab. Oberrabbiner Dr. Isaak Loewi, dem die Sache zu Ohr gekommen war, ließ Stümpfle zu sich kommen. Auf die Frage „Nun, Meister, wie geht es denn immer““ antwortete dieser „Schlecht, bei diesen schlechten Zeiten“. „Aber Sie singen in den Gasthäusern doch so schöne Lieder und verdienen dabei auch etwas“ sagte Loewi. Stümpfle verstand die Anspielung und verstummte verlegen. Darauf fragte Loewi: „Haben Sie Zeit und Lust zur Arbeit, lieber Meister? Ich hätte was für Sie“. Stümpfle bejahte und der Oberrabbiner sagte: „Das freut mich. Dort steht ein ganzer Korb voll defekter Stiefel und Schuhe unserer Schuljugend. Das gibt Ihnen längere Zeit Arbeit und wir wollen Sie gut bezahlen“. Der Schuster bedankte sich beschämt für den umfangreichen Auftrag und zog mit dem Korb ab. Der Meister Stümpfle begnügte sich fortan mit weniger aggressiven Reimen, aber er sang noch viele Jahre lang zu seinem Nutzen und zur Freude der Zuhörer. Quelle: Fürther Tagblatt vom 3.5.1927, Artikel von Georg Wüstendörfer.

Einzelnachweise