1843

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Ereignisse

  • In Bayern gilt eine königliche Verordnung, die die Polizeistunde auf 11 Uhr festsetzt. Viele Orte machen am Silvesterabend davon eine Ausnahme. Bürgermeister Bäumen allerdings weist die Polizeimannschaft an, die Verordnung präzise zu befolgen. Um Mitternacht kommt es darauf hin zu gewalttätigen Ausschreitungen. Da die Polizei nicht mehr Herr der Lage wird, wird sogar die Landwehr requiriert. Die Tumulte dauern trotzdem bis in die Morgenstunden an. [1]
  • 21. Februar: Dr. Hollstein erhält die Lizenz zur ärztlichen Praxis und tritt die Nachfolge des verstorbenen Dr. Feust an.[2]
  • 9. März: Gründung des Fürther Gewerbvereins.
  • Der Ludwigskanal wird (im Abschnitt zwischen Bamberg und Nürnberg) in Betrieb genommen. Am 6. Mai wird der Kanalhafen in Poppenreuth eröffnet.[3]
  • Im Juli gibt es tagelanges Hochwasser.
  • Im September unternehmen der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern einen Ausflug auf dem Ludwigskanal von Nürnberg nach Fürth und besuchen u. a. die alte Veste und das Antiquitätenkabinett von Pickert.[4]
  • Ebenfalls im September macht der Photograph Joseph Correvont aus Paris im Weißengarten Station, um Lichtportraits nach der neuen Methode der Daguerreotypie anzufertigen.[5]
  • 1. Oktober: Poppenreuth wird Bahnstation der Ludwig-Süd-Nord-Bahn an der Linie Nürnberg-Bamberg.[6]
  • Von Oktober bis Dezember herrscht unter den Kindern eine Morbillenepidemie (Masern).[7]
  • Im November wird das 25-jährige Jubiläum der Erhebung zu einer Stadt 1. Klasse gefeiert.
  • Am 3. Dezember bricht im Holzstadel im jüdischen Schulhof ein Feuer aus, bei dem die Wohnung des Gürtlermeisters Gusdorfer zerstört wird.
  • Bereits im Dezember wirbt der bisherige Tanzlehrer Leonhard Kuhn in einer Zeitungsanzeige damit, dass er ab sofort Lichtbilder anfertigt.
  • Am 12. Dezember erscheint im "Fürther Tagblatt" ein sehr eindringlicher und ausführlich begründeter Appell zur "Bildung eines Vereins zur Verhütung der Thierquälerei". Unterzeichnende sind die Bürger Fetz, Heberlein, Leber, Schmidt und Wellmer.


Personen

Personen

Geboren 1843

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Kaufmann Kohler10. MaiFürthJüdischer Theologe
Gustav Oberndorfer7. JuliFürthUS Konsul
Georg Weber4. MaiGroßhabersdorfMaurermeister

Gestorben 1843

PersonTodestagTodesortBeruf
Georg Balbierer21. NovemberFürthWirt, Melber
Konrad Eckart23. AprilMüller, Mühlenbesitzer
Wolf Lieberviel3. DezemberFürth
Johann Nepomuk Lisenfeld14. JuliDrechslermeister
Johann Georg Löffler2. MaiFürthZinngießer, Wirt, Medailleur
Elias Oehme20. DezemberFürthKünstler, Maler
Heinrich Jakob Stucky17. JanuarFürthSchreiner, Schreinermeister
Johann Wunderlich26. SeptemberFürthArchitekt, Zimmermeister
Franz Xaver WölkerFürthWirt

Außerdem gestorben:

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

Am 1. Januar 1843 trat als Stadtcommissär in Funktion der quiesc. Landrichter Ludwig Michael Wellmer statt des in Ruhestand versetzten Johann Friedr. Zehler. - Die durch den Tod des prakt. Arztes Dr. Feust erledigte Stelle eines prakt. Arztes erhielt Dr. Simon Hollstein aus Bamberg. - Vom 1. März an wurden durch Bürgermeister Martin Meyer Nachgrabungen an den Ueberresten der Martinskapelle gemacht und die Grundmauer derselben aufgedeckt, die aber nicht mehr vollkommen vorhanden waren. Viele menschliche Knochen waren hiebei zum Vorschein gekommen, da früher viele Selbstmörder nebenan begraben worden waren. - Am 9. März wurden die Statuten des von Oberrabbiner Dr. Löwi, Kaufmann E. Ley [Druckfehler; ausgebessert: D. Ley], und Dr. Fronmüller in Vorschlag gebrachten Gewerbvereins von einer größeren Versammlung hiesiger Bürger berathen und unterzeichnet [...]. Die Genehmigung des Ministeriums erfolgte am 2. November. - Am 17. März Abends zeigte sich als Zodiakallicht am westlichen Himmel unterhalb des Sternbildes Orion ein balkenartiger weißer Streifen, der einen Winkel von 20 Grad mit der Erde bildete. Das Phänomen war noch bis Ende des Monats sichtbar, wurde aber immer schwächer an Glanz, bis es endlich ganz verschwand. - Den 6. März war die feierliche Eröffnung des Ludwigskanales, vorerst von Nürnberg bis Bamberg, mit vielen Schiffen. Auf dem ersten Schiffe, welches den hiesigen Kanalhafen passirte, befand sich Fürst Taxis, Oberst Michels, Mitglieder des Handelsvorstandes u. s. w.; den 20. Mai landeten die ersten Schiffe hier an; sie brachten theils Zedernholz, theils Kupfer hieher. - Den 22. März bildete sich hier ein musikalischer Verein zur Förderung kirchlicher Musik durch Pfarrer Lehmus. - Zu der am 7. April gebildeten Handelskammer Mittelfrankens wurden als Mitglieder für Fürth die Kaufleute A. Billing und Konrad Gebhardt, sowie die Fabrikanten J. W. M. Engelhardt und A. Bürker gewählt. - Am 3. Juni Nachmittags traf das erste hiesige Kanalschiff, "die Stadt Fürth", dem Kaufmann Siebenkäs gehörend, von Bamberg dahier ein und wurde bei seiner Ankunft mit Böllerschüssen und Musik begrüßt. - Montag den 10. Juli wurde der obere Stadttheil von einem Hagelschlag so getroffen, daß eine große Menge Fensterscheiben eingeschlagen wurden, in der Engelhardt'schen Fabrik allein gegen 150, in der Auferstehungskirche gegen 200. In der englischen Anlage und am Kirchhofe wurden Bäume entwurzelt und umgerissen. Auch das Hospital wurde hart mitgenommen. - Montag den 2. Oktober wurde das Herbstmanöver des hiesigen Landwehrregimentes durch ein fatales Vorkommniß unterbrochen. Einige Landwehrmänner der den Feind bildenden Abtheilung hatten auf der Dambacher Brücke eine bedeutende Quantität Pulver gestreut, welche im Augenblicke als die erste Grenadier-Compagnie im Sturmschritte die Mitte der Brücke erreicht hatte, von einem Artilleristen angezündet wurde. Die Explosion war vehement. Die Flamme ergriff einige gefüllte Patrontaschen und brachte große Zerstörung hervor. Viele stürzten, vier Mann sogar in die Flammen hinein; mehrere erhielten an Gesicht und Händen nicht unerhebliche Brandwunden oder wurden an ihren Uniformen beschädigt. Nach dem ersten Schreck zeigte sich allgemeine Entrüstung und nur durch die Bemühungen des Regimentskommandanten konnte die Mannschaft von thätlichem Eingreifen abgehalten werden. Dieser Vorgang, der den Urhebern theuer zu stehen kam, wurde in vielen, auch ausländischen Zeitungen erwähnt. - Im Oktober wurde die Gesellfehaft "Liederkranz" von Freunden des Gesangs gegründet. - In diesem Monate herrschte hier eine Morbillen-Epidemie. - Anfangs November bildete sich hier, wie in allen größeren Städten Bayerns, ein aus dreißig angesehenen Einwohnern bestehendes Komité zum Behufe der Unterstützung der aus Griechenland zurückkehrenden hilfsbedürftigen Deutschen. - Bürgermeister Bäumen, Rechtsrath Faber und Magistratsrath Wild feierten am 18. Nov. ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Bei dem ihnen im Saale des Gasthauses zum Kronprinzen von Preußen gegebenen Festessen von 120 Personen ging es sehr fröhlich zu. Bürgermeister Bäumen hatte vom Könige den Michaelsorden erhalten. - Am 17. Nov. war Ministerialrath Gustav von Bezold zum Ehrenbürger der Stadt von den Gemeindekollegien erwählt worden. - Den 3. Dez. Abends 8 Uhr entstand ein Brand in der Wohnung des Gürtlermeisters Gosdorfer und in dem in der Nähe der Synagoge befindlichen israelitischen Gemeindestadel. Der letztere wurde nicht mehr aufgebaut. - Drechslermeister Eisenmenger fabricirte in diesem Jahre hier zuerst Lorgnetten. - Am Sylvesterabend dieses Jahres nach 11 Uhr zog ein Haufen junger Leute, der sich von Minute zu Minute vergrößerte, unter großem Lärmen und Pfeifen vor das Haus des Bürgermeisters Bäumen und brachte ihm unter Toben und Schelten eine Katzenmusik. Sodann wurden von einer anderen Schaar die Fenster der Polizeilokalitäten (damals auf dem Michaelskirchhofe im größeren Schulhause) eingeworfen, bis es nach einigen Stunden der Landwehr gelang, die Ruhe wieder herzustellen. Ursache war das Gebot, in der Neujahrsnacht um 11 Uhr bereits die Wirthshäuser zu schließen. - Zahl der Neubauten in diesem Jahre: sechs; Eisenbahnfrequenz: 446,630 Personen, Einnahme 50,790 fl.[9]

Bilder

Einzelnachweise

  1. Friedrich Mayer: "Wanderungen durch das Pegnitzthal...", 1846, S. 69ff. online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 32.
  3. Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 23.
  4. "Fürther Tagblatt" vom 05. September 1843
  5. "Fürther Tagblatt" vom 06. September 1843
  6. Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 23.
  7. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 31.
  8. "Bayerische Landbötin" vom 27.05.1843
  9. Fronmüllerchronik, 1887, S. 268 - 271