1826
Aus FürthWiki
- 17. August: Dr. Landmann wird als Nachfolger des verstorbenen Dr. Petz die Physikatsverwesung übertragen.
- Am 6. Oktober wird auch Dr. Solbrig als Physikus angestellt.[1]
- Am 15. Oktober 1826 findet die Einweihungsfeier der Auferstehungskirche statt.
Personen
Geboren 1826
Gestorben 1826
Person | Todestag | Todesort | Beruf |
---|---|---|---|
Seckel Bär Dinkelsbühler | Fürth | Zahnarzt, Chirurg, Wundarzt | |
Elia Halevi | 5. November | Paris | Dichter |
Johann Joachim Petz | 9. August | Fürth | Arzt |
Johann Friedrich Welz | Uhrmacher | ||
Johann Würsching | 30. Mai | Fürth | Kompassmacher |
Isaac David Zürndorfer | Fürth | Buchdrucker, Verleger |
Bauten
- Friedhof Burgfarrnbach, Friedhof Burgfarrnbach (Architekt: Bernhard Solger) wird errichtet.
- Königstraße 128, Wohnhaus mit Gaststätte (Architekt: Johann Heinrich Jordan) wird errichtet.
- Königstraße 130, Wohnhaus (Architekt: Johann Heinrich Jordan) wird errichtet.
- Mühlstraße 2, Ehemalige Weinstube „Zum Duckla“, heute Bierlokal „Duckla“ (Architekt: Paulus Biller) wird errichtet.
- Oberfarrnbacher Straße 14; Oberfarrnbacher Straße 12, Friedhof Burgfarrnbach wird errichtet.
Fronmüllerchronik
- [...] Am 17. Januar trat, des langen Harrens müde, eine eigene Commission zusammen, welche am 24. Januar in Antrag brachte, das Glockenwirths- und Geißler'sche Anwesen sammt dem jüdischen Stiftungsgebäude und der Realschule niederzureißen und zum Bauplatz für ein Rathhaus zu verwenden. - Der Magistrat und die Gemeindebevollmächtigten genehmigten den Antrag, aber die Obercuratel war nicht damit einverstanden, weniger wegen der auf 40,000 fl. berechneten Summe für die Bauplätze, als wegen bevorstehender Gerichtsorganisations-Aenderung, wodurch wohl das kgl. Kreis- und Stadtgericht Fürth aufgehoben und das entbehrlich werdende Gebäude desselben in ein Rathhaus umgewandelt werden könnte. - Löblein, Advokat, eröffnete hier seine Praxis. [...]. Den 16. Februar erhielt Dr. Georg Wolfgang Aldinger von hier die Erlaubniß zur Ausübung der ärztlichen Praxis. - Am 6. Juli wurde Seine Majestät König Ludwig I. auf seiner Durchreise nach Brückenau festlich empfangen. Auf seiner Rückreise am 27. September besuchte er die Fabriken von Benda, Faber und Espermüller, sowie die zwei Kirchen. An gleichem Tage sprach sich König Ludwig gegen Bürgermeister Bäumen dahin aus, daß eine Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth wegen der leichten Ausführbarkeit wünschenswerth sei [...]. - Am 23. September kam an die Stelle des verstorbenen Stadtgerichtsarztes Dr. Petz der bisherige Landgerichtsarzt in Leutershausen Dr. Solbrig. - Am 30. September wurden die drei Glocken der kath. Kirche geweiht und zum ersten Male geläutet. - Den 15. Oktober wurde die Auferstehungskirche durch Consistorialrath Fuchs feierlich eingeweiht. - In diesem Jahre wurde viel gebaut, und zwar in der oberen Königstraße [...]; Wirth Bitterlein baute ein Haus am Stadlinger Wald (jetzt Ammon'sche Preßhefenfabrik), Fuhrmann Schirmer ein anderes auf dem Zimmerplatz [...], woher wohl der name Schirmgasse kommt [...]. Zertahelly wandelte das Kranzwirthshaus zu einem Wohnhaus um [...]; Wirth Volkert richtete in seinem Hause [...] ein israelitisches Frauenbad neu ein, daher der Name "Ducklein"..[2]
Zeitgenössische Ortsbeschreibungen
Aus: Der Wanderer
- [...] Ungefähr eine Stunde weit von Nürnberg liegt die Stadt Fürth. Dahin fährt täglich Nachmittags um halb 3 Uhr ein königlicher Postwagen, in welchem 6 Personen Raum haben. Die Person bezahlt 12 Kreutzer K. W. Um 6 Uhr Abends fährt eben dieser Wagen wieder zurück. :Wir kehrten daselbst im Gasthause zum preußischen König ein. Der Wirth, Herr Stumpfmeyer, ein bescheidener, biederer Mann sammt seinen zwey wohlgebildeten und wohlerzogenen Töchtern, sucht jedem Fremden durch Erzählung alles Wissenswerthen, dann durch gute und sehr billige Bedienung den Aufenthalt angenehm zu machen. In diesem Gasthause befindet sich ein Klubb, in welchem die Abonnenten sich mit Lesung in- und ausländischer Zeitungen, Journale, Musik u. s. w. unterhalten.
- Diese schöne, regulär gebaute Stadt mit breiten Gassen, gutem Pflaster, zählt bey 15,000 Einwohner, wovon drey Viertheile Katholiken und Protestanten, der vierte Theil aber Juden sind. Es ist ein wahres Vergnügen, zu sehen, in welchem guten Einvernehmen und brüderlicher Eintracht diese drey Religionsparteyen mitsammen leben. Diese harmonische Stimmung ist nicht allein den sich immer mehr verbreitenden Grundsätzen menschenfreundlicher Duldung, sondern hauptsächlich der seltenen Thätigkeit und Arbeitsliebe dieser Bewohner zuzuschreiben, mit welcher sie ihre Gewerbe rastlos betreiben. Hier sind Fabriken aller Gattungen in größter Thätigkeit, als: Augengläser-, Gold- und Flinterschlager-, Spiegel-, Glasschleif-, Tantes-Fabriken, Drechslereyen u. a. m. Unter letzteren zeichnet sich der Drechslermeister R e i c h besonders aus, welcher künstliche Figuren aus freyer Hand verfertiget. Diese Fabrikate werden weit und breit ins Ausland verführt. daher die Erzeuger in gutem Wohlstande leben.
- Es werden daselbst so eben zwey neue schöne Kirchen von Quadersteinen erbaut, deren eine den Katholiken, die andere den Protestanten gehört; auch ist hier eine schöne Synagoge.
- Die Menschen sind gefällig und verträglich. Auffallend ist der schöne Schlag der israelitiscben Mädchen, welche sich durch vorherrschenden Luxus auszeichnen.
- Ich ging Abends in's Theater. Dasselbe ist zwey Stockwerke hoch und dem Verhältnisse der Stadtgröße angemessen. Die Gesellschaft spielt abwechselnd hier und in Nürnberg. Am Portale des Einganges ist folgende Inschrift angebracht: „Der Erheiterung durch Schauspiel und Tonkunst gewidmet von Joseph Reutter und Friedrich Kopp, 1816." Es wurde „Doctor Stackelbein" gegeben, und dieses Stück gut ausgeführt; auch die Musik entsprach ganz jeder Forderung.
- Tags darauf trennten wir uns, und zwar ungern von diesem angenehmen Städtchen [...][3]
Aus: Rinaldos Reisen
- [...] auch nach Fürth, eine starke Stunde von Nürnberg, einer offenen Stadt, deren Bewohner mit den Nürnbergern an Kunstfleiß wetteifern und eine Menge Spiegel, Brillen, Rechenpfennige, Blei, Stifte, Goldschaum, Sackuhren und Uhrschlüssel, bleierne Soldaten, Knöpfe, Arbeiten von Horn und Elfenbein, buntes Papier, - Oblaten und dergleichen mehr, Alles zu sehr billigen Preisen liefern. Ein Sechstel der Bewohner von Fürth, sind Juden, die sich aber nicht vom Schachern nähren, sondern mitunter bedeutende Handlungsgeschäfte mit Gold und Papier und allen denkbaren Arten von Waaren machen. Den alten Theil dieses merkwürdigen Ortes, der über 13.000 Einwohner, also halb so viel als Nürnberg enthält, fanden wir unregelmäßig gebaut: der neue Theil aber hat schöne breite Straßen und große, ansehnliche Häuser. In den vornehmsten Gasthäusern, wie z . B . dem Prinzen von Preußen und dem brandenburgiscben Hause, trifft man immer gute und besonders während des großen vierzehntägigen Marktes, der nach Michaelis gehalten wird, sehr zahlreiche Gesellschaften, in welcher man sich leicht überzeugt, daß die Einwohner dieser Stadt ihren Nachbaren im geringsten nicht nachstehen, und vor so manchen durch Anspruchlosigkeit sich auszeichnen.[4]
Bilder
Bronzereibmühle von Georg Benda, 1826 (Abbildung aus dem Polytechnischen Journal 1913)
Bronze-Reibmühle von Georg Benda, 1826 (veröffentlicht im Kunst- und Gewerbeblatt des Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern 1836)
Bronze-Reibmühle von Georg Benda, 1826 (veröffentlicht im Kunst- und Gewerbeblatt des Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern 1836)
Werbeanzeige des Samenhändlers Leonhard Hofmann, Juli 1826
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 29.
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 243 f
- ↑ "Der Wanderer", 7. Juni 1826 - online-Digitalisat
- ↑ "Rinaldo’s Reisen durch Deutschland. Ein Unterhaltungsbuch für die Jugend zur Beförderung der Vaterlandskunde. Erstes Bändchen." Leipzig, 1826, S. 77 f. - online-Digitalisat der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg