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==Ereignisse==
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* Am [[25. Januar]] findet eine große Generalversammlung des Arbeitervereins im Grünen Baum statt, bei der August Bebel eine zweistündige Rede hielt.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 1/2019, S. 22</ref>
* Am [[25. Januar]] findet eine große Generalversammlung des Arbeitervereins im Grünen Baum statt, bei der August Bebel eine zweistündige Rede hielt.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 1/2019, S. 22</ref>
* Die [[Ottoschule]] wird als Volksschule eröffnet.<ref>[http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-713/1201_read-17758/ Stadtmuseum Fürth]</ref>
* Die [[Ottoschule]] wird als Volksschule eröffnet.<ref>[http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-713/1201_read-17758/ Stadtmuseum Fürth]</ref>
* Gründung des Fürther Imkervereins [http://www.imkerverein-fuerth.de/index.php?page=wirueberuns zur Homepage]
* Gründung des Fürther Imkervereins [http://www.imkerverein-fuerth.de/index.php?page=wirueberuns zur Homepage]
* Im August fand das 4. bayrische Bundesschießen in Fürth statt.
* [[12. Oktober]]: Der bayerische [[Ludwig II. (Bayern)|König Ludwig II.]] erlässt eine neue Gemeindeordnung, nach der es nun 12 Magistratsräte gibt statt vorher 10 und 36  Gemeindebevollmächtigte statt bisher 30.
* [[12. Oktober]]: Der bayerische [[Ludwig II. (Bayern)|König Ludwig II.]] erlässt eine neue Gemeindeordnung, nach der es nun 12 Magistratsräte gibt statt vorher 10 und 36  Gemeindebevollmächtigte statt bisher 30.


==Personen==
==Personen==
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==Zeitgenössische Beschreibung der Stadt Fürth==
==Zeitgenössische Beschreibung der Stadt Fürth==
:''Zwei Poststunden von Nürnberg in nordwestlicher Richtung entfernt liegt die durch ihren Gewerbfleiß bekannte Stadt Fürth, die auf der beide Städte verbindenden Ludwigs-Eisenbahn in einer kleinen Viertelstunde zu erreichen ist. Fürth liegt zwischen den beiden Flüssen Pegnitz und Rednitz, welche sich in kurzer Entfernung von der Stadt unterhalb des Schießangers vereinigen und die Regnitz bilden. [...]. Durch den rastlosen Fleiß seiner Bewohner, deren Zahl seit jener Zeit fortwährend zunahm, wurden Handel und Gewerbe so gehoben, daß Fürth nun zu den ersten Städten Bayerns zählt und allerwärts seines industriellen Strebens wegen bekannt und geachtet ist. Fürth zählt nun 23,300 Einwohner, darunter 16,560 Protestanten, 2160 Katholiken, an 200 freie Christen und über 4000 Israeliten. Es bestehen an 100 Großhandlungsfirmen und an 800 Detailhandlungen. Der Güterversandt beträgt über 500,000 Centner jährlich und der Handel von Fürth hat sich außer dem Gebiete des Zollvereins bereits in Oesterreich und Italien mit Leder, in England und Rußland mit Hopfen, mit [[Spiegelglas]] und Manufakturwaaren in Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien Absatzquellen eröffnet. Bei den 2200 selbstständigen Gewerben wird die Produktion meist fabrikmäßig betrieben. Unter den hier gefertigten Erzeugnissen ragen besonders hervor Spiegelgläser und Spiegel, die einen bedeutenden Handelsartikel nach überseeischen Plätzen bilden; geschlagenes Metall (unächtes Gold) und die daraus erzeugten [[Broncefarben]]; Brillen und andere optische Fabrikate; Drechslerwaaren, von den in zahlloser Menge hergestellten Cigarrenspitzen, Nadelbüchschen und dergl. bis zu den feinsten und kunstvollsten Schnitzereien in Holz und Elfenbein; Galanteriewaaren und Massen der manchfaltigsten Spielwaaren. Mit den beiden Mahlmühlen (obere und [[untere Mühle]]) sind Glasschleif- und Polirwerke verbunden, deren Maschinen durch Wasserkraft bewegt werden; außerdem sind auch mehrfach Dampfmaschinen im Gebrauch. Die bedeutendsten und sehenswerthesten Geschäfts-Etablissements sind: Die [[J. W. Engelhardt & Co.|Engelhard´sche Maschinenfabrik]] und Gießerei an der [[Ludwigs-Eisenbahn]]; die Metallgoldfabrik von [[Brandeis]] in der Schwabacherstraße; die Broncefarbenfabriken von [[Gustav Lepper|Lepper]] am Staatsbahnhof; [[Eiermann und Tabor]] in der Hirschengasse und [[Benda]] in der Lerchenstraße; die Bleistiftfabrik von [[Illfelder]] in der Schwabacherstraße; die Silber-Glasbelege von [[Ludwig Winkler|L. Winkler]] in der Rosengasse; die mechanische Spinnerei von [[Bernstein]] in der Pegnitzstraße, zugleich Wasch- und Badeanstalt, und die Ausstellung der verschiedensten Manufakturartikel von [[Ullmann]] und Engelmann in der Friedrichsstraße. Sehr beachtenswerth ist die Fabrikation von Zinnfiguren, welche vorzüglich hergestellt werden von [[Gebr. Heinrich]] in der Bahnhofstraße, [[Allgeyer]] in der oberen Königsstraße, [[Haffner]] in der Mathildenstraße und [[Schildknecht]] in der Schwabacherstraße. Fürth kann sich nicht rühmen bedeutende Denkmale der Baukunst, Malerei oder Sculptur, oder Gebäude zu besitzen, an welche sich große historische Begebenheiten knüpfen, sein Ruhm ist einzig der, daß es sich aus kleinem Anfang durch eigene Kraft, ohne Protektion mächtiger Herren oder Stiftungen reicher Privaten zu seiner dermaligen Bedeutung emporgeschwungen hat. Das ganze äußere Gepräge der Stadt ist ein ehrendes Zeugniß für den praktischen Sinn, das gemeinsame Streben und die ersprießliche Thätigkeit besonders der jüngsten Generationen. Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich dasselbe auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem [[Schießplatz]] und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855.“ Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist. Das älteste noch bestehende Bauwerk der Stadt ist die St. Michaeliskirche, deren Chor und Thurm im gothischen Styl erbaut, zwar einfache, aber reine architektonische Verhältnisse zeigen. Ihre Gründung […]. Das Innere der Kirche wurde i. J. [[1832]] gründlich renovirt und in einfacher aber würdiger Weise nach den Angaben des Prof. Heydeloff in Nürnberg ausgeschmückt. […]. Das Orgelwerk wurde von Bittner in Nürnberg hergestellt und entspricht vollständig der Räumlichkeit des Gotteshauses. Nur eine Zierde aus älterer Zeit befindet sich auch heute noch an der Seite des Altars, ein Sakramentshäuschen aus sogenanntem Gußstein, das wahrscheinlich von Adam Krafft geformt schon [[1507]] daselbst ausgestellt wurde. […]. Die Katholische Kirche wurde eingeweiht i. J. [[1829]]. Sie besitzt ein gutes Orgelwerk von Eichmüller in Heilsbronn. Die Haupt-Synagoge der israelitischen Gemeinde, deren Gründung in das Jahr [[1616]] fällt, wurde im Jahre [[1865]] fast gänzlich umgebaut, namhaft erweitert und in edlem Style dem Cultus angemessen hergestellt. Der erste Israelit, welcher sich [[1528]] in Fürth ansiedelte, war der Sohn eines Nürnberger Weinwirths. Die mit der Erbauung der [[Hauptsynagoge]] zugleich in's Leben gerufene [[Talmudschule]] besteht gegenwärtig nicht mehr. König Ludwig II erzeigte der israel. Gemeinde die Huld, bei seiner kurzen Anwesenheit im Jahre [[1866]] die restaurirte Synagoge zu besichtigen. An öffentlichen Gebäuden besitzt Fürth ein großes, mit hohem Thurm geziertes [[Rathaus|Rathhaus]], das in den Jahren [[1840]] bis 1850 erbaut wurde, und in welchem sich außer den Magistrats-Bureaux, die Lokale des kgl. Bezirksgerichts finden. Dort wird auch die durch C. Gebhardt [[1864]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] aufbewahrt, die für gewöhnlich Mittwoch und Samstag, von 1 bis 3 Uhr der allgemeinen Benützung geöffnet ist. n geringer Entfernung davon steht ein Gebäude, welches als Armen- und Waisen-Schulhaus [[1768]] erbaut, später als Realschulgebäude benützt, und nun, nachdem es vergrößert wurde, die Lokalitäten des kgl. Bezirksamtes enthält. Die auf dem angetragenen Thürmchen seit [[1775]] befindlich gewesenen Glocken wurden auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen. In der unteren Königsstraße steht das sogenannte [[Geleitshaus]], in welchem sich die Amtszimmer des kgl. Stadtgerichts, sowie die des Landgericht befinden. Das Hauptzollamt ist in der Nähe der katholischen Kirche. die Post im Stationsgebäude des Staatsbahnhofs. Das Theater wurde im Jahre [[1817]] erbaut und seit dieser Zeit mehrmals vergrößert. In dem Wirthschaftsgarten [[zur Stadt Nürnberg]] (Hohlwegsgarten links der Ludwigs-Eisenbahn) befindet sich zur Zeit ein Sommertheater, das viele Besucher anzieht. An den Staatsbahnhof angrenzend, in der äußeren Schwabacherstraße steht das christliche Hospital, ein geräumiges, nach den Anforderungen rationeller Krankenpflege im Iahre [[1830]] errichtetes Gebäude, das mit einem Thürmchen und 2 Glocken versehen und von wohlgepflegten Gärten umgeben, auch seinen eigenen Betsaal besitzt. Das neue israelitische Hospital, in der [[Theaterstraße]], wurde von [[1842]]-46 erbaut. Von dem sehr geräumigen Staatsbahnhofe aus vermittelt die Kreuzungsbahn die Verbindung mit der Süd-Nordbahn. Die Würzburger Bahn, welche vom Bahnhofe aus in westlicher Richtung sich fortsetzt, führt in einiger Entfernung von demselben über eine stattliche Brücke, welche mit 7 weitgesprengten Bogen das Rednitzthal überspannt. Von der unteren Königsstraße aus gelangt man an die eiserne 165´ lange Rednitzbrücke. Sie wurde nach dem System des Oberbauraths Pauly in der Fabrik von Cramer-Klett in Nürnberg hergestellt und [[1860]] an die Stelle der alten Holzbrücke gesetzt. Die häufigen Hochwasser machten schon früher außer der eigentlichen Flußbrücke noch die Anlage einer steinernen Fluth- und einer hölzernen Thalbrücke nöthig, von denen die erstere seit [[1823]], die andere seit [[1850]] besteht. <ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 25 ff - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
:''Zwei Poststunden von Nürnberg in nordwestlicher Richtung entfernt liegt die durch ihren Gewerbfleiß bekannte Stadt Fürth, die auf der beide Städte verbindenden Ludwigs-Eisenbahn in einer kleinen Viertelstunde zu erreichen ist. Fürth liegt zwischen den beiden Flüssen Pegnitz und Rednitz, welche sich in kurzer Entfernung von der Stadt unterhalb des Schießangers vereinigen und die Regnitz bilden. [...]. Durch den rastlosen Fleiß seiner Bewohner, deren Zahl seit jener Zeit fortwährend zunahm, wurden Handel und Gewerbe so gehoben, daß Fürth nun zu den ersten Städten Bayerns zählt und allerwärts seines industriellen Strebens wegen bekannt und geachtet ist. Fürth zählt nun 23,300 Einwohner, darunter 16,560 Protestanten, 2160 Katholiken, an 200 freie Christen und über 4000 Israeliten. Es bestehen an 100 Großhandlungsfirmen und an 800 Detailhandlungen. Der Güterversandt beträgt über 500,000 Centner jährlich und der Handel von Fürth hat sich außer dem Gebiete des Zollvereins bereits in Oesterreich und Italien mit Leder, in England und Rußland mit Hopfen, mit [[Spiegelglas]] und Manufakturwaaren in Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien Absatzquellen eröffnet. Bei den 2200 selbstständigen Gewerben wird die Produktion meist fabrikmäßig betrieben. Unter den hier gefertigten Erzeugnissen ragen besonders hervor Spiegelgläser und Spiegel, die einen bedeutenden Handelsartikel nach überseeischen Plätzen bilden; geschlagenes Metall (unächtes Gold) und die daraus erzeugten [[Broncefarben]]; Brillen und andere optische Fabrikate; Drechslerwaaren, von den in zahlloser Menge hergestellten Cigarrenspitzen, Nadelbüchschen und dergl. bis zu den feinsten und kunstvollsten Schnitzereien in Holz und Elfenbein; Galanteriewaaren und Massen der manchfaltigsten Spielwaaren. Mit den beiden Mahlmühlen (obere und [[untere Mühle]]) sind Glasschleif- und Polirwerke verbunden, deren Maschinen durch Wasserkraft bewegt werden; außerdem sind auch mehrfach Dampfmaschinen im Gebrauch. Die bedeutendsten und sehenswerthesten Geschäfts-Etablissements sind: Die [[J. W. Engelhardt & Co.|Engelhard´sche Maschinenfabrik]] und Gießerei an der [[Ludwigs-Eisenbahn]]; die Metallgoldfabrik von [[Brandeis]] in der Schwabacherstraße; die Broncefarbenfabriken von [[Gustav Lepper|Lepper]] am Staatsbahnhof; [[Eiermann und Tabor]] in der Hirschengasse und [[Benda]] in der Lerchenstraße; die Bleistiftfabrik von [[Illfelder]] in der Schwabacherstraße; die Silber-Glasbelege von [[Ludwig Winkler|L. Winkler]] in der Rosengasse; die mechanische Spinnerei von [[Bernstein]] in der Pegnitzstraße, zugleich Wasch- und Badeanstalt, und die Ausstellung der verschiedensten Manufakturartikel von [[Ullmann]] und Engelmann in der Friedrichsstraße. Sehr beachtenswerth ist die Fabrikation von Zinnfiguren, welche vorzüglich hergestellt werden von [[Gebr. Heinrich]] in der Bahnhofstraße, [[Allgeyer]] in der oberen Königsstraße, [[Haffner]] in der Mathildenstraße und [[Schildknecht]] in der Schwabacherstraße. Fürth kann sich nicht rühmen bedeutende Denkmale der Baukunst, Malerei oder Sculptur, oder Gebäude zu besitzen, an welche sich große historische Begebenheiten knüpfen, sein Ruhm ist einzig der, daß es sich aus kleinem Anfang durch eigene Kraft, ohne Protektion mächtiger Herren oder Stiftungen reicher Privaten zu seiner dermaligen Bedeutung emporgeschwungen hat. Das ganze äußere Gepräge der Stadt ist ein ehrendes Zeugniß für den praktischen Sinn, das gemeinsame Streben und die ersprießliche Thätigkeit besonders der jüngsten Generationen. Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich dasselbe auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem [[Schießplatz]] und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855.“ Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist. Das älteste noch bestehende Bauwerk der Stadt ist die St. [[Michaeliskirche]], deren Chor und Thurm im gothischen Styl erbaut, zwar einfache, aber reine architektonische Verhältnisse zeigen. Ihre Gründung […]. Das Innere der Kirche wurde i. J. [[1832]] gründlich renovirt und in einfacher aber würdiger Weise nach den Angaben des Prof. Heydeloff in Nürnberg ausgeschmückt. […]. Das Orgelwerk wurde von Bittner in Nürnberg hergestellt und entspricht vollständig der Räumlichkeit des Gotteshauses. Nur eine Zierde aus älterer Zeit befindet sich auch heute noch an der Seite des Altars, ein Sakramentshäuschen aus sogenanntem Gußstein, das wahrscheinlich von Adam Krafft geformt schon [[1507]] daselbst ausgestellt wurde. […]. Die Katholische Kirche wurde eingeweiht i. J. [[1829]]. Sie besitzt ein gutes Orgelwerk von Eichmüller in Heilsbronn. Die Haupt-Synagoge der israelitischen Gemeinde, deren Gründung in das Jahr [[1616]] fällt, wurde im Jahre [[1865]] fast gänzlich umgebaut, namhaft erweitert und in edlem Style dem Cultus angemessen hergestellt. Der erste Israelit, welcher sich [[1528]] in Fürth ansiedelte, war der Sohn eines Nürnberger Weinwirths. Die mit der Erbauung der [[Hauptsynagoge]] zugleich in's Leben gerufene [[Talmudschule]] besteht gegenwärtig nicht mehr. König Ludwig II erzeigte der israel. Gemeinde die Huld, bei seiner kurzen Anwesenheit im Jahre [[1866]] die restaurirte Synagoge zu besichtigen. An öffentlichen Gebäuden besitzt Fürth ein großes, mit hohem Thurm geziertes [[Rathaus|Rathhaus]], das in den Jahren [[1840]] bis 1850 erbaut wurde, und in welchem sich außer den Magistrats-Bureaux, die Lokale des kgl. Bezirksgerichts finden. Dort wird auch die durch C. Gebhardt [[1864]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] aufbewahrt, die für gewöhnlich Mittwoch und Samstag, von 1 bis 3 Uhr der allgemeinen Benützung geöffnet ist. n geringer Entfernung davon steht ein Gebäude, welches als Armen- und Waisen-Schulhaus [[1768]] erbaut, später als Realschulgebäude benützt, und nun, nachdem es vergrößert wurde, die Lokalitäten des kgl. Bezirksamtes enthält. Die auf dem angetragenen Thürmchen seit [[1775]] befindlich gewesenen Glocken wurden auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen. In der unteren Königsstraße steht das sogenannte [[Geleitshaus]], in welchem sich die Amtszimmer des kgl. Stadtgerichts, sowie die des Landgericht befinden. Das Hauptzollamt ist in der Nähe der katholischen Kirche. die Post im Stationsgebäude des Staatsbahnhofs. Das Theater wurde im Jahre [[1817]] erbaut und seit dieser Zeit mehrmals vergrößert. In dem Wirthschaftsgarten [[zur Stadt Nürnberg]] (Hohlwegsgarten links der Ludwigs-Eisenbahn) befindet sich zur Zeit ein Sommertheater, das viele Besucher anzieht. An den Staatsbahnhof angrenzend, in der äußeren Schwabacherstraße steht das christliche Hospital, ein geräumiges, nach den Anforderungen rationeller Krankenpflege im Iahre [[1830]] errichtetes Gebäude, das mit einem Thürmchen und 2 Glocken versehen und von wohlgepflegten Gärten umgeben, auch seinen eigenen Betsaal besitzt. Das neue israelitische Hospital, in der [[Theaterstraße]], wurde von [[1842]]-46 erbaut. Von dem sehr geräumigen Staatsbahnhofe aus vermittelt die Kreuzungsbahn die Verbindung mit der Süd-Nordbahn. Die Würzburger Bahn, welche vom Bahnhofe aus in westlicher Richtung sich fortsetzt, führt in einiger Entfernung von demselben über eine stattliche Brücke, welche mit 7 weitgesprengten Bogen das Rednitzthal überspannt. Von der unteren Königsstraße aus gelangt man an die eiserne 165´ lange Rednitzbrücke. Sie wurde nach dem System des Oberbauraths Pauly in der Fabrik von Cramer-Klett in Nürnberg hergestellt und [[1860]] an die Stelle der alten Holzbrücke gesetzt. Die häufigen Hochwasser machten schon früher außer der eigentlichen Flußbrücke noch die Anlage einer steinernen Fluth- und einer hölzernen Thalbrücke nöthig, von denen die erstere seit [[1823]], die andere seit [[1850]] besteht. Auch die Pegnitz ist überbrückt Die steinerne Ludwigsbrücke stellt den Verbindungsweg zwischen Fürth und Erlangen her. Begonnen 1833 und vollendet [[1840]], überschreitet sie aus 25 Bogen in einer Länge von 1100´ einen großen Theil der Thalbreite und setzt sich in einem chaussirten Damm bis zur nächsten Anhöhe fort. Sie bildet ein ansehnliches Bauwerk, das ebenso dem Verkehr zur Erleichterung, als der Stadt zur Zierde gereicht. Wie sehr die Stadtgemeinde auf Hebung des Schulwesens bedacht, beweisen unter Anderem die Schulgebäude, welche dieselbe seit 1814 erbaut hat; nämlich ein Mädchenschulhaus, erbaut [[1814]], ein großes Knabenschulgebäude, errichtet [[1825]]; ein schönes, bestens eingerichtetes Gebäude für die [[Gewerb- und Handelsschule]] ([[1864]]) in der [[Blumenstraße]], das mit verschiedenen zweckmäßigen Sammlungen ausgestattet ist, die [[Latein- und Realschule]] in der [[Mathildenstraße]] und ein neues, großartiges Gebäude für die sich stets mehrenden Volksschulklassen in der [[Hirschengasse]] in dessen Räumen der Kunstverein zur Zeit seine Ausstellungen veranstaltet. Ebenso erwähnenswerth sind, das jüdische Waisenhaus in der Julien- und das jüdische Realschulgebäude in der [[Blumenstraße]]. Bei dem ausgebreiteten Geschäftsverkehr der Bewohner, bei den häufigen Reisen Vieler derselben, sowie bei dem regen Fremdenverkehr in der Stadt selbst, ist mit denselben leicht und angenehm zu verkehren; sie lieben Ungezwungenheit sowohl in politischer als auch in kirchlicher Richtung, sind Freunde der Geselligkeit und dem Fremden entgegenkommend, so daß sich dieser unter ihnen leicht heimisch findet. Bei ihnen bewährt sich recht des Dichters Wort: Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, frohe Feste. Solch ein frohes Fest ist die Fürther Kirchweihe, welche in die ersten Tage des Oktobers fällt und mit einer Messe verbunden ist, die 10 Tage dauert. Seit alter Zeit wird dieselbe von weit und breit her besucht und bietet dem Fremden mancherlei Genuß. Die Anlagen um die Stadt, deren Verschönerung und Vermehrung stetes Augenmerk der städtischen Behörden ist, bieten anmuthige Spaziergänge; verschiedene Wirthschaftsgärten, wie der [[Weißengarten]], der [[Pfarrgarten]], der Hohlweg´sche Garten, der [[Prater]] (jenseits der Rednitzbrücke [sic!]) und der [[Meierskeller]] (jenseits der Pegnitzbrücken [sic!]) bieten dem Besucher angenehmen Aufenthalt und sind an Sommernachmittagen und Abenden auch sehr belebt. Als Vergnügungsorte werden gerne besucht, [[Burgfarrnbach]] (mit dem Schlosse des Grafen Pückler), [[Ronhof]], Doos, Muggenhof, [[Dambach]] das neue Forsthaus und die [[alte Veste]]. An diesem sehr beliebten Vergnügungsplatze sind die Ruinen einer Burg, deren schon in einer Urkunde vom Jahre [[1306]] unter dem Namen „Berg“ Erwähnung geschieht. Von 1306 bis 1388 war sie im Besitze der [[Burggrafen von Nürnberg]], wurde aber in letzterem Jahre zerstört und nicht wieder ausgebaut. In Mitte derselben wurde [[1838]] ein 90´ hoher Thurm erbaut, auf welchem man eine herrliche Rundschau genießt. Hinter dem Thurm befindet sich der Schwedentisch, an welchem Gustav Adolf, als er am 8. Septbr. [[1632]] zum zweitenmal nach Nürnberg kam, ein Frühstück einnahm, sowie ein Gedenkstein, der an die am 22. Aug. desselben Jahres stattgefundene Schlacht erinnert. Zur allgemeinen Dienstleistung hat sich seit längerer Zeit das Institut der Packträger bewährt. Das Stationslokal der Expreß-Compagnie (rothe Dienstmütze) ist [[Hallstraße]] Nr. 3. Außerdem sind viele Dienstmänner vorhanden, die ihr Geschäft für sich allein betreiben. Aufstellungsplätze: Ludwigs-Eisenbahn, Rathhaus. Gasthöfe: [[Zur Eisenbahn]], Ludwigsbahnhof; [[Hotel Kütt]], Friedrichsstraße; Gasthaus [[zum deutschen Haus]], Friedrichsstraße; Hotel garni, Friedrichsstraße; Hotel Bauer, Friedrichsstraße; Gasthaus zum Kreuz, Königsstraße; [[zu den 3 Königen]], Königsstraße; [[zum grünen Baum]], [[Gustavstraße]]; zum rothen Roß, Königsstraße; [[zum goldnen Rad]], [[Gartenstraße]]; [[zur Weintraube]], untere Königsstraße. Caféhäuser: Brunner, [[Weinstraße]]; Bischoff, Weinstraße; Neidhardt, Fränkel, Schwabacherstraße; Schlentheim, nächst der Anlage; Wurzmann, Königsstraße. Weinwirthschaften: Strauß, Hallstr.; Böller, Mühlg. Conditoreien: Löblein, Königsstraße; Kißkalt, [[Schirmgasse]]; Albrecht, [[Gustavstraße]]; Spahn, [[Kohlenmarkt]]; Scheuer, [[Weinstraße]]; Röder, Markt; Klein, Alexanderstr.; Biewirthschaften: Die obengenannten Gast- und Caféhäuser, dann: Dengler, Rednitzbrücke; [[zum Stern]], [[Sterngasse]]; [[zum Fuchsbau]], [[Mohrenstraße]]; Pfister, [[Hirschengasse]]; Schüpferling, obere Königsstraße; [[zum Kronprinzen]] (ehemals Koch), obere Königsstraße; [[zum preußischen Adler]], obere Königsstraße; Keil, [[Alexanderstraße]]; Stumpfmeyer, [[Mathildenstraße]]; Steinbauer, [[Kohlenmarkt]]; Stahl, [[Schützengasse]]; [[zum Schwan]], [[Marktplatz]]; [[zur Lilie]], Marktplatz; Simader (vormals Graberger), [[Heiligengasse]]; Böhm, [[Fischergasse]]; Luther, [[Gustavstraße]]; [[zum Leistlein]], Gustavstraße; [[zum Löwen]], Gustavstraße; [[zum Löwenkeller]], [[Schindelgasse]]; Hirschmann, [[Königsplatz]]; [[zum Tannenbaum]], [[Helmplatz]]; Badeanstalten, und zwar Flußbäder: das Rietheimer´sche Bad und das öffentliche Bad am [[Schießanger]]; warme Bäder in den Badeanstalten von Bernstein und Höfler, beide in der Nähe des Schießplatzes. Gesellschaften und Vereine: Casino, Erholung, Bürgerverein, Bienenkorb, Kunstverein, Gewerbverein, Singverein, Liedertafel, Liederkranz, Männergesangverein, Schützengesellschaft (Feuer- und Armbrust-Schützen), Turnverein, Arbeitervereine und viele andere.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 25 ff - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>


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[[Kategorie:Fronmüller-Chronik]]

Aktuelle Version vom 1. Dezember 2022, 18:03 Uhr

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Ereignisse


  • Am 25. Januar findet eine große Generalversammlung des Arbeitervereins im Grünen Baum statt, bei der August Bebel eine zweistündige Rede hielt.[1]
  • Die Ottoschule wird als Volksschule eröffnet.[2]
  • Gründung des Fürther Imkervereins zur Homepage
  • Im August fand das 4. bayrische Bundesschießen in Fürth statt.
  • 12. Oktober: Der bayerische König Ludwig II. erlässt eine neue Gemeindeordnung, nach der es nun 12 Magistratsräte gibt statt vorher 10 und 36 Gemeindebevollmächtigte statt bisher 30.

Personen

Geboren 1869

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Moritz Bomeisl23. NovemberRegensburgUnternehmer, Spielzeugfabrikant
Hermann Dingfelder13. OktoberUehlfeldHopfenhändler, Viehhändler
Friedrich Jakob August Fleischauer21. DezemberApotheker
Hermann Friedrich10. DezemberNeustädtles bei MellrichstadtJurist
Hermann Grüner26. MärzFürthBrauereidirektor
Josef Hollerbusch16. SeptemberFürthArzt
Jean Lederer18. JuniFürthGeiger, Friseur
Isidor Lübeck21. MärzCzarnikau, Provinz PosenKantor
Richard Mailaender15. JanuarFürth
Heinrich Morgenstern6. DezemberFürthFabrikbesitzer, Kommerzienrat
Jenny Morgenthau6. März
Sebastian Niedermeier8. OktoberNiederleierndorf/NiederbayernArchitekt, Bautechniker
Fritz Oerter19. FebruarFürthBuchhändler, Schriftsteller, Lithograph
Hans Rogler15. JuliThierstein, Lkr. WunsiedelArchitekt
Johann Röllinger23. MärzTiefenstockheim bei MarktbreitMaurermeister, Bauunternehmer
Friedrich Schneider29. AprilErlangenZeitungshändler
Hermann Schröder3. JuliDruckereibesitzer, Geschäftsmann
Fritz Sperk4. AprilGunzendorfSchriftsteller, Mundartdichter
Josef Spitzer15. JuliReinhausen, StadtamhofLehrer, Bezirksschulrat
Konrad Wolfsgruber24. JuliMühlenbesitzer

Gestorben 1869

PersonTodestagTodesortBeruf
Margaretha Rosina Elisabetha Balbierer20. JanuarFürth
Johann Hieronymus Haas10. NovemberSchreinermeister
Karl HolzmannBrauereibesitzer

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Veröffentlichungen

Fronmüllerchronik

[...]. Im Anwesen der Filzfabrikanten Gebrüder Weil an der Nürnberger Landstraße kam am 27. Januar Feuer aus, welches das Lagerhaus nebst Inhalt verzehrte. - Am 30. Jan. starb Notar Christian Toussaint. [...]. Am 1. Februar Morgens gegen 3 Uhr entstand im Hofgebäude des Mannheimer'schen Hauses am Königsplatz ein Brand, welcher den Dachstuhl zerstörte. [...]. Der Gewerbverein errichtete einen Zeichenkurs für Frauenzimmer unter Leitung des Zeichenlehrers Kriegbaum von hier. [...]. Gegen den Antrag, der bei dem Magistrat gestellt wurde, den christlichen Friedhof an der Vorderseite bis zur Auferstehungskirche zurückzuverlegen, bildete sich starke Opposition in der Bürgerschaft. [...]. Am 8. März verzichtete der Magistrat [...] nach lebhafter Diskussion auf die Rückverlegung des Kirchhofes. Peter Herch, Kunst- und Handelsgärntner von Wachendorf, läßt sich hier nieder am 5. März. - Eine am 8. März von der socialdemokratischen Partei im Saale des Hotel Kütt veranlaßte Arbeiterversammlung war stark besucht, mußte aber wegen Störungen bei der Wahl eines Vorsitzenden polizeilich geschlossen werden. - Am 16. März starb, 79 Jahre alt, Joh. Simon Günthermann, Todtengräber und Kirchner, welche Stellen er seit 1816 und 1826 bekleidete, nachdem er die Feldzüge von 1809 bis 1815 mitgemacht hatte. [...]. Den 17. März starb hier Eugen Gös, Landgerichtsassessor [...]. - Der zweite Pfarrer an der Michaelskirche Lippert wurde zum ersten Pfarrer und Dekan in Altdorf befördert. An seine Stelle rückte Pfarrer Götz im Oktober vor. - Am 6. April starb Rentbeamter Karl Pramböck; am 7. wurde Advokatenconcipient Julius Berolzheimer von hier an die neuerrichtete Advokatenstelle befördert. - Zum vierten in Fürth abzuhaltenden bayerischen Schützenfeste gewährte der König einen Festbeitrag von 100 Dukaten, bestimmt zu Preisen für die Mitglieder des bayerischen Schützenvereins. - [...] als dritter rechtskundiger Magistratsrath wurde am 21. April Rechtspraktikant Friedrich Langhans aus Nürnberg landesherrlich bestätigt. Den 28. April fand im großen Rathhaussaale die Installation des neuernannten Stadtcommissärs und Bezirksamtmannes Matth. Friedrich Alexander Schütz [...] statt. [...]. Bei der Landtagsabgeordnetenwahl machten 2026 Wähler von ihrem Wahlrechte Gebrauch; 1385 Stimmen fielen auf Mitglieder der demokratischen Partei, 641 auf solche von der Fortschrittspartei. Beide Parteien hatten sich vorher in Journalen und Versammlungen hart bekämpft. Advokat Kronacher wurde von der demokratischen Partei am 11. Mai als Landtagsabgeordneter vorgeschlagen. [...]. Am 23. Mai wurde der bisherige magistratische Kassaofficiant Griesbauer von den gemeindlichen Kollegien zum Verwalter des neuorganisirten Leihhauses und zum Sparkassenkassier gewählt. - Am 7. Juni kam Postofficial Karl Fix an die Stelle des zum Postverwalter in Kaiserslautern beförderten Postofficialen Hermann Blaß. - Am 10. Juni forderte der Volksverein zur Unterzeichnung einer Adresse an den Magistrat auf, worin derselbe ersucht wurde, bei dem Inslebentreten der neuen Gemeindeordnung das Bürgerrecht künftig unentgeltlich zu ertheilen. - An gleichem Tage wurde die Absteckung eines zweiten Badeplatzes an der Rednitz in der Nähe des Schießangers vom Magistrate beschloffen. - Hinter dem Friedhofe, an der Pegnitz aufwärts, wurde eine neue Anlage begründet. - Maurermeister Korn feierte in diesem Monate ein seltenes Jubiläum mit dem Richtfeste des Haubrich'schen Neubaues in der Blumenstraße. Es war dies das 50. dreistöckige Wohnhaus, welches derselbe während seiner 27jährigen Thätigkeit als Maurermeister in Fürth aufführte. - Am 19. Juni wurde das in dem Hohlweg'schen Garten (Nürnberger Landstraße Nr. 89) errichtete Sommertheater unter Leitung des bisherigen Dirigenten des Sommertheaters in der Tullnau bei Nürnberg, Louis Zinker, mit: „Das Versprechen hinterm Herd“ (Gastspiel der Sängerin Hain-Schneidtinger) eröffnet. - Den 27. Juni traten die „Fürther Neueste Nachrichten“, ein politisches Abendblatt, in das Leben, redigirt im Sinne der Fortschrittspartei von Buchdrucker Albrecht Schröder. - Am 14. Juli wurde auf der vom Centralausschusse des vierten bayerischen Bundesschießens neuerrichteten, mit Fahnen dekorirten Schießhalle der althergebrachte Zimmermannsspruch abgehalten. Nachdem der Vorsitzende in einer Ansprache dem Erbauer Simon Gieß volle Anerkennung für den gelungenen Bau gezollt hatte, sprach Zimmerpolier J. Gieß in Versen die üblichen Zimmermannsworte, [...]. [...]. Am 24. Juli entstand der Verein zur Hebung und Pflege der Bienenzucht, unter der Vorstandschaft des Schlauchfabrikanten Jordan. [...]. Die zu Gewinnsten bestimmten, zum Theil schönen und werthvollen Gegenstände für die bei Gelegenheit des Schützenfestes abzuhaltende Verloosung wurden im Rathhaussaale aufgestellt. Es befand sich darunter: ein silbernes Kaffeeservice im Werthe von 450 fl., [...]. Eduard Buverrier von Paris, Stahlbrillenfabrikant, läßt sich hier nieder den 28. Juli. Am 3. August erwählte das aus dem Handels- und Fabrikrath gebildete Bezirksgremium zum ersten Vorstand den Kaufmann Leonhard Münch, zum zweiten den Fabrikanten J. P. Morgenstern, zum Sekretär Kaufmann Jakob Mohr und zum Kassier Kaufmann Moritz Ulmann. [...]. Am 15. August war eine Vorfeier des Schützenfestes. [...]. Den Schluß der Feierlichkeit bildete ein Umzug auf dem Festplatze unter Vorantritt der Musik, worauf sich die Schützen mit den Ehrenfräulein in das Hugel'sche Lokal begaben. [...]. Sonnabend den 21. August, Nachmittags 3 Uhr wurde der Festplatz eröffnet. Von 6 Uhr an producirte sich die vollständige Regimentsmusik des ersten Infanterieregiments König, die eigens von München berufen war, bei ziemlich zahlreichem Publikum. Dirigent derselben war der kgl. Musikmeister Wilhelm Siebenkäs, von hier gebürtig, renommirt wegen seiner künstlerischen Leistungen. [...]. Am 22. August war Tagreveille. Die Häuser waren dekorirt; mit Festons umschlungene hohe Maste bildeten eine Art Eingangspforte am Bahnhof der Ludwigseisenbahn. [...]. Bei schönem Wetter entwickelte sich um 1 Uhr Nachmittags der Festzug vom Bahnhofvorplatze aus durch die Hauptstraßen der Stadt auf den Festplatz (Schießanger), wo er um 3 Uhr ankam und an der reich dekorirten Festhalle sich aufstellte, von deren Altane Bürgermeister John in Amtskleidung, umgeben von dem Empfangscomité, die Schützengäste im Namen der Stadt begrüßte. Sodann hielt Schützenmeister Dr. Fronmüller jun. eine Anrede an die Versammlung, hieß die Gäste im Namen des Schützenbundes willkommen, dankte den Spendern von Ehrengaben und brachte dem Könige als Protektor des Bundes ein Hoch aus, welchem die Königshymne folgte. [...]. Die Fahnen senkten sich und lauter Jubel durchzog unter Trompetenklang den Festplatz, der ohngefähr mit 10,000 Personen angefüllt war. Es waren an diesem Tage gegen 7000 Eintrittskarten verkauft worden. Leider störte gegen Abend ein ziemlicher Regen das Fest. [...]. Mittwoch den 25., dem Geburts- und Namenstage des Königs, war Tagreveille mit Kanonensalven, [...] Abends großes Feuerwerk. Der Kunstverein und der Gartenbauverein hatten besondere Ausstellungen veranstaltet, der erstere im neuen Schulgebäude, der letztere im Parterre des Leihhauses. - Donnerstag war Spaziergang auf die alte Veste [...]. An diesem Tage wurde auch ein Wettkampf im Schnellfeuern abgehalten [...]. Sonnabend den 28. war Schluß des Schießens, Sonntag den 29. Frühstück in der englischen Anlage, Nachmittags Preisvertheilung durch den Vorstand der Schützengesellschaft Dr. Fronmüller jun. Der Werth der 423 Preise betrug 8500 fl., wozu König Ludwig 100 Königsdukaten gestiftet hatte. Durch ein Telegramm hatte der König den bayerischen Schützen seinen Gruß entbieten lassen, [...]. Den ersten Preis auf der Standfestscheibe erhielt Heinrich von Fürth, [...] auf der Standindustriescheibe Dachlauer von Fürth, [...]. [...]. Somit schloß dieses Fest, welches das großartigste, meist besuchte, schönste und heiterste von allen war, welche die Stadt bisher gefeiert hatte. - Am 1. September wurde dem Oberrabbiner Dr. Löwi durch Bürgermeister John der ihm vom Könige unter dem 23. August wegens seiner Verdienste um die Stadt und die Gemeinde verliehene Verdienstorden vom heil. Michael überreicht. [...]. An gleichem Tage fand die Ziehung der sogenannten Schützenloose im Rathhaussaale statt. [...]. Die Gebrüder Heinrich erhielten von der Jury der allgemeinen deutschen Gewerb- und Industrieausstellung in Wittemberg für ihre im Gebiete der Fabrikation von Zinnfiguren anerkannten Leistungen die goldene Medaille zugestellt. [...]. Dem Kunstvereine wurde der Ecksaal des neuen Volksschulgebäudes (Hirschengasse) auf Ansuchen vom Magistrate bis auf Weiteres überlassen. - Am 13. September fand eine Versammlung hiesiger Katholiken statt, worin die Einführung konfessionell gemischter Volksschulen beantragt wurde. Mitte September erfolgte unter Leitung des Bürgermeisters John eine öffentliche Abstimmung über diese Frage. Von 3000 stimmbefähigten Proteftanten stimmten 1057 für und 66 gegen Einführung der konfessionell-gemischten Schulen, von 577 stimmfähigen Katholiken 283 dafür und 130 dagegen, von 624 stimmberechtigten Israeliten 411 dafür, Niemand dagegen, ebenfo von 32 stimmfähigen Mitgliedern der freireligiösen Gemeinde 25 dafür, Niemand dagegen. - (Die Regierung versagte wegen zu geringer Theilnahme der Einwohner an der Wahl ihre Genehmigung.) - Auf einem Spaziergange nach Leyh am 16. Sept. wurden die Frauen Brunner und Heißelpetz während eines Sturmwindes an der Barriere der Staatseisenbahn durch die Lokomotive erfaßt und schwer verletzt; letztere starb bald darauf. - Am 20. September wurde der in einem Walde nahe bei Küps von Raubmördern erschossene Mehlversteller Konrad Kübler von hier, Vater von acht Kindern, auf hiesigem Kirchhofe begraben. [...]. Am 23. wurde die Aufstellung eines vierten katholischen Schullehrers vom Magistrate genehmigt und die Gasbeleuchtung im christl. Hospital eingeführt. [...]. Der Magistrat beschloß, den Gehalt der bürgerlichen Magistratsräthe (100 fl. für Jahr und Person) künftig in Wegfall kommen zu lassen und die Zahl der Magistratsräthe von 10 auf 12, die der Gemeindebevollmächtigten von 30 auf 36 zu erhöhen. - Am 8. Oktober Abends 8 Uhr erstach eine erst kürzlich von der Strafanstalt in Sulzbach zurückgekommene Person, die abgeschiedene Maurergesellenfrau Sophie Ott, ihren Liebhaber, den Metallschlägergesellen Friedrich Jordan von Nürnberg, im Wirthshause zur silbernen Kanne, weil er ihrer Aufforderung, mit ihr nach Hause zu gehen, nicht Folge leisten wollte. (Ottin wurde am 6. Dezember vom Schwurgerichte zu 2 1/2 jährigem Gefängniß verurtheilt.) - Am 18. Oktober Morgens 9 Uhr fand die feierliche Einweihung des neuen Schulhauses in der Hirschengasse, erbaut von Baurath Friedreich, statt, [...]. [...]. Das evangelische Wittwenhaus „Carolinenstift" wurde mit Genehmigung des Königs aus der Pfarrei Poppenreuth in die Stadtpfarrei Fürth umgepfarrt. [...]. Am 9. Nov. hielt in der vom Arbeiterverein „Zukunft“ berufenen Volksversammlung im grünen Baum der Reichtstagsabgeordnete Bebel, Drechslermeister aus Leipzig, bei überfüllten Räumen einen Vortrag über „Streben und Ziele der social-demokratischen Arbeiterpartei“. - Der Gewerbverein bestimmte einen Jahresbeitrag von 200 fl. für das in Nürnberg zu errichtende bayerische Gewerbemuseum. - Die Ludwigsbahngesellschaft erbaute eine Wagenremise auf der Südseite des Fürther Bahnhofes. Die Beschwerden mehrerer Bewohner der Königswarterstraße gegen dieses Unternehmen waren von der K. Regierung als ungerechtfertigt abgewiesen worden. - Am 4. November bildete sich der „Kaufmännische Verein“; zu Vorständen wurden gewählt Moritz Böhm und H. Hornschuch, zum Sekretär L. Kirschbaum, zum Kassier A. Mayer. - Am 9. November wurde Kaufmann Heinrich Hornschuch statt des nach Nürnberg übergesiedelten Kaufmanns Christoph Tauber Ergänzungsrichter bei dem Handelsgericht. - Bei der am 18. November stattgehabten Wahl für den Landtag wurden von 45 Wahlmännern 32 der demokratischen und 13 der Fortschrittspartei Angehörige gewählt. Im Wahlbezirke Fürth-Erlangen wurden Abgeordnete: [...] Ersatzleute Rechtsrath Aldinger von Fürth, Pfann von Poppenreuth [...]. - Am 31. Okt. zersprang der Dampfkessel der Neubauer'schen Broncefarbenfabrik, wodurch eine Anzahl Arbeiter mehr oder minder erhebliche, zum Theil tödtliche Verletzungen erlitten. - An Stelle des am 13. Nov. verstorbenen Magistatsrathes Nikolaus Grubert wurde der Ersatzmann Kaufmann Konrad Heinrich in das Magistratskollegium einberufen. - Zu bürgerlichen Magistratsräthen wurden am 13. Dezember gewählt: Dr. Grünsfeld, kgl. Wechselnotar; Sigmund Tailor, Privatier; Max Neubauer, Kaufmann; Daniel Waldmann, Drechslermeister; J. Ph. Streng, Fabrikant; Friedrich Fleischauer, Apotheker; Julius Volkhardt, Buchdrucker; Andreas Huß, Vergolder; Joseph Hesse, Lithograph; Johann Siebenkäs, Privatier; Matthäus Schelter, Zimmermeister. - Baumeister Wilh. Evora erbaute sich in diesem Jahre ein Wohnhaus an der Ludwigseisenbahn (Königswarterstr. Nr. 4). - Von dem Gemeindekollegium wurde Dr. Landmann zum ersten, Konrad Hirt zum zweiten Vorstande gewählt; zum Mitgliede des Landrathes von den beiden Gemeindekollegien Bankier S. Berolzheimer, zum Ersatzmann Brauereibesitzer J. Humbser. [...]. Am letzten Dezember schied Rechtsrath Aldinger aus dem Magistrate. [...]. Auch schloß das Landwehrregiment seine Funktion mit diesem Tage, nachdem am 21. Dezember die Auflösung der Landwehr in Bayern vom Könige befohlen werden war. - Stiftung: Privatiers-Wittwe Margretha Mayer stiftete 600 fl. zu wohlthätigen Zwecken. - Neubauten: 18 Wohnhäuser, darunter ein zweistöckiges Fabrikgebäude zum Spiegelbelegen von Bernhard Bach an der Ecke der Kirchen- und Bahnhofstraße Nr. 12. - Frequenz der Ludwigs-Eisenbahn: 931,874 Passagiere [...]. Die sämmtlichen Ausgaben der Stadtverwaltung betrugen 122,530 fl. 18 kr., die Einnahme 118,288 fl. 44 kr. [...]. Der Krankenstand im christlichen Hospitale betrug im Jahre 1869 1345; 265 der Kranken waren in Fürth, 1080 auswärts geboren. [...]. Ende 1869 begründeten Anton Friedr. Götz und G. Stumpner und Söhne eine Faßfabrik mit Dampfbetrieb, Blumenstr. Nr. 43. - Lokalstatistik. Geboren wurden 1001 Kinder; gestorben sind 738. [...]. Zur Beaufsichtigung der Anlagen und der in denselben vorzunehmenden Arbeiten wurde durch Beschluß vom 3. Juli 1869 ein städtischer Gärtner aufgestellt und demselben in dem der Gemeinde gehörigen früher Hüttner'schen Anwesen eine Wohnung eingeräumt. [...].. [3]

Zeitgenössische Beschreibung der Stadt Fürth

Zwei Poststunden von Nürnberg in nordwestlicher Richtung entfernt liegt die durch ihren Gewerbfleiß bekannte Stadt Fürth, die auf der beide Städte verbindenden Ludwigs-Eisenbahn in einer kleinen Viertelstunde zu erreichen ist. Fürth liegt zwischen den beiden Flüssen Pegnitz und Rednitz, welche sich in kurzer Entfernung von der Stadt unterhalb des Schießangers vereinigen und die Regnitz bilden. [...]. Durch den rastlosen Fleiß seiner Bewohner, deren Zahl seit jener Zeit fortwährend zunahm, wurden Handel und Gewerbe so gehoben, daß Fürth nun zu den ersten Städten Bayerns zählt und allerwärts seines industriellen Strebens wegen bekannt und geachtet ist. Fürth zählt nun 23,300 Einwohner, darunter 16,560 Protestanten, 2160 Katholiken, an 200 freie Christen und über 4000 Israeliten. Es bestehen an 100 Großhandlungsfirmen und an 800 Detailhandlungen. Der Güterversandt beträgt über 500,000 Centner jährlich und der Handel von Fürth hat sich außer dem Gebiete des Zollvereins bereits in Oesterreich und Italien mit Leder, in England und Rußland mit Hopfen, mit Spiegelglas und Manufakturwaaren in Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien Absatzquellen eröffnet. Bei den 2200 selbstständigen Gewerben wird die Produktion meist fabrikmäßig betrieben. Unter den hier gefertigten Erzeugnissen ragen besonders hervor Spiegelgläser und Spiegel, die einen bedeutenden Handelsartikel nach überseeischen Plätzen bilden; geschlagenes Metall (unächtes Gold) und die daraus erzeugten Broncefarben; Brillen und andere optische Fabrikate; Drechslerwaaren, von den in zahlloser Menge hergestellten Cigarrenspitzen, Nadelbüchschen und dergl. bis zu den feinsten und kunstvollsten Schnitzereien in Holz und Elfenbein; Galanteriewaaren und Massen der manchfaltigsten Spielwaaren. Mit den beiden Mahlmühlen (obere und untere Mühle) sind Glasschleif- und Polirwerke verbunden, deren Maschinen durch Wasserkraft bewegt werden; außerdem sind auch mehrfach Dampfmaschinen im Gebrauch. Die bedeutendsten und sehenswerthesten Geschäfts-Etablissements sind: Die Engelhard´sche Maschinenfabrik und Gießerei an der Ludwigs-Eisenbahn; die Metallgoldfabrik von Brandeis in der Schwabacherstraße; die Broncefarbenfabriken von Lepper am Staatsbahnhof; Eiermann und Tabor in der Hirschengasse und Benda in der Lerchenstraße; die Bleistiftfabrik von Illfelder in der Schwabacherstraße; die Silber-Glasbelege von L. Winkler in der Rosengasse; die mechanische Spinnerei von Bernstein in der Pegnitzstraße, zugleich Wasch- und Badeanstalt, und die Ausstellung der verschiedensten Manufakturartikel von Ullmann und Engelmann in der Friedrichsstraße. Sehr beachtenswerth ist die Fabrikation von Zinnfiguren, welche vorzüglich hergestellt werden von Gebr. Heinrich in der Bahnhofstraße, Allgeyer in der oberen Königsstraße, Haffner in der Mathildenstraße und Schildknecht in der Schwabacherstraße. Fürth kann sich nicht rühmen bedeutende Denkmale der Baukunst, Malerei oder Sculptur, oder Gebäude zu besitzen, an welche sich große historische Begebenheiten knüpfen, sein Ruhm ist einzig der, daß es sich aus kleinem Anfang durch eigene Kraft, ohne Protektion mächtiger Herren oder Stiftungen reicher Privaten zu seiner dermaligen Bedeutung emporgeschwungen hat. Das ganze äußere Gepräge der Stadt ist ein ehrendes Zeugniß für den praktischen Sinn, das gemeinsame Streben und die ersprießliche Thätigkeit besonders der jüngsten Generationen. Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich dasselbe auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem Schießplatz und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855.“ Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist. Das älteste noch bestehende Bauwerk der Stadt ist die St. Michaeliskirche, deren Chor und Thurm im gothischen Styl erbaut, zwar einfache, aber reine architektonische Verhältnisse zeigen. Ihre Gründung […]. Das Innere der Kirche wurde i. J. 1832 gründlich renovirt und in einfacher aber würdiger Weise nach den Angaben des Prof. Heydeloff in Nürnberg ausgeschmückt. […]. Das Orgelwerk wurde von Bittner in Nürnberg hergestellt und entspricht vollständig der Räumlichkeit des Gotteshauses. Nur eine Zierde aus älterer Zeit befindet sich auch heute noch an der Seite des Altars, ein Sakramentshäuschen aus sogenanntem Gußstein, das wahrscheinlich von Adam Krafft geformt schon 1507 daselbst ausgestellt wurde. […]. Die Katholische Kirche wurde eingeweiht i. J. 1829. Sie besitzt ein gutes Orgelwerk von Eichmüller in Heilsbronn. Die Haupt-Synagoge der israelitischen Gemeinde, deren Gründung in das Jahr 1616 fällt, wurde im Jahre 1865 fast gänzlich umgebaut, namhaft erweitert und in edlem Style dem Cultus angemessen hergestellt. Der erste Israelit, welcher sich 1528 in Fürth ansiedelte, war der Sohn eines Nürnberger Weinwirths. Die mit der Erbauung der Hauptsynagoge zugleich in's Leben gerufene Talmudschule besteht gegenwärtig nicht mehr. König Ludwig II erzeigte der israel. Gemeinde die Huld, bei seiner kurzen Anwesenheit im Jahre 1866 die restaurirte Synagoge zu besichtigen. An öffentlichen Gebäuden besitzt Fürth ein großes, mit hohem Thurm geziertes Rathhaus, das in den Jahren 1840 bis 1850 erbaut wurde, und in welchem sich außer den Magistrats-Bureaux, die Lokale des kgl. Bezirksgerichts finden. Dort wird auch die durch C. Gebhardt 1864 gestiftete Stadtbibliothek aufbewahrt, die für gewöhnlich Mittwoch und Samstag, von 1 bis 3 Uhr der allgemeinen Benützung geöffnet ist. n geringer Entfernung davon steht ein Gebäude, welches als Armen- und Waisen-Schulhaus 1768 erbaut, später als Realschulgebäude benützt, und nun, nachdem es vergrößert wurde, die Lokalitäten des kgl. Bezirksamtes enthält. Die auf dem angetragenen Thürmchen seit 1775 befindlich gewesenen Glocken wurden auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen. In der unteren Königsstraße steht das sogenannte Geleitshaus, in welchem sich die Amtszimmer des kgl. Stadtgerichts, sowie die des Landgericht befinden. Das Hauptzollamt ist in der Nähe der katholischen Kirche. die Post im Stationsgebäude des Staatsbahnhofs. Das Theater wurde im Jahre 1817 erbaut und seit dieser Zeit mehrmals vergrößert. In dem Wirthschaftsgarten zur Stadt Nürnberg (Hohlwegsgarten links der Ludwigs-Eisenbahn) befindet sich zur Zeit ein Sommertheater, das viele Besucher anzieht. An den Staatsbahnhof angrenzend, in der äußeren Schwabacherstraße steht das christliche Hospital, ein geräumiges, nach den Anforderungen rationeller Krankenpflege im Iahre 1830 errichtetes Gebäude, das mit einem Thürmchen und 2 Glocken versehen und von wohlgepflegten Gärten umgeben, auch seinen eigenen Betsaal besitzt. Das neue israelitische Hospital, in der Theaterstraße, wurde von 1842-46 erbaut. Von dem sehr geräumigen Staatsbahnhofe aus vermittelt die Kreuzungsbahn die Verbindung mit der Süd-Nordbahn. Die Würzburger Bahn, welche vom Bahnhofe aus in westlicher Richtung sich fortsetzt, führt in einiger Entfernung von demselben über eine stattliche Brücke, welche mit 7 weitgesprengten Bogen das Rednitzthal überspannt. Von der unteren Königsstraße aus gelangt man an die eiserne 165´ lange Rednitzbrücke. Sie wurde nach dem System des Oberbauraths Pauly in der Fabrik von Cramer-Klett in Nürnberg hergestellt und 1860 an die Stelle der alten Holzbrücke gesetzt. Die häufigen Hochwasser machten schon früher außer der eigentlichen Flußbrücke noch die Anlage einer steinernen Fluth- und einer hölzernen Thalbrücke nöthig, von denen die erstere seit 1823, die andere seit 1850 besteht. Auch die Pegnitz ist überbrückt Die steinerne Ludwigsbrücke stellt den Verbindungsweg zwischen Fürth und Erlangen her. Begonnen 1833 und vollendet 1840, überschreitet sie aus 25 Bogen in einer Länge von 1100´ einen großen Theil der Thalbreite und setzt sich in einem chaussirten Damm bis zur nächsten Anhöhe fort. Sie bildet ein ansehnliches Bauwerk, das ebenso dem Verkehr zur Erleichterung, als der Stadt zur Zierde gereicht. Wie sehr die Stadtgemeinde auf Hebung des Schulwesens bedacht, beweisen unter Anderem die Schulgebäude, welche dieselbe seit 1814 erbaut hat; nämlich ein Mädchenschulhaus, erbaut 1814, ein großes Knabenschulgebäude, errichtet 1825; ein schönes, bestens eingerichtetes Gebäude für die Gewerb- und Handelsschule (1864) in der Blumenstraße, das mit verschiedenen zweckmäßigen Sammlungen ausgestattet ist, die Latein- und Realschule in der Mathildenstraße und ein neues, großartiges Gebäude für die sich stets mehrenden Volksschulklassen in der Hirschengasse in dessen Räumen der Kunstverein zur Zeit seine Ausstellungen veranstaltet. Ebenso erwähnenswerth sind, das jüdische Waisenhaus in der Julien- und das jüdische Realschulgebäude in der Blumenstraße. Bei dem ausgebreiteten Geschäftsverkehr der Bewohner, bei den häufigen Reisen Vieler derselben, sowie bei dem regen Fremdenverkehr in der Stadt selbst, ist mit denselben leicht und angenehm zu verkehren; sie lieben Ungezwungenheit sowohl in politischer als auch in kirchlicher Richtung, sind Freunde der Geselligkeit und dem Fremden entgegenkommend, so daß sich dieser unter ihnen leicht heimisch findet. Bei ihnen bewährt sich recht des Dichters Wort: Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, frohe Feste. Solch ein frohes Fest ist die Fürther Kirchweihe, welche in die ersten Tage des Oktobers fällt und mit einer Messe verbunden ist, die 10 Tage dauert. Seit alter Zeit wird dieselbe von weit und breit her besucht und bietet dem Fremden mancherlei Genuß. Die Anlagen um die Stadt, deren Verschönerung und Vermehrung stetes Augenmerk der städtischen Behörden ist, bieten anmuthige Spaziergänge; verschiedene Wirthschaftsgärten, wie der Weißengarten, der Pfarrgarten, der Hohlweg´sche Garten, der Prater (jenseits der Rednitzbrücke [sic!]) und der Meierskeller (jenseits der Pegnitzbrücken [sic!]) bieten dem Besucher angenehmen Aufenthalt und sind an Sommernachmittagen und Abenden auch sehr belebt. Als Vergnügungsorte werden gerne besucht, Burgfarrnbach (mit dem Schlosse des Grafen Pückler), Ronhof, Doos, Muggenhof, Dambach das neue Forsthaus und die alte Veste. An diesem sehr beliebten Vergnügungsplatze sind die Ruinen einer Burg, deren schon in einer Urkunde vom Jahre 1306 unter dem Namen „Berg“ Erwähnung geschieht. Von 1306 bis 1388 war sie im Besitze der Burggrafen von Nürnberg, wurde aber in letzterem Jahre zerstört und nicht wieder ausgebaut. In Mitte derselben wurde 1838 ein 90´ hoher Thurm erbaut, auf welchem man eine herrliche Rundschau genießt. Hinter dem Thurm befindet sich der Schwedentisch, an welchem Gustav Adolf, als er am 8. Septbr. 1632 zum zweitenmal nach Nürnberg kam, ein Frühstück einnahm, sowie ein Gedenkstein, der an die am 22. Aug. desselben Jahres stattgefundene Schlacht erinnert. Zur allgemeinen Dienstleistung hat sich seit längerer Zeit das Institut der Packträger bewährt. Das Stationslokal der Expreß-Compagnie (rothe Dienstmütze) ist Hallstraße Nr. 3. Außerdem sind viele Dienstmänner vorhanden, die ihr Geschäft für sich allein betreiben. Aufstellungsplätze: Ludwigs-Eisenbahn, Rathhaus. Gasthöfe: Zur Eisenbahn, Ludwigsbahnhof; Hotel Kütt, Friedrichsstraße; Gasthaus zum deutschen Haus, Friedrichsstraße; Hotel garni, Friedrichsstraße; Hotel Bauer, Friedrichsstraße; Gasthaus zum Kreuz, Königsstraße; zu den 3 Königen, Königsstraße; zum grünen Baum, Gustavstraße; zum rothen Roß, Königsstraße; zum goldnen Rad, Gartenstraße; zur Weintraube, untere Königsstraße. Caféhäuser: Brunner, Weinstraße; Bischoff, Weinstraße; Neidhardt, Fränkel, Schwabacherstraße; Schlentheim, nächst der Anlage; Wurzmann, Königsstraße. Weinwirthschaften: Strauß, Hallstr.; Böller, Mühlg. Conditoreien: Löblein, Königsstraße; Kißkalt, Schirmgasse; Albrecht, Gustavstraße; Spahn, Kohlenmarkt; Scheuer, Weinstraße; Röder, Markt; Klein, Alexanderstr.; Biewirthschaften: Die obengenannten Gast- und Caféhäuser, dann: Dengler, Rednitzbrücke; zum Stern, Sterngasse; zum Fuchsbau, Mohrenstraße; Pfister, Hirschengasse; Schüpferling, obere Königsstraße; zum Kronprinzen (ehemals Koch), obere Königsstraße; zum preußischen Adler, obere Königsstraße; Keil, Alexanderstraße; Stumpfmeyer, Mathildenstraße; Steinbauer, Kohlenmarkt; Stahl, Schützengasse; zum Schwan, Marktplatz; zur Lilie, Marktplatz; Simader (vormals Graberger), Heiligengasse; Böhm, Fischergasse; Luther, Gustavstraße; zum Leistlein, Gustavstraße; zum Löwen, Gustavstraße; zum Löwenkeller, Schindelgasse; Hirschmann, Königsplatz; zum Tannenbaum, Helmplatz; Badeanstalten, und zwar Flußbäder: das Rietheimer´sche Bad und das öffentliche Bad am Schießanger; warme Bäder in den Badeanstalten von Bernstein und Höfler, beide in der Nähe des Schießplatzes. Gesellschaften und Vereine: Casino, Erholung, Bürgerverein, Bienenkorb, Kunstverein, Gewerbverein, Singverein, Liedertafel, Liederkranz, Männergesangverein, Schützengesellschaft (Feuer- und Armbrust-Schützen), Turnverein, Arbeitervereine und viele andere.[4]

Bilder

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 1/2019, S. 22
  2. Stadtmuseum Fürth
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 368
  4. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 25 ff - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek