1839

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  • Am 4. Juni gibt es ein schlimmes Unwetter, "wie man es seit 1816 nicht mehr erlebte". Selbst stärkste Bäume werden entwurzelt und der einsetzende Hagel macht jede Hoffnung auf eine gute Ernte zunichte.[1]
  • Am 14. Oktober eröffnet Dr. Fronmüller eine Augenklinik im damaligen städtischen Krankenhaus.[2]

Personen

Geboren 1839

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Wilhelm Friedrich Besold30. MaiNürnbergGeschäftsführer, Spiegelfabrikant
Karl Böhm10. AugustCoburgBautechniker
Georg Simon Eckart29. AprilWindsheimZimmermeister
Friedrich Gaum21. DezemberFürthGemeindebevollmächtigter, Magistratsrat, Hutmacher, Zeitungsexpedient
Hermann Hirsch22. MaiIchenhausenFabrikbesitzer, Spiegelglasfabrikant
Wolfgang Kiesel11. AugustFürthArchitekt, Zimmermeister
Moses Kohnstam2. MaiMiltenbergKaufmann
Emil Marx14. AprilFürthSpiegelglasfabrikant
Jakob Meyer27. JanuarFürthMaurermeister, Bauunternehmer, Architekt, Brauereibesitzer
Nikolaus Pfeiffenberger13. AprilSteinMetallschläger, Flurwächter
Stephan Rieder11. NovemberGrassau/ChiemgauArchitekt, Bauführer, Bauzeichner
Johann Weber6. JanuarSteppach bei HöchstadtZimmermeister, Zimmerpolier
Georg Wolfgang Wolfsgruber18. NovemberMühlenbesitzer, Direktor

Gestorben 1839

PersonTodestagTodesortBeruf
Johann Michael Wilhelm Gaum13. MaiFürthHutmacher
Hirsch Levi GunzenhäuserMünchenKaufmann, Wechsler
Johann Jakob Metzler11. OktoberMünchenKunstmaler, Maler, Zeichenlehrer
Faustel Pfeifer Morgenstern14. MärzBüchenbach
Fradel Fanny Morgenstern
Susanna Maria Ziegler28. FebruarFürth

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

Der sogenannte Hofmannsveitenhof (jetzt Heiligeng. Nr. 4 und 5) war früher der Sitz der lehensherrlichen Hofmannschen Familie gewesen. [...]. - Vom März bis Mai herrschte hier, besonders unter den Kindern, eine Masern- (Morbillen-) Epidemie. - Schauspieldirektor Wolf gab im Monat Mai und Anfangs Juni Theatervorstellungen. Dann blieb das Theater wegen der Restaurationsarbeiten bis zum September geschlossen. Es folgten hierauf Vorstellungen der Nürnberger Theatergesellschaft unter Leitung von Direktor Gustav Brauer. - Am 28. Mai erhielt der bisherige Landwehroberst und kgl. Hauptzollamtsverwalter Julius Freiherr Ecker von Eckhofen bei seinem Abzuge von hier auf Antrag des Landwehr-Officierkorps wegen seiner Verdienste um das Regiment vom Magistrate und Gemeindebevollmächtigten das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Sein Nachfolger war Oberzollinspektor Christof Freund. - Den 8. November wurde der Baumgarten des Bäckermeisters Kundinger, an der Theaterstraße gelegen, um 1550 fl. zum Behufe der Erbauung eines Hospitales von der israelitischen Gemeinde erkauft. - Am 13. August wurde die früher hier übliche sogenannte Amtskollekte, wonach der Kantor der Stadt am Neujahrstage Geschenke sammelte, durch Magistratsbeschluß definitiv abgeschafft. - Zahl der Neubauten: nur drei; Frequenz der Ludwigseisenbahn: 460,763 Passagiere mit 51,795 Einnahme. - In diesem Jahre brannte ein Vorder- und Hinterhaus Nr. 124 in der ob. Fischergasse ab. Gehörte dem Mandelrübenfabrikanten Heinlein. (Datum nicht mehr zu bestimmen.)[3]

Zeitgenössische Ortsbeschreibung

Fürth, eine der industriereichsten, freundlichsten und gesundesten Städte Baierns, im Kreise Mittelfranken, am Einfluß der Pegnitz in die Regnitz, auf einer sandigen, aber durch Anbau fruchtbar gemachten Ebene, eine kleine Meile nordwestlich von Nürnberg, hat über 1000 Häuser und 16.700 Einw., unter denen über 500 Katholiken und gegen 2600 Juden. Letztere hatten hier bisher mehre Privilegien, ein geistliches und weltliches Gericht, eine hohe Schule (mit 200 Studenten), eine hebr. Buchdruckerei und andere Anstalten. Die sehr reinliche Stadt, mit einer musterhaften Policei, ist zwar nicht sehr regelmäßig gebaut, enthält aber viele ansehnliche Häuser und ist in neuern Zeiten ungemein verschönert worden; denn immer näher rücken die umliegenden Gärten nach Nürnberg zu an der trefflichen Kunststraße. F. hat einen Gerichtshof, den Sitz des dasigen Kreis- und Stadtgerichts, zwei evangelische Kirchen und eine katholische, mehre Synagogen, eine lateinische, sowie eine Gewerbs-, eine Volks- und eine Industrieschule, eine große Kranken- und Versorgungsanstalt und ein Theater. Die Industrie arbeitet in jeder Gasse zugleich für die Bedürfnisse des höchsten Luxus und der höchsten Entbehrung. Die Anzahl der Handwerksmeister beträgt über 1300 mit 1500 Gesellen. Ansehnlich sind die Spiegelfabriken, zu welchen eine Spiegelglätte mit sechs Schleif- und Polirtischen, über 200 Tische, auf denen nur Papier- und Feldspiegel gemacht werden, 20 Glasbeleger, 4 Glasschneider und 124 Spiegelrahmenmacher gerechnet werden, und liefern 20 Sorten Spiegel von 1 - 100 Zoll Höhe. Ungefähr 80 Goldschläger liefern wöchentlich gegen 20.000 Buch Blattgold und Blattsilber. Die Drechsler, welche in Messing-, Bein-, Holz- und Horndrechsler unterschieden werden, verfertigen eine Menge Metallknöpfe, Tabackspfeifenröhren, Billardbälle, Kaffemühlen und tausenderlei andere Artikel. Die Gürtler liefern eine Menge Galanteriewaaren, und 10 Brillenmacher alle Arten von Brillen, Brenngläsern und Mikroskopen. Ferner sind hier viele, zum Theil sehr gute Fabriken in lackirten Waaren, Taschenuhren, Manufacturen in ledernen Brieftaschen, nürnberger Kinderpuppen, Siegellack-, Staniolfabriken, Metallen- und Compositionswaarenfabrication, von chirurgischen u.a. Instrumenten, Strümpfen und wollenen türk. Mützen, Maccaroni, Lebkuchen, Bleistiften, Metalldraht und mancherlei andere Waaren; zahlreiche Branntweinbrennereien und Rosogliofabriken. Auch gibt es eine Menge Bildhauer und Maler, Ebenisten etc., und die Zahl der Kaufleute gegen 690. Außer dem Waarenhandel (1837 wurden über 14.700 Ctr. Manufacte ausgeführt) wird auch ein starker Wechsel- und Juwelenhandel getrieben und überhaupt ausgebreitete Geschäfte nach Nord- und Südamerika, nach der Levante, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und nach den nord. Ländern gemacht. Bedeutend ist ferner der Bau und die Verarbeitung des Tabacks, sowie der Handel damit. Auch hält F. große Jahrmärkte, besonders an der Kirchweihe um Michaelis. F. wird zum ersten Male 907 erwähnt, in welchem Jahre Kaiser Ludwig III. sich nach dem Meierhofe F. verfügte. In geschichtlicher Hinsicht wurde es merkwürdig durch den Kampf, welcher hier 1632 zwischen Wallenstein und Gustav Adolf vorfiel. Zu größerer Bedeutenheit gelangte es erst in der letzten Hälfte des 18. Jahrh., während es unter preuß. Hoheit stand, durch die Gründung mehrer Fabriken und Manufacturen und die thätige Unterstützung der Regierung. Auch herrschte hier mehre Freiheit und Wohlfeilheit des Lebens als in Nürnberg. Nachdem F. bis 1818 bloß Marktflecken gewesen, erhielt es bei Einführung der Constitution in Baiern die Rechte einer Stadt erster Classe. Zwischen F. und Nürnberg ist seit dem 7. Dec. 1835 die erste deutsche Eisenbahn für Dampfwagen eröffnet, deren Frequenz so gewachsen ist, daß der Ertrag der Actien sich auf das Vierfache des Werthes erhoben hat.[4]

Weblinks

  • Digitalisat der Lithographie "Die Haupt-Synagoge in Fürth" von G. Löwensohn online

Bilder

Einzelnachweise

  1. "Augsburger Tagblatt" vom 11. Juni 1839, S. 373
  2. Fürther Tagblatt vom 12. Oktober 1839, S. 848 online
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 264 f
  4. Gesellschaft rheinländischer Gelehrter: Rheinisches Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Fünfter Band. Fra - Gru, Köln 1839, S. 329 f - online-Digitalisat