Fraveliershof: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Januar 2024, 23:42 Uhr

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Der Fraveliershof von der Theaterstraße aus gesehen.
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Gebäude
Frau van Lierds-Hof
Straße / Hausnr.
Beim Liershof 1
Objekt
Ehemaliges Bräuhaus „Frau van Lierds-Hof“
Baujahr
1679
Bauherr
Paul Lersch
Geokoordinate
49° 28' 40.18" N, 10° 59' 9.45" E, 49° 28' 40.55" N, 10° 59' 8.10" E
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth
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Straße / Hausnr.
Beim Liershof 3, 3 a
Objekt
Doppelwohnhaus
Geokoordinate
49° 28' 40.18" N, 10° 59' 9.45" E, 49° 28' 40.55" N, 10° 59' 8.10" E
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth

Der "Fraveliershof" (Beim Liershof 1 - 3) ist ein Anwesen aus dem 17. Jahrhundert am Gänsberg. Die Namensgeberin war Frau Catharina van Lierd, eine angesehene Fürtherin ihrer Zeit, die durch ihre Mildtätigkeit aus ihrem christlichen Glauben heraus bekannt wurde. Mit der Bezeichnung des Anwesens wird bis heute noch an sie gedacht. Der Name "Fraveliershof" ist die mundartliche Zusammenziehung von "Frau-van-Lierd-Hof". Heute ist das Anwesen "Fraveliershof" Wohnhaus und Gasthaus. Der Fraveliershof ist eines der wenigen Häuser, das die Flächensanierung des Gänsbergs überstanden hat und vom Abriss verschont wurde.


Beschreibung des Baudenkmals

Beim Liershof 1

Zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Satteldach, profilierten Sohlbänken, Korbbogenportal, kugelbesetztem Nordgiebel, südlichem Fachwerkgiebel, Fachwerk-Aufzugsgiebel an der östlichen Traufseite und westlichen erdgeschossigem Anbau, 1679, von Hans Aigner 1978 restauriert und innen völlig erneuert[1]; westlich anschließend Rundbogenportal aus Sandsteinquadern mit Zieraufsatz, gleichzeitig, als Verbindung zu Anwesen Beim Liershof 3

Beim Liershof 3; 3 a

Zweigeschossiger Traufseitbau mit Satteldach, hofseitig stark erneuerte Lauben-Anbauten; Osthälfte (Nr. 3) Fachwerkbau mit Aufzugsdächlein am Ost- und nördlichem Zwerchhausgiebel, 17./18. Jahrhundert; Westteil (Nr. 3 a) Sandsteinquaderbau mit Voluten am Giebelansatz, im Kern 17./18. Jahrhundert, wohl später in Sandstein erneuert.

Beschreibung nach Gebessler

Lilienstraße 1. Ehem. Frau v. Liers-Hof. Zweigeschossiger stattlicher Quaderbau mit sieben Obergeschoßfenstern; um 1700. Lebhaft profilierte Fensterbänke, wulstige Gewände (auch im dreigeschossigen Strassengiebel). Auf der Giebelschrägseite Zierpostamente mit z. T. abgegangener Kugelbekrönung. Achsial Stichbogenportal mit Gewändeprofilierung, Kämpfern und Volutenschlußstein; sehr dekoratives, schmiedeeisernes Oberlichtgitter. Geschäfteinbauten. Zum Hof zwischen Nr. 1 und 3. Rundbogentor aus Bossenquadern, um 1700. Der frei gespannte Bogen bekrönt durch Zierpostament mit Kugel über Voluten.[2]

Geschichte

Das Anwesen wird erstmals 1621 erwähnt. Der Kaufmann Paul Lersch (1635 - 1681) errichtete auf dem Grundstück ein Wohnhaus, das ab 1685 die Braugerechtigkeit übertragen bekam.[3] Die Witwe Lerschs, Katharina Lersch (1636 - 1710), heiratete erneut 1686 Johann David van Lierd (1651 - 1716), ein Kaufmann aus niederländischer Abstammung.

1723 wird der Bierbrauer Georg Lederer als Eigentümer eines von Steinen ganz neu aufgebauten Bräuhauses samt Nagelschmiedhäuslein, Garten und Stadl erwähnt, was laut Heinrich Habel offensichtlich auf den Bau des späteren 17. Jahrhunderts abzielt aufgrund der Bauweise des Giebelhaustypes.

1816 kam es, nach dem Tode des damaligen Brauhausbesitzers Johann Michael Hoffmann und auf Antrag des Vormundes der minderjährigen Kinder, zu einer Versteigerung der Immobilien (mit den damaligen Haus-Nummern 494 a und 494 b). Zu den zwei Anwesen gehörten laut Versteigerungsbekanntmachung ein Wohnhaus mit zwei Gärten und ein massives Brauhaus, eine Branntweinbrennerei, Waschhaus, Scheune, Stallungen sowie ein weiteres Wohnhaus samt Scheune und Garten.[4]

Im Adressbuch von 1819 wird dann Johann Wolfgang Siebenkäs als Eigentümer und "Bierbräuereybesitzer" aufgeführt.

Ab 1840 wurde das Anwesen vom Brauhausbesitzer Christoph Steinberger bewohnt, der in der Nachbarschaft an der Theaterstraße die Brauerei übernahm, die jedoch 1868 wiederum durch die Fabrikanten Weigmann und Streng übernommen wurde. Diese erhielten in gleichen Jahr die Genehmigung, das Brauhaus in Wohnungen umzuwandeln.[5] Später gingen sie in Konkurs. Der Hofcharakter entstand durch die frühere Umgrenzung durch die Häuser Lilienstraße 1, 3, 5 und 7. „Die Fraveliershof-Besitztümer waren mit Mauern umgeben und hatten gleiche Eingangstore zu den Höfen, von denen aber nur der Torbogen am Lilienplatz vollständig bis zur gegenwärtigen Zeit erhalten blieb.[6]

Adressbezeichnungen

Vor 1792 gab es für die Gebäude noch keine offiziellen Hausnummern, sondern zum Beispiel die Wortbeschreibung "Beym Lierischen Bräuhaus".[7] 1792 erhielten die Gebäude die Hausnummern 494 und 493. (Im Adressbuch von 1807 und im Adressbuch von 1819 wurden die Gebäude zur besseren Unterscheidung auch mit "Beim Liershof" und "Im Liershof" umschrieben.)

1827 erfolgte in Fürth die Einteilung der Gebäude nach Bezirken. Der Liershof erhielt die Adresse Liliengasse und gehörte zum I. Bezirk: Hausnummer 494 a wurde zu I/224, 494 b zu I/223 und Hausnummer 493 wurde zu Nummer I/222.

Erst 1860 erfolgte die Einteilung nach den Straßen, so wurde die Hausnummer 224 zu Lilienstraße 10, während die Hausnummer 222 zur Lilienstraße 11 umbenannt wurde. (Lilienstraße und Liliengasse wurden weiterhin häufig synonym verwendet.)

1890 erfolgte erneut eine Umnummerierung der Häuser in Fürth. Jetzt wurde aus der Lilienstraße 10 die Nummer 1 und aus der Lilienstraße 11 die Lilienstraße 3.

Erst seit der Flächensanierung in den 1970er und 1980er Jahren haben die Häuser ihre heutige Nummerierung: Beim Liershof 1 und Beim Liershof 3.[8]

Chronologie der Eigentümer

In der Wunschelchronik sind die verschiedenen Eigentümer der Gebäude Beim Liershof 1 und 3 aufgelistet. Die Quellenangaben ohne bzw. mit einem Stern (*) beziehen sich auf im Stadtarchiv bzw. online vorhandene Adressbücher, die Quellenangaben mit zwei Sternen (**) beziehen sich ausschließlich auf die Wunschelchronik im Stadtarchiv. Evtl. vorhandene Lücken zwischen den Jahreszahlen ergeben sich aufgrund mangelnder Informationen über den genauen Eigentümerübergang.

Beim Liershof 1

  • 1679: Lersch, Paul **
  • 1685: Lersch´s Erben (Witwe und „Tochtersmann Conrad Beier“/Beyer)**
  • 1700: Frau von Lierd **
  • 1723: Georg Lederer (Bierbrauer) **
  • 1752: Hoffmann, Heinrich Salomon **
  • 1797 - 1816: Hoffmann, Johann Michael */**[9]
  • 1816 - 1819: Johann Wolfgang Siebenkäs */**
  • 1819: Gruber, Georg (Branntweinbrenner) (oder Johann Georg Zink, Maurermeister) [Anm.: Muss noch geklärt werden!]
  • 1840: Siebenkäs, Barbara (Witwe) **
  • 1841 - 1867: Christoph Steinberger (Brauhausbesitzer)
  • 1867: Steinberger, Friederike (Brauerwitwe)
  • 1868 - 1872: Weigmann und Streng (Fabrikanten) **
  • 1873: Rudel, Georg (Schreinermeister) **
  • 1879: Kübler, Felicitas (Trödlersfrau)
  • 1891 - 1896: Kübler, Felicitas und Kübler, Johannes (Bäckerei u. Trödler)
  • 1899: Holzmann, Johann (Charcutier)
  • 1900 - 1905: Holzmann, Anna Franziska (Metzgermeisterswitwe) **
  • 1907 - 1921: Holzmann, Wilhelm (Metzgermeister)
  • 1926: Holzmann, Friedrich (Metzger)
  • 1931 - 1935: Holzmann, Friedrich (Metzger) *
  • 1951 - 1956: Holzmann, Wilhelm (Metzgermeister)
  • 1961: Hirschmann, Lotte

Beim Liershof 3

  • vor 1799: Katharina Bayer, Weinhändler-Witwe in Nürnberg[10]
  • 1799 - 1850: Großer, Heinrich (Uhrmacher) **
  • 1859 - 1901: Meyer, Johann Heinrich (auch Johann Meier) (Metallschlägermeister/Blattmetallfabrikant) */**
  • 1903 - 1906: Meyer, Kunigunda Rosalie (Metallschlägerwitwe)
  • 1909: Meier, Rosalie (Metallschläger-W.)
  • 1910: Heigl, Elise (geb. Meyer) (Anm.: Klingt unlogisch) **
  • 1911: Meyer, Johann (Metallschläger)
  • 1913: Meyer Johann Adam (Metallschlägereiinhaber) *
  • 1921 - 1926: Heigl, Elise, geb. Meyer
  • 1930 - 1935: Fick, Konrad (Bäckermeister) **
  • 1951 - 1961: Fick, Anna (Witwe)

Ansässige Betriebe

In beiden Gebäuden waren von Anfang auch gewerbliche Betriebe untergebracht. Auch hier bieten die Wunschelchronik und diverse Adressbücher eine Auskunft über den Inhaber bzw. der Art des Gewerbes. Die Quellenangaben ohne bzw. mit einem Stern (*) beziehen sich auf im Stadtarchiv bzw. online vorhandene Adressbücher, die Quellenangaben mit zwei Sternen (**) beziehen sich ausschließlich auf die Wunschelchronik im Stadtarchiv. Evtl. vorhandene Lücken zwischen den Jahreszahlen ergeben sich aufgrund mangelnder Informationen über den genauen Eigentümerübergang.

Beim Liershof 1

  • Nach der Erbauung: Tabakfabrik
  • 1685: Brauerei **
  • 1723: Brauerei Lederer **
  • 1816: Brauerei Hoffmann[11]
  • 1819: evtl. Brandweinbrennerei Gruber
  • 1850: Brauerei Steinberger
  • 1854* - 1859: Brauerei Steinberger, Spiegelglasfabrik/-handlung Schweitzer *
  • 1869: Paulus Breuninger, Trödler[12]
  • 1879: Trödelwaren Kübler
  • 1886 - 1896: Trödelwaren Kübler, Bäckerei Schmerler
  • 1899: Metzgerei Holzmann, Bäckerei Schmerler
  • 1901 - 1911: Metzgerei Holzmann, Bäckerei Hösch
  • 1913: Metzgerei Holzmann; Bäckerei Hösch; Spezereigeschäft Muzenhardt *
  • 1921: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Muzenhardt
  • 1926: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Bader
  • 1931: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Bader, Metalldrückerei Berthold *
  • 1935: Metzgerei Holzmann, Tabakwaren Bader, Milchhandel Popp
  • 1951 - 1956: Metzgerei Holzmann, Tabakwarenhandlung Prechtel
  • 1961: Metzgerei Hirschmann

Beim Liershof 3

  • 1799 - 1819: Uhrmacherei Großer
  • 1850: evtl. Uhrmacherei
  • 1854 - 1867: Metallschlägerei Meyer *
  • 1863: Bäckerei **
  • 1873 – 1884: Metallschlägerei Meyer **
  • 1886: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei
  • 1891: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Borch, Vernickelungsanst. Wunder
  • 1893 - 1896: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Borch
  • 1899 - 1901: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Schmidt
  • 1903 - 1905: Metallschlägerei Meyer
  • 1907: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Eskofier, Schreinerei
  • 1909: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner, Schreinerei
  • 1911: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner, Möbelschreinerei Büttner
  • 1913: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner *
  • 1921: Bäckerei Fick, Metallschlägerei Kübler (?)
  • 1926 –1931*: Bäckerei Fick, Wäscherei Blaufelder *
  • 1935 -1961: Bäckerei Fick

Siehe auch

Lokalberichterstattung

  • Matthias Boll: Rätsel-Auflösung: Das Pferd vom Fraveliershof. In: nordbayern.de vom 29. April 2023 - online

Literatur

Einzelnachweise

  1. nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 54
  2. Stadt und Landkreis Fürth / Kurzinventar von August Gebessler, 1963, S. 41-42
  3. "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg...", 1785, 3. Band, 2 Teil, S. 39 f.
  4. "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
  5. Fürther Tagblatt vom 6. Nov. 1868
  6. Nordbayerische Zeitung, Juli 1923
  7. Grundriß von 1789
  8. Wunschelchronik, 1940
  9. "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
  10. "Fürther Anzeiger" vom 12. Februar 1799
  11. "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
  12. Fürther Tagblatt vom 4. Juli 1869

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