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Erste Zeitungsberichte erschienen im April [[1955]] in den [[Fürther Nachrichten]], doch es dauerte über 20 Jahre, bis der erste Versuch einer umfangreicheren Geschichtsdarstellung über die "''Kapitulation von Fürth 1945''" erfolgte. Der Fürther Chronist [[Gottlieb Wunschel]] veröffentlichte in den [[Fürther Heimatblätter]]n [[1965]] seinen Bericht zu diesem Thema. Wunschel hatte während des 2. Weltkrieges ein Tagebuch geführt, dass er nun als Aufsatz um die Geschehnisse des [[19. April]] [[1945]] veröffentlichte. In der Folge erschienen verschiedene Artikel in den [[Fürther Nachrichten|Fürther]] und Nürnberger Nachrichten, bis Dr. [[Manfred Mümmler]] [[1995]] das [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Buch "Fürth 1933 - 1945"]] veröffentlichte, in dem die Zeit des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] und der Kriegsverlauf in Fürth erstmalig umfangreich beleuchtet wurden. Im gleichen Jahr erschien auch von der [[Fürther Geschichtswerkstatt|DGB-Geschichtswerkstatt]] Fürth im [[Städtebilder Verlag]] eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Jahr [[1945]]. Weitere  Publikationen über das Wirken der NSDAP speziell in Fürth und über die Kriegsgeschehnisse bis zur Kapitulation am [[19. April]] [[1945]] sind bis dato, mit Ausnahme einiger Bildbände aus dem Städtebilder Verlag und Schriften in den Fürther Heimatblättern, nicht erschienen.
 
Erste Zeitungsberichte erschienen im April [[1955]] in den [[Fürther Nachrichten]], doch es dauerte über 20 Jahre, bis der erste Versuch einer umfangreicheren Geschichtsdarstellung über die "''Kapitulation von Fürth 1945''" erfolgte. Der Fürther Chronist [[Gottlieb Wunschel]] veröffentlichte in den [[Fürther Heimatblätter]]n [[1965]] seinen Bericht zu diesem Thema. Wunschel hatte während des 2. Weltkrieges ein Tagebuch geführt, dass er nun als Aufsatz um die Geschehnisse des [[19. April]] [[1945]] veröffentlichte. In der Folge erschienen verschiedene Artikel in den [[Fürther Nachrichten|Fürther]] und Nürnberger Nachrichten, bis Dr. [[Manfred Mümmler]] [[1995]] das [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Buch "Fürth 1933 - 1945"]] veröffentlichte, in dem die Zeit des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] und der Kriegsverlauf in Fürth erstmalig umfangreich beleuchtet wurden. Im gleichen Jahr erschien auch von der [[Fürther Geschichtswerkstatt|DGB-Geschichtswerkstatt]] Fürth im [[Städtebilder Verlag]] eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Jahr [[1945]]. Weitere  Publikationen über das Wirken der NSDAP speziell in Fürth und über die Kriegsgeschehnisse bis zur Kapitulation am [[19. April]] [[1945]] sind bis dato, mit Ausnahme einiger Bildbände aus dem Städtebilder Verlag und Schriften in den Fürther Heimatblättern, nicht erschienen.
Über den Ort der Verhandlungen zur Übergabe der Stadt:
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Nach den Aufzeichnungen im Archiv steht fest, dass die Örtlichkeit Rednitzstraße 12, Hinterhaus parterre, Wohnung Eder, war. Dort führte der amerikanische Major das Gespräch mit Dr. Fritz Gastreich, nachdem er dorthin geführt wurde. Dr. Gastreich erklärte dort die Bereitschaft der Stadt sich zu ergeben und zum Zeichen dafür weiße Fahnen auszuhängen. Für das Rathaus war diese schon vorbereitet worden durch die Schwiegertochter von Gleixner. Dr. Gastreich erklärte sich dort bereit, zusammen mit weiteren Rathaus-Referenten die Fürther aufzufordern, in Ruhe sich zu ergeben ohne Gewalt. Dazu fuhr auch er von der Innenstadt aus bis zur Stadtgrenze (angeblich vorne auf einem Panzer sitzend).
      
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
 
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
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: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des Amerikaners. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
 
: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des Amerikaners. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
 
[[Datei:A2695 US Regierung.jpg|mini|left|US-Übergangsregierung in Fürth]]
 
[[Datei:A2695 US Regierung.jpg|mini|left|US-Übergangsregierung in Fürth]]
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Über den genauen Ort der Verhandlungen zur Übergabe der Stadt:<br>
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Nach den Aufzeichnungen im Archiv steht fest, dass die Örtlichkeit [[Rednitzstraße 12]], Hinterhaus parterre, Wohnung Eder, war. Dort führte der amerikanische Major das Gespräch mit Dr. Fritz Gastreich, nachdem er dorthin geführt wurde. Dr. Gastreich erklärte dort die Bereitschaft der Stadt sich zu ergeben und zum Zeichen dafür weiße Fahnen auszuhängen. Für das Rathaus war diese schon vorbereitet worden durch die Schwiegertochter von Gleixner. Dr. Gastreich erklärte sich dort bereit, zusammen mit weiteren Rathaus-Referenten die Fürther aufzufordern, in Ruhe sich zu ergeben ohne Gewalt. Dazu fuhr auch er von der Innenstadt aus bis zur Stadtgrenze (angeblich vorne auf einem Panzer sitzend).<ref>Recherche Peter Frank, Fürth</ref><br>
 
Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[US Army|US-Streitkräften]] eine Liste der Fürther Nationalsozialisten, darunter auch die strammen Parteisoldaten der NSDAP, [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[US Army|US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens [[wikipedia:Barbital|''Veronal'']], das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
 
Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[US Army|US-Streitkräften]] eine Liste der Fürther Nationalsozialisten, darunter auch die strammen Parteisoldaten der NSDAP, [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[US Army|US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens [[wikipedia:Barbital|''Veronal'']], das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
      
Am Donnerstag Nachmittag wehten in den Straßen Fürths überall weiße Fahnen. Auch auf dem Rathausturm war eine riesige weiße Fahne zu sehen, die die [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] bereits im Vorfeld angefertigt hatten. Der Nürnberger Flaksender kommentierte die Kapitulation Fürths wie folgt: "''Fürth hat schmachvoll kapituliert. Nürnberg hält sich. Es wird von Erlangen und [[wikipedia:Erlenstegen|Erlenstegen]] angegriffen. Die Schmach der Stadt Fürth wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>
 
Am Donnerstag Nachmittag wehten in den Straßen Fürths überall weiße Fahnen. Auch auf dem Rathausturm war eine riesige weiße Fahne zu sehen, die die [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] bereits im Vorfeld angefertigt hatten. Der Nürnberger Flaksender kommentierte die Kapitulation Fürths wie folgt: "''Fürth hat schmachvoll kapituliert. Nürnberg hält sich. Es wird von Erlangen und [[wikipedia:Erlenstegen|Erlenstegen]] angegriffen. Die Schmach der Stadt Fürth wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>
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