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* In Bayern gilt eine königliche Verordnung, die die Polizeistunde auf 11 Uhr festsetzt. Viele Orte machen am Silvesterabend davon eine Ausnahme. Bürgermeister Bäumen allerdings weist die Polizeimannschaft an, die Verordnung präzise zu befolgen. Um Mitternacht kommt es darauf hin zu gewalttätigen Ausschreitungen. Da die Polizei nicht mehr Herr der Lage wird, wird sogar die Landwehr requiriert. Die Tumulte dauern trotzdem bis in die Morgenstunden an. <ref>Friedrich Mayer: ''"Wanderungen durch das Pegnitzthal..."'', 1846, S. 69ff. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10804492-1 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref> | |||
* [[21. Februar]]: Dr. [[Simon Hollstein|Hollstein]] erhält die Lizenz zur ärztlichen Praxis und tritt die Nachfolge des verstorbenen Dr. [[Isaac Joseph Feust|Feust]] an.<ref>{{BuchQuelle|Fürth zu Beginn des Industriezeitalters (Buch)|Seite=32}}</ref> | |||
* [[9. März]]: Gründung des Fürther [[Gewerbverein]]s. | |||
* Der [[Ludwigskanal]] wird (im Abschnitt zwischen Bamberg und Nürnberg) in Betrieb genommen. Am [[6. Mai]] wird der Kanalhafen in Poppenreuth eröffnet.<ref>{{BuchQuelle|Der Fürther Nordosten (Buch)|Seite=23}}</ref> | |||
* Im Juli gibt es tagelanges Hochwasser. | |||
* Im September unternehmen der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern einen Ausflug auf dem [[Ludwigskanal]] von Nürnberg nach Fürth und besuchen u. a. die [[alte Veste]] und das Antiquitätenkabinett von [[Pickert]].<ref>"Fürther Tagblatt" vom 05. September 1843</ref> | |||
* Ebenfalls im September macht der Photograph Joseph Correvont aus Paris im [[Weißengarten]] Station, um Lichtportraits nach der neuen Methode der [[wikipedia:Daguerreotypie|Daguerreotypie]] anzufertigen.<ref>"Fürther Tagblatt" vom 06. September 1843</ref> | |||
* [[1. Oktober]]: Poppenreuth wird Bahnstation der [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] an der Linie Nürnberg-Bamberg.<ref>{{BuchQuelle|Der Fürther Nordosten (Buch)|Seite=23}}</ref> | |||
* Von Oktober bis Dezember herrscht unter den Kindern eine Morbillenepidemie (Masern).<ref>{{BuchQuelle|Fürth zu Beginn des Industriezeitalters (Buch)|Seite=31}}</ref> | |||
* Im November wird das 25-jährige Jubiläum der Erhebung zu einer Stadt 1. Klasse gefeiert. | |||
* Am 3. Dezember bricht im Holzstadel im jüdischen Schulhof ein Feuer aus, bei dem die Wohnung des Gürtlermeisters Gusdorfer zerstört wird. | |||
* Bereits im Dezember wirbt der bisherige Tanzlehrer [[Leonhard Kuhn]] in einer Zeitungsanzeige damit, dass er ab sofort Lichtbilder anfertigt. | |||
* Am 12. Dezember erscheint im "Fürther Tagblatt" ein sehr eindringlicher und ausführlich begründeter Appell zur "Bildung eines Vereins zur Verhütung der Thierquälerei". Unterzeichnende sind die Bürger Fetz, Heberlein, Leber, Schmidt und Wellmer. | |||
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* [[Leonhard Fries]], [[Spiegelfabrikant]], 65 Jahre<ref>"Bayerische Landbötin" vom 27.05.1843</ref> | * [[Leonhard Fries]], [[Spiegelfabrikant]], 65 Jahre<ref>"Bayerische Landbötin" vom 27.05.1843</ref> | ||
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* [[6. Mai]]: Der Kanalhafen des [[Ludwigskanal]] wird bei [[Poppenreuth]] in Betrieb genommen. | * [[6. Mai]]: Der Kanalhafen des [[Ludwigskanal]] wird bei [[Poppenreuth]] in Betrieb genommen. | ||
* Das Haus zur [[Waagstraße]] 3 | * Das Haus zur [[Waagstraße]] 3 wird gebaut. | ||
== Fronmüllerchronik == | == Fronmüllerchronik == | ||
:''Am 1. Januar 1843 trat als Stadtcommissär in Funktion der quiesc. Landrichter [[Ludwig Michael Wellmer]] statt des in Ruhestand versetzten Johann Friedr. Zehler. - Die durch den Tod des prakt. Arztes Dr. [[Isaac Joseph Feust|Feust]] erledigte Stelle eines prakt. Arztes erhielt Dr. [[Simon Hollstein]] aus Bamberg. - Vom 1. März an wurden durch [[Bürgermeister]] [[Martin Meyer]] Nachgrabungen an den Ueberresten der [[Martinskapelle]] gemacht und die Grundmauer derselben aufgedeckt, die aber nicht mehr vollkommen vorhanden waren. Viele menschliche Knochen waren hiebei zum Vorschein gekommen, da früher viele Selbstmörder nebenan begraben worden waren. - Am 9. März wurden die Statuten des von Oberrabbiner Dr. [[Isaak Loewi|Löwi]], Kaufmann E. Ley [Druckfehler; ausgebessert: D. Ley], und Dr. Fronmüller in Vorschlag gebrachten [[Gewerbverein]]s von einer größeren Versammlung hiesiger Bürger berathen und unterzeichnet [...]. Die Genehmigung des Ministeriums erfolgte am 2. November. - Am 17. März Abends zeigte sich als Zodiakallicht am westlichen Himmel unterhalb des Sternbildes Orion ein balkenartiger weißer Streifen, der einen Winkel von 20 Grad mit der Erde bildete. Das Phänomen war noch bis Ende des Monats sichtbar, wurde aber immer schwächer an Glanz, bis es endlich ganz verschwand. - Den 6. März war die feierliche Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwigskanales]], vorerst von Nürnberg bis Bamberg, mit vielen Schiffen. Auf dem ersten Schiffe, welches den hiesigen Kanalhafen passirte, befand sich Fürst Taxis, Oberst Michels, Mitglieder des Handelsvorstandes u. s. w.; den 20. Mai landeten die ersten Schiffe hier an; sie brachten theils Zedernholz, theils Kupfer hieher. - Den 22. März bildete sich hier ein musikalischer Verein zur Förderung kirchlicher Musik durch Pfarrer Lehmus. - Zu der am 7. April gebildeten Handelskammer Mittelfrankens wurden als Mitglieder für Fürth die Kaufleute [[Albert Billing|A. Billing]] und [[Konrad Gebhardt]], sowie die Fabrikanten J. W. M. Engelhardt und [[Alois Bürker|A. Bürker]] gewählt. - Am 3. Juni Nachmittags traf das erste hiesige Kanalschiff, "die Stadt Fürth", dem Kaufmann Siebenkäs gehörend, von Bamberg dahier ein und wurde bei seiner Ankunft mit Böllerschüssen und Musik begrüßt. - Montag den 10. Juli wurde der obere Stadttheil von einem Hagelschlag so getroffen, daß eine große Menge Fensterscheiben eingeschlagen wurden, in der Engelhardt'schen Fabrik allein gegen 150, in der [[Auferstehungskirche]] gegen 200. In der englischen Anlage und am Kirchhofe wurden Bäume entwurzelt und umgerissen. Auch das [[Hospital]] wurde hart mitgenommen. - Montag den 2. Oktober wurde das Herbstmanöver des hiesigen Landwehrregimentes durch ein fatales Vorkommniß unterbrochen. Einige Landwehrmänner der den Feind bildenden Abtheilung hatten auf der [[Dambacher Brücke]] eine bedeutende Quantität Pulver gestreut, welche im Augenblicke als die erste Grenadier-Compagnie im Sturmschritte die Mitte der Brücke erreicht hatte, von einem Artilleristen angezündet wurde. Die Explosion war vehement. Die Flamme ergriff einige gefüllte Patrontaschen und brachte große Zerstörung hervor. Viele stürzten, vier Mann sogar in die Flammen hinein; mehrere erhielten an Gesicht und Händen nicht unerhebliche Brandwunden oder wurden an ihren Uniformen beschädigt. Nach dem ersten Schreck zeigte sich allgemeine Entrüstung und nur durch die Bemühungen des Regimentskommandanten konnte die Mannschaft von thätlichem Eingreifen abgehalten werden. Dieser Vorgang, der den Urhebern theuer zu stehen kam, wurde in vielen, auch ausländischen Zeitungen erwähnt. - Im Oktober wurde die Gesellfehaft "Liederkranz" von Freunden des Gesangs gegründet. - In diesem Monate herrschte hier eine Morbillen-Epidemie. - Anfangs November bildete sich hier, wie in allen größeren Städten Bayerns, ein aus dreißig angesehenen Einwohnern bestehendes Komité zum Behufe der Unterstützung der aus Griechenland zurückkehrenden hilfsbedürftigen Deutschen. - Bürgermeister Bäumen, Rechtsrath [[Michael Heinrich Faber|Faber]] und Magistratsrath Wild feierten am 18. Nov. ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Bei dem ihnen im Saale des Gasthauses [[zum Kronprinzen von Preußen]] gegebenen Festessen von 120 Personen ging es sehr fröhlich zu. [[Bürgermeister]] Bäumen hatte vom Könige den Michaelsorden erhalten. - Am 17. Nov. war Ministerialrath Gustav von Bezold zum [[Ehrenbürger]] der Stadt von den Gemeindekollegien erwählt worden. - Den 3. Dez. Abends 8 Uhr entstand ein Brand in der Wohnung des Gürtlermeisters Gosdorfer und in dem in der Nähe der [[Synagoge]] befindlichen israelitischen Gemeindestadel. Der letztere wurde nicht mehr aufgebaut. - [[Drechslermeister]] Eisenmenger fabricirte in diesem Jahre hier zuerst Lorgnetten. - Am Sylvesterabend dieses Jahres nach 11 Uhr zog ein Haufen junger Leute, der sich von Minute zu Minute vergrößerte, unter großem Lärmen und Pfeifen vor das Haus des Bürgermeisters Bäumen und brachte ihm unter Toben und Schelten eine Katzenmusik. Sodann wurden von einer anderen Schaar die Fenster der Polizeilokalitäten (damals auf dem Michaelskirchhofe im größeren Schulhause) eingeworfen, bis es nach einigen Stunden der Landwehr gelang, die Ruhe wieder herzustellen. Ursache war das Gebot, in der Neujahrsnacht um 11 Uhr bereits die Wirthshäuser zu schließen. - Zahl der Neubauten in diesem Jahre: sechs; Eisenbahnfrequenz: 446,630 Personen, Einnahme 50,790 fl.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 268 - 271</ref> | :''Am 1. Januar 1843 trat als Stadtcommissär in Funktion der quiesc. Landrichter [[Ludwig Michael Wellmer]] statt des in Ruhestand versetzten Johann Friedr. Zehler. - Die durch den Tod des prakt. Arztes Dr. [[Isaac Joseph Feust|Feust]] erledigte Stelle eines prakt. Arztes erhielt Dr. [[Simon Hollstein]] aus Bamberg. - Vom 1. März an wurden durch [[Bürgermeister]] [[Martin Meyer]] Nachgrabungen an den Ueberresten der [[Martinskapelle]] gemacht und die Grundmauer derselben aufgedeckt, die aber nicht mehr vollkommen vorhanden waren. Viele menschliche Knochen waren hiebei zum Vorschein gekommen, da früher viele Selbstmörder nebenan begraben worden waren. - Am 9. März wurden die Statuten des von Oberrabbiner Dr. [[Isaak Loewi|Löwi]], Kaufmann E. Ley [Druckfehler; ausgebessert: D. Ley], und Dr. Fronmüller in Vorschlag gebrachten [[Gewerbverein]]s von einer größeren Versammlung hiesiger Bürger berathen und unterzeichnet [...]. Die Genehmigung des Ministeriums erfolgte am 2. November. - Am 17. März Abends zeigte sich als Zodiakallicht am westlichen Himmel unterhalb des Sternbildes Orion ein balkenartiger weißer Streifen, der einen Winkel von 20 Grad mit der Erde bildete. Das Phänomen war noch bis Ende des Monats sichtbar, wurde aber immer schwächer an Glanz, bis es endlich ganz verschwand. - Den 6. März war die feierliche Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwigskanales]], vorerst von Nürnberg bis Bamberg, mit vielen Schiffen. Auf dem ersten Schiffe, welches den hiesigen Kanalhafen passirte, befand sich Fürst Taxis, Oberst Michels, Mitglieder des Handelsvorstandes u. s. w.; den 20. Mai landeten die ersten Schiffe hier an; sie brachten theils Zedernholz, theils Kupfer hieher. - Den 22. März bildete sich hier ein musikalischer Verein zur Förderung kirchlicher Musik durch Pfarrer Lehmus. - Zu der am 7. April gebildeten Handelskammer Mittelfrankens wurden als Mitglieder für Fürth die Kaufleute [[Albert Billing|A. Billing]] und [[Konrad Gebhardt]], sowie die Fabrikanten J. W. M. Engelhardt und [[Alois Bürker|A. Bürker]] gewählt. - Am 3. Juni Nachmittags traf das erste hiesige Kanalschiff, "die Stadt Fürth", dem Kaufmann Siebenkäs gehörend, von Bamberg dahier ein und wurde bei seiner Ankunft mit Böllerschüssen und Musik begrüßt. - Montag den 10. Juli wurde der obere Stadttheil von einem Hagelschlag so getroffen, daß eine große Menge Fensterscheiben eingeschlagen wurden, in der Engelhardt'schen Fabrik allein gegen 150, in der [[Auferstehungskirche]] gegen 200. In der englischen Anlage und am Kirchhofe wurden Bäume entwurzelt und umgerissen. Auch das [[Hospital]] wurde hart mitgenommen. - Montag den 2. Oktober wurde das Herbstmanöver des hiesigen Landwehrregimentes durch ein fatales Vorkommniß unterbrochen. Einige Landwehrmänner der den Feind bildenden Abtheilung hatten auf der [[Dambacher Brücke]] eine bedeutende Quantität Pulver gestreut, welche im Augenblicke als die erste Grenadier-Compagnie im Sturmschritte die Mitte der Brücke erreicht hatte, von einem Artilleristen angezündet wurde. Die Explosion war vehement. Die Flamme ergriff einige gefüllte Patrontaschen und brachte große Zerstörung hervor. Viele stürzten, vier Mann sogar in die Flammen hinein; mehrere erhielten an Gesicht und Händen nicht unerhebliche Brandwunden oder wurden an ihren Uniformen beschädigt. Nach dem ersten Schreck zeigte sich allgemeine Entrüstung und nur durch die Bemühungen des Regimentskommandanten konnte die Mannschaft von thätlichem Eingreifen abgehalten werden. Dieser Vorgang, der den Urhebern theuer zu stehen kam, wurde in vielen, auch ausländischen Zeitungen erwähnt. - Im Oktober wurde die Gesellfehaft "Liederkranz" von Freunden des Gesangs gegründet. - In diesem Monate herrschte hier eine Morbillen-Epidemie. - Anfangs November bildete sich hier, wie in allen größeren Städten Bayerns, ein aus dreißig angesehenen Einwohnern bestehendes Komité zum Behufe der Unterstützung der aus Griechenland zurückkehrenden hilfsbedürftigen Deutschen. - Bürgermeister Bäumen, Rechtsrath [[Michael Heinrich Faber|Faber]] und Magistratsrath Wild feierten am 18. Nov. ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Bei dem ihnen im Saale des Gasthauses [[zum Kronprinzen von Preußen]] gegebenen Festessen von 120 Personen ging es sehr fröhlich zu. [[Bürgermeister]] Bäumen hatte vom Könige den Michaelsorden erhalten. - Am 17. Nov. war Ministerialrath Gustav von Bezold zum [[Ehrenbürger]] der Stadt von den Gemeindekollegien erwählt worden. - Den 3. Dez. Abends 8 Uhr entstand ein Brand in der Wohnung des Gürtlermeisters Gosdorfer und in dem in der Nähe der [[Synagoge]] befindlichen israelitischen Gemeindestadel. Der letztere wurde nicht mehr aufgebaut. - [[Drechslermeister]] Eisenmenger fabricirte in diesem Jahre hier zuerst Lorgnetten. - Am Sylvesterabend dieses Jahres nach 11 Uhr zog ein Haufen junger Leute, der sich von Minute zu Minute vergrößerte, unter großem Lärmen und Pfeifen vor das Haus des Bürgermeisters Bäumen und brachte ihm unter Toben und Schelten eine Katzenmusik. Sodann wurden von einer anderen Schaar die Fenster der Polizeilokalitäten (damals auf dem Michaelskirchhofe im größeren Schulhause) eingeworfen, bis es nach einigen Stunden der Landwehr gelang, die Ruhe wieder herzustellen. Ursache war das Gebot, in der Neujahrsnacht um 11 Uhr bereits die Wirthshäuser zu schließen. - Zahl der Neubauten in diesem Jahre: sechs; Eisenbahnfrequenz: 446,630 Personen, Einnahme 50,790 fl.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 268 - 271</ref> | ||
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2023, 11:04 Uhr
Ereignisse
- In Bayern gilt eine königliche Verordnung, die die Polizeistunde auf 11 Uhr festsetzt. Viele Orte machen am Silvesterabend davon eine Ausnahme. Bürgermeister Bäumen allerdings weist die Polizeimannschaft an, die Verordnung präzise zu befolgen. Um Mitternacht kommt es darauf hin zu gewalttätigen Ausschreitungen. Da die Polizei nicht mehr Herr der Lage wird, wird sogar die Landwehr requiriert. Die Tumulte dauern trotzdem bis in die Morgenstunden an. [1]
- 21. Februar: Dr. Hollstein erhält die Lizenz zur ärztlichen Praxis und tritt die Nachfolge des verstorbenen Dr. Feust an.[2]
- 9. März: Gründung des Fürther Gewerbvereins.
- Der Ludwigskanal wird (im Abschnitt zwischen Bamberg und Nürnberg) in Betrieb genommen. Am 6. Mai wird der Kanalhafen in Poppenreuth eröffnet.[3]
- Im Juli gibt es tagelanges Hochwasser.
- Im September unternehmen der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern einen Ausflug auf dem Ludwigskanal von Nürnberg nach Fürth und besuchen u. a. die alte Veste und das Antiquitätenkabinett von Pickert.[4]
- Ebenfalls im September macht der Photograph Joseph Correvont aus Paris im Weißengarten Station, um Lichtportraits nach der neuen Methode der Daguerreotypie anzufertigen.[5]
- 1. Oktober: Poppenreuth wird Bahnstation der Ludwig-Süd-Nord-Bahn an der Linie Nürnberg-Bamberg.[6]
- Von Oktober bis Dezember herrscht unter den Kindern eine Morbillenepidemie (Masern).[7]
- Im November wird das 25-jährige Jubiläum der Erhebung zu einer Stadt 1. Klasse gefeiert.
- Am 3. Dezember bricht im Holzstadel im jüdischen Schulhof ein Feuer aus, bei dem die Wohnung des Gürtlermeisters Gusdorfer zerstört wird.
- Bereits im Dezember wirbt der bisherige Tanzlehrer Leonhard Kuhn in einer Zeitungsanzeige damit, dass er ab sofort Lichtbilder anfertigt.
- Am 12. Dezember erscheint im "Fürther Tagblatt" ein sehr eindringlicher und ausführlich begründeter Appell zur "Bildung eines Vereins zur Verhütung der Thierquälerei". Unterzeichnende sind die Bürger Fetz, Heberlein, Leber, Schmidt und Wellmer.
Personen
- Adolf John wird juristischer Hilfsarbeiter beim Stadtmagistrat Fürth und später im selben Jahr rechtskundiger Magistratsrat.
- Johann Wilhelm Engelhardt wird Mitglied der ersten Nürnberger Industrie- und Handelskammer.
- Februar: Georg Kapeller legt sein Amt als Stadtbaurat nieder.
- Friedrich Weltrich wird Stadtbaurat.
- Aron Feistmann heiratet die Witwe eines Fürther Kaffee-Ersatz-Fabrikanten Lea Louise Cohn und übernahm das Geschäft deren verstorbenen Gattens Julius Joel Cohn.
- Der Metallschläger-Meister Johann Michael Fuchs rettet den neunjährigen Knaben Johann Michael Sander aus der Rednitz und bewahrt ihn somit vor dem Ertrinken.
Personen
Geboren 1843
Person | Geburtstag | Geburtsort | Beruf |
---|---|---|---|
Kaufmann Kohler | 10. Mai | Fürth | Jüdischer Theologe |
Gustav Oberndorfer | 7. Juli | Fürth | US Konsul |
Georg Weber | 4. Mai | Großhabersdorf | Maurermeister |
Gestorben 1843
Außerdem gestorben:
- Leonhard Fries, Spiegelfabrikant, 65 Jahre[8]
Bauten
- Friedrichstraße 7, Wohnhaus mit Gaststätte, ehemals Humbser-Bräu (Architekt: Friedrich Schmidt) wird errichtet.
- Königstraße 74, Ehemalige Sternapotheke, jetzt Wohn- und Geschäftshaus (Architekt: Georg Cappeller) wird errichtet.
- Königstraße 92, Wohnhaus (Architekt: Friedrich Schmidt, Georg Cappeller) wird errichtet.
- 6. Mai: Der Kanalhafen des Ludwigskanal wird bei Poppenreuth in Betrieb genommen.
- Das Haus zur Waagstraße 3 wird gebaut.
Fronmüllerchronik
- Am 1. Januar 1843 trat als Stadtcommissär in Funktion der quiesc. Landrichter Ludwig Michael Wellmer statt des in Ruhestand versetzten Johann Friedr. Zehler. - Die durch den Tod des prakt. Arztes Dr. Feust erledigte Stelle eines prakt. Arztes erhielt Dr. Simon Hollstein aus Bamberg. - Vom 1. März an wurden durch Bürgermeister Martin Meyer Nachgrabungen an den Ueberresten der Martinskapelle gemacht und die Grundmauer derselben aufgedeckt, die aber nicht mehr vollkommen vorhanden waren. Viele menschliche Knochen waren hiebei zum Vorschein gekommen, da früher viele Selbstmörder nebenan begraben worden waren. - Am 9. März wurden die Statuten des von Oberrabbiner Dr. Löwi, Kaufmann E. Ley [Druckfehler; ausgebessert: D. Ley], und Dr. Fronmüller in Vorschlag gebrachten Gewerbvereins von einer größeren Versammlung hiesiger Bürger berathen und unterzeichnet [...]. Die Genehmigung des Ministeriums erfolgte am 2. November. - Am 17. März Abends zeigte sich als Zodiakallicht am westlichen Himmel unterhalb des Sternbildes Orion ein balkenartiger weißer Streifen, der einen Winkel von 20 Grad mit der Erde bildete. Das Phänomen war noch bis Ende des Monats sichtbar, wurde aber immer schwächer an Glanz, bis es endlich ganz verschwand. - Den 6. März war die feierliche Eröffnung des Ludwigskanales, vorerst von Nürnberg bis Bamberg, mit vielen Schiffen. Auf dem ersten Schiffe, welches den hiesigen Kanalhafen passirte, befand sich Fürst Taxis, Oberst Michels, Mitglieder des Handelsvorstandes u. s. w.; den 20. Mai landeten die ersten Schiffe hier an; sie brachten theils Zedernholz, theils Kupfer hieher. - Den 22. März bildete sich hier ein musikalischer Verein zur Förderung kirchlicher Musik durch Pfarrer Lehmus. - Zu der am 7. April gebildeten Handelskammer Mittelfrankens wurden als Mitglieder für Fürth die Kaufleute A. Billing und Konrad Gebhardt, sowie die Fabrikanten J. W. M. Engelhardt und A. Bürker gewählt. - Am 3. Juni Nachmittags traf das erste hiesige Kanalschiff, "die Stadt Fürth", dem Kaufmann Siebenkäs gehörend, von Bamberg dahier ein und wurde bei seiner Ankunft mit Böllerschüssen und Musik begrüßt. - Montag den 10. Juli wurde der obere Stadttheil von einem Hagelschlag so getroffen, daß eine große Menge Fensterscheiben eingeschlagen wurden, in der Engelhardt'schen Fabrik allein gegen 150, in der Auferstehungskirche gegen 200. In der englischen Anlage und am Kirchhofe wurden Bäume entwurzelt und umgerissen. Auch das Hospital wurde hart mitgenommen. - Montag den 2. Oktober wurde das Herbstmanöver des hiesigen Landwehrregimentes durch ein fatales Vorkommniß unterbrochen. Einige Landwehrmänner der den Feind bildenden Abtheilung hatten auf der Dambacher Brücke eine bedeutende Quantität Pulver gestreut, welche im Augenblicke als die erste Grenadier-Compagnie im Sturmschritte die Mitte der Brücke erreicht hatte, von einem Artilleristen angezündet wurde. Die Explosion war vehement. Die Flamme ergriff einige gefüllte Patrontaschen und brachte große Zerstörung hervor. Viele stürzten, vier Mann sogar in die Flammen hinein; mehrere erhielten an Gesicht und Händen nicht unerhebliche Brandwunden oder wurden an ihren Uniformen beschädigt. Nach dem ersten Schreck zeigte sich allgemeine Entrüstung und nur durch die Bemühungen des Regimentskommandanten konnte die Mannschaft von thätlichem Eingreifen abgehalten werden. Dieser Vorgang, der den Urhebern theuer zu stehen kam, wurde in vielen, auch ausländischen Zeitungen erwähnt. - Im Oktober wurde die Gesellfehaft "Liederkranz" von Freunden des Gesangs gegründet. - In diesem Monate herrschte hier eine Morbillen-Epidemie. - Anfangs November bildete sich hier, wie in allen größeren Städten Bayerns, ein aus dreißig angesehenen Einwohnern bestehendes Komité zum Behufe der Unterstützung der aus Griechenland zurückkehrenden hilfsbedürftigen Deutschen. - Bürgermeister Bäumen, Rechtsrath Faber und Magistratsrath Wild feierten am 18. Nov. ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Bei dem ihnen im Saale des Gasthauses zum Kronprinzen von Preußen gegebenen Festessen von 120 Personen ging es sehr fröhlich zu. Bürgermeister Bäumen hatte vom Könige den Michaelsorden erhalten. - Am 17. Nov. war Ministerialrath Gustav von Bezold zum Ehrenbürger der Stadt von den Gemeindekollegien erwählt worden. - Den 3. Dez. Abends 8 Uhr entstand ein Brand in der Wohnung des Gürtlermeisters Gosdorfer und in dem in der Nähe der Synagoge befindlichen israelitischen Gemeindestadel. Der letztere wurde nicht mehr aufgebaut. - Drechslermeister Eisenmenger fabricirte in diesem Jahre hier zuerst Lorgnetten. - Am Sylvesterabend dieses Jahres nach 11 Uhr zog ein Haufen junger Leute, der sich von Minute zu Minute vergrößerte, unter großem Lärmen und Pfeifen vor das Haus des Bürgermeisters Bäumen und brachte ihm unter Toben und Schelten eine Katzenmusik. Sodann wurden von einer anderen Schaar die Fenster der Polizeilokalitäten (damals auf dem Michaelskirchhofe im größeren Schulhause) eingeworfen, bis es nach einigen Stunden der Landwehr gelang, die Ruhe wieder herzustellen. Ursache war das Gebot, in der Neujahrsnacht um 11 Uhr bereits die Wirthshäuser zu schließen. - Zahl der Neubauten in diesem Jahre: sechs; Eisenbahnfrequenz: 446,630 Personen, Einnahme 50,790 fl.[9]
Bilder
Anzeige Wirtschaftseröffnung im Hause M. Ellern, Fürther Tagblatt 11.8.1843
Zeitungsannonce für die Wirtschaft zu den drei Herzen, 1843
Zeitungsanzeige von Conrad Gebhardt, "Agent des Ludwig-Kanals", Mai 1843
Zeitungsannonce des Juweliers Konrad Geisselbrecht, Oktober 1843
Zeitungsannonce von Johann Wagner, "Wirth zur Gerechtigkeit", August 1843
Zeitungsannonce von Gg. Scheidig, Wirt zum goldenen Posthorn, August 1843
Werbeannonce für eine Kunstaustellung im "grünen Baum", Juni 1843
Zeitungsannonce des Lehrers Simon Hanauer, Oktober 1843
Zeitungsanzeige des Lehrers Simon Hanauer, April 1843
Zeitungsanzeige von Friedrich Heberlein, Dezember 1843
Zeitungsartikel über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Freiherr von der Heidte, Januar 1843
Zeitungsanzeige des neuen Arztes Simon Hollstein, Juni 1843
Zeitungsannonce des Badeanstaltbesitzers Friedrich Höfler, 1843
Zeitungsanzeige des Arztes Dr. Karl Kiderlin, Mai 1843
Zeitungsannonce von Oswald Kimmel, Dezember 1843
Wirtschaftseröffnung von Christian Kimmel auf dem Helmplatz, Februar 1843
Der Wirt Christian Kimmel betreibt wieder sein Bäcker-Geschäft, Juni 1843
Werbeannonce des Destillateurs Christian Kimmel, Dezember 1843
Zeitungsanzeige der Witwe des Buchhändlers Friedrich Korn, März 1843
Erste Zeitungsannonce von Leonhard Kuhn über die Anfertigung von Daguerrotpyen, Dezember 1843
Zeitungsannonce des Tanzlehrers Leonhard Kuhn, Oktober 1843
Zeitungsanzeige von Daniel Ley, Mai 1843
Werbeannonce für eine Kunstvorstellung "im Saale des Herren Lederer zur Lilie", Juni 1843
Traueranzeige für den Drechslermeister Johann Nepomuk Lisenfeld, Juli 1843
Zeitungsanzeige der Erben des Zinngießermeisters und Wirts Johann Georg Löffler, Mai 1843
Zeitungsanzeige von Johann Leonhard Löhe, Wirt zum grünen Baum, Dezember 1843
Werbeannonce für den Pfarrgarten, August 1843
Zeitungsannonce des Wirts zum preußischen Adler, Jakob Vogel, Oktober 1843
Verkaufsanzeige für die Gaststätte zum preußischen Adler, März 1843
Zeitungsanzeige des Broncefarbenfabrikanten Isaak Rau, November 1843
Bekanntmachung der Heirat von Johann Reindel, Gastwirt zur Eisenbahn, November 1843
Zeitungsannonce von Joh. Nic. Köhler, Gastwirth "zum rothen Roß", August 1843
Werbeannonce für das Mineralwasserlager von Georg Joseph Scheuer, April 1843
Zeitungsanzeige des Zinngießermeisters Konrad Schildknecht, Mai 1843
Zeitungsanzeige von Paulus Kütt, zum schwarzen Adler, März 1843
Zeitungsanzeige des Kompassmachers Johann Philipp Stockert sen., August 1843
Zeitungsannonce des Uhrmachers Aloys Strenz im langen Haus, November 1843
Traueranzeige für den Schreinermeister Heinrich Jakob Stucky, Januar 1843
Ankündigung einer Vorstellung im Theater, Oktober 1843
Ankündigung einer Vorstellung im Theater, Oktober 1843
August Tischendorf bezieht sein neues Haus, Mai 1843
Zeitungsanzeige des Verlegers Julius Volkhart, November 1843
Werbeannonce für den Weißengarten, August 1843
Werbeanzeige des Gastwirts Ell, zum weißen Engel, Februar 1843
Werbeannonce für die Gaststätte zum weißen Lamm in Unterfarrnbach, Mai 1843
Zeitungsartikel des Magistratsrats Friedrich Wild anlässlich seines Ausscheidens aus dem Magistrat nach 25 Jahren, Dezember 1843
Zeitungsanzeige zum Nachlass des Wirts Franz Xaver Wölker, Juli 1843
Zeitungsanzeige über den Büchsenmacher Daniel Würfflein, Juli 1843
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Mayer: "Wanderungen durch das Pegnitzthal...", 1846, S. 69ff. online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 32.
- ↑ Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 23.
- ↑ "Fürther Tagblatt" vom 05. September 1843
- ↑ "Fürther Tagblatt" vom 06. September 1843
- ↑ Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 23.
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 31.
- ↑ "Bayerische Landbötin" vom 27.05.1843
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 268 - 271