1828

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  • Die Blattern verbreiten sich seit einigen Monaten. Am 5. Februar wird angeordnet, dass eine Lokalität für Blatternkranke ausgemittelt werden soll.[1]
  • Am 21. Februar wird auf strenge Quarantäne gedrungen. Wiederholte Rügen erfolgen wegen schlechter Handhabung der Blattern-Verordnung am 9. März, 31. März und am 29. Mai.[2]
  • Der Bau des Krankenhauses an der Schwabacher Straße beginnt.[3] Die Grundsteinlegung findet am 29. Mai statt.
  • Im "Fürther Intelligenzblatt" bietet ein Hutmacher an, (mit der offiziellen Erlaubnis des Magistrats!) Pudel und andere Hunde zu scheren, was wiederum der "Bayerische Volksfreund" erwähnenswert findet, mit der trockenen Bemerkung, dass dieses in München noch nicht nachgefragt worden sei.[4]


Personen

Geboren 1828

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Peter Ammon22. FebruarBurgfarrnbachLohnkutscher
Friedrich Friedreich29. FebruarWürzburgIngenieur, Stadtbaurat
Georg Geismann24. JuliFromberg bei Sulzbach-RosenbergBrauereibesitzer
Andreas Kanzler2. AprilBüchenbachArchitekt, Zimmermeister

Gestorben 1828

PersonTodestagTodesortBeruf
Wolf Löw Berlin9. JuniFürthKaufmann
Johann Friedrich BürkmannAmsterdamKünstler, Maler
Joseph Herz23. MaiFürthZeichenlehrer, Kupferstecher, Dichter
Simon Höchheimer26. MaiFürthArzt, Literat

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

  • "Hafner aus Cadolzburg erbaute am englischen Garten zwei Backsteinhäuser."[5]
  • "Samenhändler Hofmann erbaute ein Haus, Ecke Theater- und Blumenstraße."[6]
  • Altes Krankenhaus

Fronmüllerchronik

[...] Nachdem am 28. April der Bau des Hospitals in Angriff genommen war, wurde am 29. Mai das Fest der Grundsteinlegung gefeiert. [...]. [...] ein festliches Gastmahl im Brandenburger Hofe schloß die Feier. Unter den in den Grundstein eingelegten bayerischen Gold- und Silbermünzen von 1828 befand sich eine eigens geprägte Medaille [...]. In der eingelegten Urkunde sind die damaligen Verhältnisse der Stadt geschildert. Erster Hospitalarzt war Schnürlein von Ansbach, Hospitalarzt Dr. Pickel. - [...]. Zur Zeit der Erbauung der katholischen Kirche entstand eine katholische Schule mit eignem Lehrer. Der erste Lehrer war Max Dammer, der zugleich den Organisten- und Meßnerdienst zu versehen hatte. Die Kinder aller Altersklasssen vom 6. bis 13. Jahre waren da beisammen. [...] Die provisorische Einsegnung der katholische Kirche durch Stadtpfarrer Kugler in Nürnberg fand Statt am 16. Oktober. [...]. Die Seelenzahl betrug damals 13,912, und zwar 10,917 Protestanten, 2531 Israeliten, 445 Katholiken, 10 Herrnhuter, 9 Reformirte. - [...]. In diesem Jahr wurde auch eine israelitische Aussteueranstalt begründet. [...]. Die Zahl der Gewerbetreibenden betrug damals ungefähr 2150 Meister oder selbstständige Arbeiter [...]. Als eigentliche Fabriken galten damals: zwei Tabakfabriken, zwei Spiegelschleifwerke, vier Spiegelfabriken, eine Strumpfwaarenfabrik, eine Drahtfabrik, zwei Federkiel- und zwei Bronzefabriken. [...]. Damals befand sich noch hier Gustavstraße Nr. 7 die große Büchersammlung des Antiquars Friedrich Herdegen von 120,000 Bänden und 100,000 Dissertationen, 40,000 Kupferstichen, Holzschnitten und Handzeichnungen, sowie die berühmte Kunstsammlung des Gerichtstaxators Abraham Pickert in der Bäumenstraße Nr. 7. Beide zogen später nach Nürnberg.[7]

Zeitgenössische Ortsbeschreibung

Fürth Stadt am Zusammenfluß der Redniz und Pegniz eine kleine Stunde nordwestlich von Nürnberg, mit 13,728 E., worunter 10,743 evangel., 451 kathol. Confession, 9 Hernhuter, 10 Reformirte und 2515 Israeliten. Fürth kam, vornämlich durch die Bemühungen der preuß. Regierung, die 1798 durch Errichtung einer Justiz- und Polizeibehörde den ersten Schritt zur Begründung städtischer Einrichtungen that, rasch empor. Die Befreiung der Einwohner vom Militärverband, die Errichtung und Ausstattung einer königt Bank, die Begünstigung des Häuserbaues durch Prämien und Geldzuschüsse, so wie die hier eingeführte Gewerbfreiheit, wirkten auf Vergrößerung und Erhöhung des Wolstandes so wesentlich, daß Fürth nach dem Uebertritt an die Krone Baiern (1808) schon zu den ansehnlichen Städten zweiter Klasse und 1818 zu den Städten erster Klasse gezält wurde. Die Stadt hat jezt 3 christl Kirchen, 2 Sinagogen, 1 Schauspielhaus, 2 Spitäler, 3 Schulgebäude, 600 Haupthäuser, 339 Nebengebäude, 104 Scheunen. Ein Rathhaus, ein Spital mit Beschäftigungsanstalt sind in Werden begriffen Die Stadt Fürth erfreut sich einer geregelten Armenpflege, welche unter Leitung und Aufsicht des Magistrats von dem Armenpflegschafts-Rathe verwaltet wird. Aus den freiwilligen Beiträgen der Einwohner und andern gesezlich zugewiesenen Fonds werden nicht nur die Bedürfnisse des Armenwesens zureichend gedekt, sondern es wurde auch durch zwekmäßige Verwaltung ein nicht unbedeutender Fond erübrigt, bestimmt zur Fürsorge für ausserordentliche Fälle. Durch das Zusammenwirken patriotischgesinnter Bürger wurde auch in der neuesten Zeit ein Verein zur Unterstüzung in Krankheits und Sterbfällen begründet, aus dessen Mitteln in dem Zeitraume von 5 Jahren die bedeutende Summe von 3253 fl zu dem vorgesezten wolthätigen Zweke verwendet wurde, währenddem ein Kapital von 1400 fl. als Fond vorhanden ist. Gleich nüzlich und zwekmäßig ist die im Jahre 1798 gegründete Aussteuerungsanstalt, nach deren Muster in den Städten Nürnberg und Ansbach Institute der Art gebildet wurden. Sie wird in Form einer Lotterie behandelt, dergestalt, daß nach Verhältniß der jährlich stattfindenden Einlagen zu 52 kr. eine Anzahl von 18-20 Gewinnste zu 150 fl. durch das Glüksrad gehoben, und lediglich an solche Individuen ausbezalt werden, die sich zu verehelichen im Begriffe stehen, oder als bereits verehelicht schon im ledigen Stande der Anstalt einverleibt waren. Ausserden werden jährlich ohne alle Einlagen 5-6 Prämien zu 50 fl. an ganz dürftige Brautleute durch das Loos vertheilt. Fürths Bewohner finden ihre vorzüglichste Erwerbsquelle im Betriebe des Handels, und in zahlreichen Fabrik- und Manufakturgeschäften. Die vorzüglichsten Gegenstände des Handels sind, Manufaktur- oder s.g. Nürnberger Waren, die theils hier, theils in der Umgegend um äusserst billige Preise verfertigt werden, dann Ausschnittwaren, in welchem Fache hier weit größere Geschäfte gemacht werden, als an irgend einem Handelsplaze des Königreichs. Unter den Verzweigungen des Fabrikwesens nehmen die erste Stelle ein: Drei Tabakfabriken, zwei Spiegelschleifwerke, vier Spiegelfabriken, eine Strumpfwarenfabrik, eine Fabrik von leonischen Gold- und Silberdrath und zwei Federkielfabriken.
Die vorzüglichsten Gegenstände des Manufakturwesens, welche mitunter in sehr bedeutendem Umfange betrieben werden, sind folgende: 1) Das Metallschlagergewerbe, welches eigentlich ganz einheimisch dahier ist, da es ausser Nürnberg, Augsburg, Berlin und Wien in Deutschland nicht betrieben wird. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der Verarbeitung des s.g. Goldschaumes, indem aus einem Stükchen Komposition von 2/4 Loth Schwere 160-200 ganz dünne schaumartige Blättchen von 2-4 Quadratzoll in der Größe durch den Hammer geschlagen werden, die man zum Vergolden benüzt. 2) Die Bereitung aller Arten von Broncefarben. Die Abfälle des geschlagenen Metalls, Chavin genannt, werden auf Marmorsteinen überaus fein gerieben, und durch chemische Zersezung und Beimischung nicht nur zur Gold-, Silber-, Bronce- und Kupferfarbe, sondern auch zu den schönsten und lebhaftesten Farben anderer Art bereitet, und es ist der Absaz dieses Fabrikats vorzüglich nach Frankreich und England gerichtet. 3) Die Verfertigung aller Sorten metallener Knöpfe von der feinsten bis zu der geringsten Klasse. 4) Messingene Nägel mit geformten und gemodelten Köpfen. 5) Die Fabrikation von Brillen mit Gestellen von Schildkrot, Silber, Messing, Horn- und Fischbein von der feinsten bis zur geringsten Sorte, nebst andern optischen Gläsern. 6) Prägwerke von Metallen von edlem und unedlem Metall, von der größten Gattung bis zu den Spielpfennigen oder Jettons herab. 7) Bleistiftfabrikation nach allen Verzweigungen. 8) Blechwaren, sowol im natürlichen, als im lakirten Zustande, darunter sind vorzüglich die Blechdosen mit oder ohne Spiegel bemerkenswerth, welche jährlich nach 1000 Duzenden in die Türkei ausgeführt werden. 9) Künstliche Blumen und Damenfedern von seltenem Grade der Schönheit. 10) Musikalische und chirurgische Instrumente, Aderlaßschnepper, Kompasse ect. 11) Drechslerwaren in ungeheurer Quantität, sowol von Elfenbein, Schildkrot und Horn, als auch in edlem und ordinärem Holze. 12) Buchbinderwaren, Brieftaschen, Etuis und Futterale von Safian und ordinärem Leder. 13) Bunte und marmorirte Papiere, dann alle Gattungen von Gold und Silberpapieren. 14) Kinderspielwaren von Zinn, Blech und Messing, zinnerne Soldaten, Hausrath ect. 15) Baumwollene Zeuge von allerlei Beschaffenheit, insbesondere durchschossene mit Seiden und Linnen. 16) Kanetillen oder leonische Drathtressen, unter der Benennung Rasch bekannt. 17) Dosen von Papiermaché, lakirt und mit Gemälden versehen. 18) Uhrgehäuse von edlem und unedlem Metall, messingene Ringe und Uhrschlüssel. 19) Kämme von Schildkrot, Elfenbein, Horn und Klauen. 20) Siegellak und Oblatenbäkerei. 21) Zeug- und Zirkelschmidte. 21) Veredelte Branntweine, Rosoli und Liköre in sehr großer Menge. 23) Kaffesurrogate von Mandelrüben, Cichorien und gelben Rüben.
Der gesammte Gewerbstand der Stadt beläuft sich auf ohngefähr 2150 Meister oder selbstständige Arbeiter, unter welchen 1 Lithographie, 3 Buchdrukereien, 1 Buch- und Kunsthandlung, 3 Apotheken, 15 Bildhauer, 17 Uhrmacher, 20 Lakirer, Vergolder und Maler, 1 Feingoldschlager, 1 Pappendekelfabrikant, 40 Metallschlager, 58 Gürtler, 140 Drechsler, 174 Schreiner, 32 Feld- und Taschenspiegelmacher, 8 Bräuer, 42 Bäker, 67 Mezger, 53 Schneider, 118 Schuster, 8 Brillenfabrikanten, 60 Strumpfwirker, 4 Wagner, 6 Schmidte, 5 Sattler, 47 Weber, 2 Wagenfabrikanten und andere mehr. Zwei Mühlen mit 17 Mahlgängen, dann mit Säg-, Schleif- und Stampfwerken versehen, 4 Gerbereien, 5 Conditoren, 4 Gasthöfe ersten, und 15 zweiten Ranges, 4 Kaffehäuser ect.
Handlungen in Nürnberger und Fürther Manufakturwaren: (Wo Städte bemerkt sind, bedeutet es, daß die Handlung die Messen daselbst besucht) [...]. Spezereiwaren engros: [...]. Spezereiwaren en detail: [...]. Schnittw. en detail: [...]. Antiquar: [...]. Apotheker: [...]. Bleistiftfabrik: [...]. Brieftaschenfabr.: [...]. Brillenfabrikanten: [...]. Bronze: [...]. Bronzewaren u. Lorgnetten: [...]. Buchhandl.:[...]. Buchdrukerei: [...]. Chemisches Laboratorium: [...]. Chlorinographische Officin: [...]. Eisenhandl.: [...]. Essigfabrikant: [...]. Federkielfabrikanten: [...]. Mit Glas: [...]. Gold- und Silberdrathfabrikant: [...]. Katunpapierfabrik: [...]. Knopffabrikanten: [...]. Kunstdreher: [...]. Kupfer-, Messingblech- und Drathfabrik: [...]. Lederhandl.: [...]. Leihbibliothek: [...]. Lithographische Drukerei: [...]. Mandelkaffefabr.: [...]. Messinghändler: [...]. Mit Papier: [...]. Rosolifabrikant: [...]. Salz- u. Tabakhandl.: [...]. Samenhandl.: [...]. Siamoisenfabrikant: [...]. Siegellakfabrikant: [...]. Spiegelfabr.: [...]. Strumpfwarenfabr.: [...]. Tabakfabriken: [...]. Tabakpfeifenfabr.: [...]. Weinhandl.: [...]. Israelitische Handlungen: [...].
Messen u. Märkte: Jährlich um Michaelis ist eine Messe, die von den Bewohnern der benachbarten Städte sehr besucht wird.
Zeitschriften: Intelligenzblatt.
Merkwürdigk.: Die Ueberbleibsel der St. Martinskapelle, erbaut unter Carl dem Großen, also im 8ten Jahrhundert, 1/2 St. nordöstlich von der Stadt; die rothe Martersäule auf der Oberfarrenbacher Höhe des Nottelberges. Ruinen der alten Veste bei Zirndorf.[8]

Veröffentlichungen

Einzelnachweise

  1. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 29.
  2. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 29.
  3. Stadtmuseum Fürth
  4. "Der bayerische Volksfreund" vom 11. April 1828
  5. Fronmüllerchronik, 1887, S. 248
  6. Fronmüllerchronik, 1887, S. 248
  7. Fronmüllerchronik, 1887, S. 245 ff
  8. "Adreßbuch der Kaufleute & Fabrikanten von ganz Deutschland, so wie der Haupt-, Handels- & Fabrikorte des übrigen Europa & der anderen Welttheile. Erster Theil.", Nürnberg 1828, S. 132 ff - online-Digitalisat

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