1883: Unterschied zwischen den Versionen
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:''Rechtsanwalt W. Gunzenhäuser wurde am 1. Januar vom Könige durch Verleihung des Michaelsordens ausgezeichnet. [...]. Die protestantische Kirchenverwaltung machte am 15. Januar bekannt, daß die Kgl. Regierung die Deckung der Restauration der [[Michaelskirche]] durch eine Kirchengemeindeumlage von 2 Proz. der Staatssteuer vom Jahre 1883 an genehmigt hat. [...]. Die nunmehr bestehende Aktiengesellschaft der Nürnberg-Fürther [[Straßenbahn]] ist als solche in das Handelsregister eingetragen worden, nachdem Direktor Rooth die Originalurkunde über die auf 40 Jahre ertheilte Konzession ausgehändigt worden ist.[...]. Nachdem der Versuch, einen Nebenmarkt in der [[Friedrichsstraße]] einzurichten mißlungen ist, wurde am 25. Jan. vom Magistrate beschlossen, vom Monat Mai ab einen Nebenmarkt vom Rathhause abwärts in der [[Königsstraße]] einzurichten. Der Paragraph in der projektirten Marktordnung, nach welchem der Verkauf und das Feilbieten von Viktualien auf den Straßen im Umherfahren oder Tragen verboten werden sollte, wurde nach mehrfachen Debatten gestrichen. [...]. Die Firma [[G. Löwensohn]] verlegt ihre lithographische Kunstanstalt im Monat Januar aus der Blumen- in die [[Sommerstraße]]. - Die Aktien der „Nürberg-Fürther Straßenbahngesellschaft“ sollen demnächst an den Markt kommen; die „Deutsche Bank“ in Berlin, welche bei der Gründung des Unternehmens betheiligt war, wird die Begebung der Aktien vornehmen. [...]. Zur Kollektivausstellung für die Amsterdamer Ausstellung haben sich bis zum 29. Jan. bereits 130 Firmen angemeldet. Der Vorsitzende des betreffenden Komités, Kommerzienrath Ullmann, hat bereits die nöthigen Schränke und Ausstellungstische angekauft. [...]. Nachdem die Sodafabrik mit ihrer Beschwerde wegen des Magistratsbeschlusses, die Rohrleitung in die [[Pegnitz]] zu entfernen, vom Ministerium abgewiesen worden war, übrigens in neuerer Zeit keine Klagen mehr laut wurden, beschloß der [[Magistrat]] am 1. Februar folgenden Vergleichsvorschlag zu machen: „Unter der Bedingung, daß die Sodafabrik anerkennt, daß die Bewilligung zur Rohrleitung eine widerrufliche ist und sie auch keinen Anspruch auf die Einräumung eines Nothservituts habe, sie alle bisher erwachsenen Prozeßkosten trägt, zieht der Magistrat seinen Beschluß zurück.“ [...]. Der Firma [[Weber und Ott]] dahier ist die Einrichtung einer Telephonleitung von dem hiesigen Geschäftslokale zu der Fabrik in Forchheim von Seite der Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten genehmigt worden. - Am 6. Febr. starb in seinem 76. Jahre der prakt. Arzt Dr. Mack, ein wegen seiner gemeinnützigen Thätigkeit hochgeachteter Mann. Im Juli vorigen Jahres hatte er seine goldene Hochzeit gefeiert. [...]. Am 2. März wurde vom Rechtsanwalt Dr. Schmidt im Verein mit mehreren patriotisch gesinnten Männern ein „Jugenderziehungs-Verein“ begründet [...]. Das Gemeindekollegium gab am 27. Febr. seine Zustimmung zur Erbauung einer Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Ottostraße]], veranschlagt auf 16,129 M. Von der Herstellung der Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Rosenstraße|Rosengasse]] war man abgekommen, einerseits um den Spielplatz daselbst nicht zu schmälern, andererseits weil sich nicht weit davon in der [[Katharinenstraße]] bereits eine Turnhalle befindet. [...]. Am 8. März wurde [[Louis Hausmann]], [[Spiegelglasfabrikant]] dahier, 63 Jahre alt, unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe bekleidete verschiedene Ehrenämter mit treuem Pflichteifer: als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereines seit 8 Jahren, als Kassier des Wanderungsunterstützungsvereines und früher als Mitglied des Gemeindekollegiums. - Der Ehrenbürger unserer Stadt Dr. [[Wilhelm Königswarter]] hat derselben ein neues Geschenk von 3000 M. zugewendet, wovon 1000 M. zu einer neuen Ferienkolonie bestimmt sind. Die Restsumme ist der Disposition des Magistrates überlassen, welcher sich für Aufstellung eines Wetterhäuschen in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg bezogen wurden. - Dem Polizeisoldaten Joh. Kaspar Engelhardt dahier wurde in Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistungen im Polizeiwesen die silberne Ehrenmünze des Verdienstordens der bayer. Krone verliehen. [...]. In der Magistratssitzung vom 22. März wurde bekanntgegeben, daß der Vertreter der Sodafabrik es abgelehnt hat, auf den Vergleich in der vom Magistrate gewünschten Form einzugehen. Der Prozeß hat deshalb nun seinen weiteren Fortgang zu nehmen. - Am gleichen Tage starb in München im 54. Lebensjahre Dr. jur. [[Ignaz Ortenau]], Ritter des St. Michaelsordens I. Kl., geb. in Fürth, wo er längere Zeit als Vorsitzender der israelit. Kultusgemeinde und als Notar fungirte, im besten Andenken dahier stehend wegen seiner hohen Intelligenz, Herzensgüte und Uneigennützigkeit. Der Verewigte war auch Besitzer der deutschen und bayerischen Verdienstzeichen für die Krankenpflege im Kriege. [...]. Zur Kenntniß diente in der Magistratssitzung vom 6. April eine Mittheilung der Straßenbahngesellschaft, nach welcher der bisherige Generalbevollmächtigte Rechtsanwalt [[Julius Aldinger]] auch in Zukunft mit diesem Amte betraut wird. - Das Vorhaben des Stallmeisters Anzengruber, ein Kehrichtabfuhrinstitut mit Bezahlung durch die betreffenden Hausbesitzer dahier einzuführen, wurde in widerruflicher Weise genehmigt. - Einen erfreulichen Anblick gewährte für die Bewohner der Stadt die nun vereinigte stattliche Feuerwehr, als sie am 8. April zu ihren Uebungen, die musterhaft ausgeführt wurden, ausrückte. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. April wurde auf Antrag des Fabrikanten Hesse die Beleuchtung der [[Ludwigsbrücke]] mittelst Gaskandelabern genehmigt. [...]. Aus Amsterdam wird mitgetheilt, daß das in der dortigen internationalen Ausstellung zuerst zur Ausstellung gelangte Objekt, das der Spiegelglasfabrikanten [[L. Winkler und Sohn]] gewesen ist. - In der vom Komité der Volksküche ausgeschriebenen Generalversammlung berichtete Kassier H. Berolzheimer, daß die Frequenz auch in dem verflossenen Jahre eine starke gewesen sei, indem in 118 Tagen 41,473 1/2 Portionen Suppe vertheilt wurden [...]. Es kamen mithin durchschnittlich 352 Portionen auf den Tag. [...]. [...] wurde zur Wahl des Komités geschritten, welches nun aus folgenden Personen besteht: Kommerzienrath Ullmann, Dr. Degen, Ferd. Behringer, H. Berolzheimer, J. Ziegele und J. Schildknecht. [...]. Der Magistrat genehmigte am 26. April die Einführung des Sparmarkensystemes. Es sollen Sparmarken im Betrage von 10 Pfg., sowie Karten zum Aufkleben von 20 Marken ausgegeben werden. - Am 29. April suchte und fand den Tod die Wirthstochter Wamser in der Pegnitz oberhalb des Karlstegs. [...]. Der Haupttreffer der am 1. Mai gezogenen österreichischen 1860er Loose, im Betrage von 240,000 Gulden, ist abzüglich der Steuern dem [[Hopfenhändler]] J. Reinemann dahier zugefallen. - Anfang Mai bildete sich aus mehreren Personen in Nürnberg und Fürth, zur größeren Theile Großindustriellen, ein Komité zum Behufe der Einführung der Telephoneinrichtungen in den beiden Städten. - Am 4. Mai starb der Kgl. Landgerichtsrath [[Karl Wollner]] im 54. Lebensalter, ein wegen seiner Biederkeit und humanen Wesens hier allgemein beliebter Beamter. - In einer am 5. Mai von der [[Schauspielerin]] Frl. [[Mathilde Lauterbach]] veranstalteten zahlreich besuchten Soirée verabschiedete sich dieselbe vom hiesigen Theaterpublikum, dessen langjähriger Liebling dieselbe gewesen war. - Das Gemeindekollegium stimmte am 9. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach dem lutherischen Vereine für weibliche Diakonie zur Erbauung eines Hauses behufs Unterbringung der Wartschwestern ein einmaliger Zuschuß von 4000 M. gewährt wurde. [...]. Am 8. Mai machte ein eigenthümlicher Vorfall viel Aufsehen in der Stadt. Nachdem bereits vorher ein penetranter Leuchtgasgeruch von der Pegnitz her sich bemerkbar gemacht hatte, kamen Morgens 1/2 9 Uhr Tausende von todten Fischen dahergeschwommen, die einen abscheulichen Geruch verbreiteten, besonders am [[Helmplatz]], so daß die dortige Schule geschlossen werden mußte. Die auffallende Erscheinung zog schnell eine große Menge Zuschauer herbei. Bald wurde ermittelt, daß diese großartige Wasserverunreinigung, die vielen Fischwasserbesitzern großen Schaden that, aus dem Nürnberger Gaswerke herrührte, wo ein großes Gaswasserbassin in den Fluß abgelassen worden war. - Dem Antrage des Gemeindekollegiums, die Trottoire der [[Ludwigsbrücke]], an welcher die Gaskandelaber angebracht wurden, mit Klinkern statt mit Pflastersteinen zu belegen, stimmte am 9. Mai der Magistrat mit Majorität bei. [...]. Das Ortsstatut für die obligatorische gewerbliche Fortbildungsschule in seiner nun geltenden Fassung wurde am 27. Mai in den hiesigen Blättern bekannt gemacht. - Am gleichen Tage fand das Einweihungsfest der durch die Gebrüder Mailänder komfortabel eingerichteten und namhaft verschönerten und vergrößerten Räume des [[Prater]] statt, welche unserer Stadt alle Ehre machen.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 579</ref> | :''Rechtsanwalt W. Gunzenhäuser wurde am 1. Januar vom Könige durch Verleihung des Michaelsordens ausgezeichnet. [...]. Die protestantische Kirchenverwaltung machte am 15. Januar bekannt, daß die Kgl. Regierung die Deckung der Restauration der [[Michaelskirche]] durch eine Kirchengemeindeumlage von 2 Proz. der Staatssteuer vom Jahre 1883 an genehmigt hat. [...]. Die nunmehr bestehende Aktiengesellschaft der Nürnberg-Fürther [[Straßenbahn]] ist als solche in das Handelsregister eingetragen worden, nachdem Direktor Rooth die Originalurkunde über die auf 40 Jahre ertheilte Konzession ausgehändigt worden ist.[...]. Nachdem der Versuch, einen Nebenmarkt in der [[Friedrichsstraße]] einzurichten mißlungen ist, wurde am 25. Jan. vom Magistrate beschlossen, vom Monat Mai ab einen Nebenmarkt vom Rathhause abwärts in der [[Königsstraße]] einzurichten. Der Paragraph in der projektirten Marktordnung, nach welchem der Verkauf und das Feilbieten von Viktualien auf den Straßen im Umherfahren oder Tragen verboten werden sollte, wurde nach mehrfachen Debatten gestrichen. [...]. Die Firma [[G. Löwensohn]] verlegt ihre lithographische Kunstanstalt im Monat Januar aus der Blumen- in die [[Sommerstraße]]. - Die Aktien der „Nürberg-Fürther Straßenbahngesellschaft“ sollen demnächst an den Markt kommen; die „Deutsche Bank“ in Berlin, welche bei der Gründung des Unternehmens betheiligt war, wird die Begebung der Aktien vornehmen. [...]. Zur Kollektivausstellung für die Amsterdamer Ausstellung haben sich bis zum 29. Jan. bereits 130 Firmen angemeldet. Der Vorsitzende des betreffenden Komités, Kommerzienrath Ullmann, hat bereits die nöthigen Schränke und Ausstellungstische angekauft. [...]. Nachdem die Sodafabrik mit ihrer Beschwerde wegen des Magistratsbeschlusses, die Rohrleitung in die [[Pegnitz]] zu entfernen, vom Ministerium abgewiesen worden war, übrigens in neuerer Zeit keine Klagen mehr laut wurden, beschloß der [[Magistrat]] am 1. Februar folgenden Vergleichsvorschlag zu machen: „Unter der Bedingung, daß die Sodafabrik anerkennt, daß die Bewilligung zur Rohrleitung eine widerrufliche ist und sie auch keinen Anspruch auf die Einräumung eines Nothservituts habe, sie alle bisher erwachsenen Prozeßkosten trägt, zieht der Magistrat seinen Beschluß zurück.“ [...]. Der Firma [[Weber und Ott]] dahier ist die Einrichtung einer Telephonleitung von dem hiesigen Geschäftslokale zu der Fabrik in Forchheim von Seite der Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten genehmigt worden. - Am 6. Febr. starb in seinem 76. Jahre der prakt. Arzt Dr. Mack, ein wegen seiner gemeinnützigen Thätigkeit hochgeachteter Mann. Im Juli vorigen Jahres hatte er seine goldene Hochzeit gefeiert. [...]. Am 2. März wurde vom Rechtsanwalt Dr. Schmidt im Verein mit mehreren patriotisch gesinnten Männern ein „Jugenderziehungs-Verein“ begründet [...]. Das Gemeindekollegium gab am 27. Febr. seine Zustimmung zur Erbauung einer Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Ottostraße]], veranschlagt auf 16,129 M. Von der Herstellung der Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Rosenstraße|Rosengasse]] war man abgekommen, einerseits um den Spielplatz daselbst nicht zu schmälern, andererseits weil sich nicht weit davon in der [[Katharinenstraße]] bereits eine Turnhalle befindet. [...]. Am 8. März wurde [[Louis Hausmann]], [[Spiegelglasfabrikant]] dahier, 63 Jahre alt, unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe bekleidete verschiedene Ehrenämter mit treuem Pflichteifer: als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereines seit 8 Jahren, als Kassier des Wanderungsunterstützungsvereines und früher als Mitglied des Gemeindekollegiums. - Der Ehrenbürger unserer Stadt Dr. [[Wilhelm Königswarter]] hat derselben ein neues Geschenk von 3000 M. zugewendet, wovon 1000 M. zu einer neuen Ferienkolonie bestimmt sind. Die Restsumme ist der Disposition des Magistrates überlassen, welcher sich für Aufstellung eines Wetterhäuschen in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg bezogen wurden. - Dem Polizeisoldaten Joh. Kaspar Engelhardt dahier wurde in Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistungen im Polizeiwesen die silberne Ehrenmünze des Verdienstordens der bayer. Krone verliehen. [...]. In der Magistratssitzung vom 22. März wurde bekanntgegeben, daß der Vertreter der Sodafabrik es abgelehnt hat, auf den Vergleich in der vom Magistrate gewünschten Form einzugehen. Der Prozeß hat deshalb nun seinen weiteren Fortgang zu nehmen. - Am gleichen Tage starb in München im 54. Lebensjahre Dr. jur. [[Ignaz Ortenau]], Ritter des St. Michaelsordens I. Kl., geb. in Fürth, wo er längere Zeit als Vorsitzender der israelit. Kultusgemeinde und als Notar fungirte, im besten Andenken dahier stehend wegen seiner hohen Intelligenz, Herzensgüte und Uneigennützigkeit. Der Verewigte war auch Besitzer der deutschen und bayerischen Verdienstzeichen für die Krankenpflege im Kriege. [...]. Zur Kenntniß diente in der Magistratssitzung vom 6. April eine Mittheilung der Straßenbahngesellschaft, nach welcher der bisherige Generalbevollmächtigte Rechtsanwalt [[Julius Aldinger]] auch in Zukunft mit diesem Amte betraut wird. - Das Vorhaben des Stallmeisters Anzengruber, ein Kehrichtabfuhrinstitut mit Bezahlung durch die betreffenden Hausbesitzer dahier einzuführen, wurde in widerruflicher Weise genehmigt. - Einen erfreulichen Anblick gewährte für die Bewohner der Stadt die nun vereinigte stattliche Feuerwehr, als sie am 8. April zu ihren Uebungen, die musterhaft ausgeführt wurden, ausrückte. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. April wurde auf Antrag des Fabrikanten Hesse die Beleuchtung der [[Ludwigsbrücke]] mittelst Gaskandelabern genehmigt. [...]. Aus Amsterdam wird mitgetheilt, daß das in der dortigen internationalen Ausstellung zuerst zur Ausstellung gelangte Objekt, das der Spiegelglasfabrikanten [[L. Winkler und Sohn]] gewesen ist. - In der vom Komité der Volksküche ausgeschriebenen Generalversammlung berichtete Kassier H. Berolzheimer, daß die Frequenz auch in dem verflossenen Jahre eine starke gewesen sei, indem in 118 Tagen 41,473 1/2 Portionen Suppe vertheilt wurden [...]. Es kamen mithin durchschnittlich 352 Portionen auf den Tag. [...]. [...] wurde zur Wahl des Komités geschritten, welches nun aus folgenden Personen besteht: Kommerzienrath Ullmann, Dr. Degen, Ferd. Behringer, H. Berolzheimer, J. Ziegele und J. Schildknecht. [...]. Der Magistrat genehmigte am 26. April die Einführung des Sparmarkensystemes. Es sollen Sparmarken im Betrage von 10 Pfg., sowie Karten zum Aufkleben von 20 Marken ausgegeben werden. - Am 29. April suchte und fand den Tod die Wirthstochter Wamser in der Pegnitz oberhalb des Karlstegs. [...]. Der Haupttreffer der am 1. Mai gezogenen österreichischen 1860er Loose, im Betrage von 240,000 Gulden, ist abzüglich der Steuern dem [[Hopfenhändler]] J. Reinemann dahier zugefallen. - Anfang Mai bildete sich aus mehreren Personen in Nürnberg und Fürth, zur größeren Theile Großindustriellen, ein Komité zum Behufe der Einführung der Telephoneinrichtungen in den beiden Städten. - Am 4. Mai starb der Kgl. Landgerichtsrath [[Karl Wollner]] im 54. Lebensalter, ein wegen seiner Biederkeit und humanen Wesens hier allgemein beliebter Beamter. - In einer am 5. Mai von der [[Schauspielerin]] Frl. [[Mathilde Lauterbach]] veranstalteten zahlreich besuchten Soirée verabschiedete sich dieselbe vom hiesigen Theaterpublikum, dessen langjähriger Liebling dieselbe gewesen war. - Das Gemeindekollegium stimmte am 9. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach dem lutherischen Vereine für weibliche Diakonie zur Erbauung eines Hauses behufs Unterbringung der Wartschwestern ein einmaliger Zuschuß von 4000 M. gewährt wurde. [...]. Am 8. Mai machte ein eigenthümlicher Vorfall viel Aufsehen in der Stadt. Nachdem bereits vorher ein penetranter Leuchtgasgeruch von der Pegnitz her sich bemerkbar gemacht hatte, kamen Morgens 1/2 9 Uhr Tausende von todten Fischen dahergeschwommen, die einen abscheulichen Geruch verbreiteten, besonders am [[Helmplatz]], so daß die dortige Schule geschlossen werden mußte. Die auffallende Erscheinung zog schnell eine große Menge Zuschauer herbei. Bald wurde ermittelt, daß diese großartige Wasserverunreinigung, die vielen Fischwasserbesitzern großen Schaden that, aus dem Nürnberger Gaswerke herrührte, wo ein großes Gaswasserbassin in den Fluß abgelassen worden war. - Dem Antrage des Gemeindekollegiums, die Trottoire der [[Ludwigsbrücke]], an welcher die Gaskandelaber angebracht wurden, mit Klinkern statt mit Pflastersteinen zu belegen, stimmte am 9. Mai der Magistrat mit Majorität bei. [...]. Das Ortsstatut für die obligatorische gewerbliche Fortbildungsschule in seiner nun geltenden Fassung wurde am 27. Mai in den hiesigen Blättern bekannt gemacht. - Am gleichen Tage fand das Einweihungsfest der durch die Gebrüder Mailänder komfortabel eingerichteten und namhaft verschönerten und vergrößerten Räume des [[Prater]] statt, welche unserer Stadt alle Ehre machen. Nachdem durch Magistratsbeschluß vom 31. Mai das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes mit großer Stimmenmehrheit verworfen worden war, haben die beiden Direktoren Metz und Heerwagen ihre Institute vereinigt. Es wird unter deren gemeinsamen Leitung vom 1. September an eine nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule geschaffen. [...]. G. W. Leonh. Borsch, früher Polizeiofficiant, wird seit Juni 1883 Verwalter der [[Mailänder]]'schen Brauerei. - Am 1. Juni eröffnete der Jugenderziehungsverein unter Leitung des Rechtsanwalts Dr. Schmidt seine Erziehungsanstalt, zu welcher der Magistrat ein mit Spielplatz versehenes Lokal dem Vereine unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. [...]. Der Verlagsbuchhandlung von [[Friedrich Eßmann|Friedr. Eßmann]], welcher kürzlich eine Schrift, „Die französische Invasion in Franken im Jahre 1796“ von Dr. [[Christian Hutzelmann]], Kgl. Reallehrer dahier, zur Ausgabe brachte, ist aus dem Sekretariat Sr. Majestät des Königs folgendes Schreiben zugegangen: „Ew. Wohlgeboren theile ich im Allerhöchstem Auftrage mit, daß Se. Majestät der König die in Ihrem Verlage erschienene Schrift über die französische Invasion in Franken im Jahre 1790 von Dr. Christian Hutzelmann huldvoll entgegenzunehmen geruhten und dem Verlage mit bestem Dank erwidern lassen. [...].“ Im Saale des grünen Baumes fand am 12. Juli eine von nahezu 300 Schreinergehilfen besuchte Versammlung statt, [...]. In einer zweiten Versammlung der hiesigen Schreinergesellen vom 20. Juli wurde von den Nürnberger Arbeitsgenossen berichtet, daß, da die Unterhandlung mit den dortigen Meistern ohne Erfolg geblieben, der Strike nun vom 25. Juni an beginnen müsse; [...]. Die [[Michaelskirche]] wurde einer gründlichen Reparatur unterzogen. Die Stukkatur des schadhaften Plafonds wurde auf Rohrgeflecht statt auf Latten gesetzt, die Kirchensitze und Bänke angestrichten, die Orgel von Steinmeyer reparirt, die Fenster erneuert, die Thüren verdoppelt. Das Innere der Kirche erhielt ein ebenso freundliches als würdiges Aussehen. Die [[Auferstehungskirche]] erhielt zwei neue Ausgänge für die Emporen und Doppelthüren. - Zum Kirchweihfest wurde die vom [[Bildhauer|Kunstbildhauer]] [[Johann Christian Hirt|Hirt]] (hier geboren) in München angefertigte Statue des den Kelch segnenden Christus im Altare der Michaelskirche aufgestellt. Die bisherige Gypsstatue wurde in die Hallen des neuen Kirchhofes versetzt. [...]. Das Bild des Erzengels Michael, des Kirchentpatrons, wurde restaurirt und am Bogen des Schiffes der Kirche wieder befestigt. [...]. Nachdem eine große Anzahl Firmen in Nürnberg und Fürth sich zum Abonnement auf eine Telephonleitung in einem Gesuche an das Ministerium bereit erklärt haben, ist von letzterem erwidert worden, daß zur Zeit keine Miteel dazu vorhanden seien. [...]. Der verheirathete Kgl. Rentbeamte Thomas Mögen von Fürth wurde am 7. Juli vom Schwurgerichte in Nürnberg verurtheilt. [...]. Zu dem ersten seit der Reorganisation des deutschen Turnwesens und zwar hier am 15. Juli abgehaltenen Bezirksturnen haben sich 23 auswärtige Vereine eingefunden, die freundlich empfangen wurden. [...]. Der Verschönerungsverein hat den Beschluß gefaßt, dem an der Würzburger Eisenbahnbrücke neuerbauten Steg den Namen „Rath Fronmüllers Steg“ zu geben, nachdem eine Deputation des Vereines bei Medicinalrath Fronmüller die Einwilligung hiezu erholt hatte. [...]. Die Firma Richard in Newyork hat einen Beitrag von 1000 Mark für die beabsichtigte Gründung eines Stipendienfonds für Realschüler gespendet, die gleiche Summe zu gleichem Zwecke die Firma Abraham und Benedikt Rosenfeld in London. - Aus Anlaß des 50jährigen Jubliäums der Kgl. Realschule wurde nach der Idee des Rektors Brunotte ein großes Tableau mit den Photographien sämmtlicher Lehrer, welche an benannter Anstalt wirkten und noch wirken, zusammengestellt. Die eingesandten Originalbilder wurden vom Chemiker Dr. Langhans photographisch reproducirt, der künstlerische Entwurf und die Randzeichnungen vom Assistenten Schwarz ausgeführt. Von den 66 Lehrern, die der Kgl. Realschule angehörten und zum Theil noch angehören, sind 62 auf dem Tableau vertreten [...]. Die Mittelfläche zeigt eine Totalansicht der Stadt Fürth und das Wappen derselben. Auch sind die vier Schulhäuser abgebildet, welche die Anstalt zu verschiedenen Zeiten bewohnte. Ch. Schildknecht, Chef der photographischen Kunstanstalt dahier, hat die photographische Vervielfältigung des Tableaus übernommen [...]. Nachdem die Einwendungen gegen das Projekt der Wasserleitung aus dem Grundwasser des Rednitzgrundes von Seite eines Theiles der Bürgerschaft, welcher die Quellenzuleitung aus der Umgegend von Veitsbronn vertritt, einen ernsteren Charakter angenommen haben und ein eigenes Komité für die Durchführung des letzteren Projekts unter der Vorstandschaft von J. Schradin, L. Apfelbaum und K. Krieger und in Vertretung des engeren Ausschusses von Heckel, Scherber, Ammon und Gebhardt sich gebildet hatte, wurde von demselben eine ausführliche Denkschrift an das Gemeindekollegium mit dem Antrage gerichtet, wiederholte genaue Messungen aller bezüglichen Quellen vornehmen zu lassen, die Ausarbeitung eines Detailprojektes anzuordnen, den nöthigen Kredit zu diesen Arbeiten zu gewähren und den Magistrat einzuladen, diesen Beschlüssen beizutreten. - 6. August. Zum Behufe der würdigen Feier des 50jährigen Jubiläums der Kgl. [[Gewerbschule]] hatte bereits eine Vorbesprechung des Bürgermeisters Langhans, der Fabrikbesitzer H. Berolzheimer, Engelhardt und Hornschuch, Landrathes Evora, Magistratsrathes Grüner, Brauereibesitzers Humbser, Kommerzienrathes Ullmann und Privatiers Ott am 17. Mai d. J. stattgefunden, von welchem der Vorschlag des Rektors Brunotte [...]. die Gründung eines besonderen Stipendienfonds für Realschüler beabsichtigt werden möge, auf das Lebhafteste begrüßt und beschlossen [...]. Das Fest selbst wurde von schönem Wetter begünstigt und in einfacher, aber würdiger Weise begangen. [...]. Am 23. August wurden zu Armenpflegschaftsräthen [[Spiegelfabrikant]][[Bernhard Kütt]] und Privatier Klinger gewählt. - Am 24. Aug. findet sich in den hiesigen Blättern eine Aufforderung an die Vertreter der Stadt, den Quellenfinder Beraz, der so viele glänzende Erfolge erzielt hat, die hiesige Gegend zu diesem Behufe untersuchen zu lassen. „Vielleicht könnten dann alle Wasserleitungsdifferenzen mit einmal beseitigt werden.“ [...]. Die Prämiirung der Lehrlinge, welche sich bei der vor Kurzem abgehaltenen, von 38 Lehrlingen beschickten Lehrlingsausstellung durch preiswürdige Arbeiten hervorgethan hatten, konnte [...] vom zweiten Vorstand des Gewerbvereines Kommerzienrath Ullmann vorgenommen werden: Die silberne Medaille erhielten 12 Lehrlinge, und zwar: Fritz König, Graveur, Johann Irrgang, Schlosser, Joh. Thomas Karl, Bildhauer, Konrad Schaller, Gelanterieschreiner, Stefan Schad, Kupferschmied. Georg Langfritz, Möbelschreiner, Leonhard Weber, Zinngießer, Konrad Heinlein, Möbelschreiner, Martin Summa, Bildhauer, Hans Timper, Lithograph, Georg Köpplinger, Vergolder, Johann Krauß, Chatullenschreiner. [...]. <ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 579 -</ref> | ||
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Version vom 3. Oktober 2017, 07:28 Uhr
Kurz-Chronik
Der Textilfabrikant Christian Heinrich Hornschuch richtet das erste deutsche Überlandtelefon auf einer Strecke von 34 km als Privatleitung ein.[1]
Personen
Geboren 1883
Gestorben 1883
Person | Todestag | Todesort | Beruf |
---|---|---|---|
Sigmund Max Einhorn | 13. November | Fürth | Kaufmann, Lederwarenhändler |
Georg Geismann | 24. Juli | Fürth | Brauereibesitzer |
Wolfgang Mack | 6. Februar | Fürth | Arzt |
Julius-Ludwig Mailaender | Fürth | ||
Justus-Joseph Mailaender | 26. März | New York | |
Ignaz Ortenau | 22. März | München | Notar |
Clementine Ortenau | 22. März | München | Notar |
Dorothea Schröder | Erlangen |
Bauten
- Am Kellerberg 25, Wohnhaus wird errichtet.
- Angerstraße 22, Wohnhaus (Architekt: Konrad Gieß) wird errichtet.
- Blumenstraße 31, Ehemalige Israelitische Bürgerschule, jetzt Israelitische Kultusgemeinde wird errichtet.
- Goethestraße 4, Mietshaus (Architekt: Ludwig Schmitz) wird errichtet.
- Goethestraße 7; Otto-Seeling-Promenade 10a, Ehemamliger Hopfenhandel in Hoflage (Architekt: Leonhard Gran) wird errichtet.
- Hornschuchpromenade wird errichtet.
- Katharinenstraße 7, Wohnhaus (Architekt: Architekturbüro Peringer und Rogler) wird errichtet.
- Königswarterstraße 56, Mietshaus (Architekt: Max Mayer) wird errichtet.
- Marienstraße 39, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Neumannstraße 30; Neumannstraße 32, Ehemaliges Fabrikgebäude (Architekt: Friedrich Scharff) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 27, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Ludwig Schmitz) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 31, Mietshaus in Ecklage (Architekt: David Röhm) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 90, Mietshaus in Gaststätte (Architekt: Wolfgang Müller) wird errichtet.
- Ottostraße 3, Mietshaus (Architekt: Moritz Haubrich) wird errichtet.
- Pfisterstraße 31, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Schirmstraße 3, Mietshaus wird errichtet.
- Schwabacher Straße 133, Mietshaus (Architekt: Georg Kißkalt) wird errichtet.
- Sommerstraße 1, Mietshaus (Architekt: David Röhm) wird errichtet.
- Sommerstraße 7, Mietshaus (Architekt: Georg Müller) wird errichtet.
- Theaterstraße 23, Mietshaus (Architekt: Georg Kißkalt) wird errichtet.
- Theaterstraße 39, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Theresienstraße 20, Mietshaus (Architekt: Wilhelm Horneber) wird errichtet.
Fronmüllerchronik
- Rechtsanwalt W. Gunzenhäuser wurde am 1. Januar vom Könige durch Verleihung des Michaelsordens ausgezeichnet. [...]. Die protestantische Kirchenverwaltung machte am 15. Januar bekannt, daß die Kgl. Regierung die Deckung der Restauration der Michaelskirche durch eine Kirchengemeindeumlage von 2 Proz. der Staatssteuer vom Jahre 1883 an genehmigt hat. [...]. Die nunmehr bestehende Aktiengesellschaft der Nürnberg-Fürther Straßenbahn ist als solche in das Handelsregister eingetragen worden, nachdem Direktor Rooth die Originalurkunde über die auf 40 Jahre ertheilte Konzession ausgehändigt worden ist.[...]. Nachdem der Versuch, einen Nebenmarkt in der Friedrichsstraße einzurichten mißlungen ist, wurde am 25. Jan. vom Magistrate beschlossen, vom Monat Mai ab einen Nebenmarkt vom Rathhause abwärts in der Königsstraße einzurichten. Der Paragraph in der projektirten Marktordnung, nach welchem der Verkauf und das Feilbieten von Viktualien auf den Straßen im Umherfahren oder Tragen verboten werden sollte, wurde nach mehrfachen Debatten gestrichen. [...]. Die Firma G. Löwensohn verlegt ihre lithographische Kunstanstalt im Monat Januar aus der Blumen- in die Sommerstraße. - Die Aktien der „Nürberg-Fürther Straßenbahngesellschaft“ sollen demnächst an den Markt kommen; die „Deutsche Bank“ in Berlin, welche bei der Gründung des Unternehmens betheiligt war, wird die Begebung der Aktien vornehmen. [...]. Zur Kollektivausstellung für die Amsterdamer Ausstellung haben sich bis zum 29. Jan. bereits 130 Firmen angemeldet. Der Vorsitzende des betreffenden Komités, Kommerzienrath Ullmann, hat bereits die nöthigen Schränke und Ausstellungstische angekauft. [...]. Nachdem die Sodafabrik mit ihrer Beschwerde wegen des Magistratsbeschlusses, die Rohrleitung in die Pegnitz zu entfernen, vom Ministerium abgewiesen worden war, übrigens in neuerer Zeit keine Klagen mehr laut wurden, beschloß der Magistrat am 1. Februar folgenden Vergleichsvorschlag zu machen: „Unter der Bedingung, daß die Sodafabrik anerkennt, daß die Bewilligung zur Rohrleitung eine widerrufliche ist und sie auch keinen Anspruch auf die Einräumung eines Nothservituts habe, sie alle bisher erwachsenen Prozeßkosten trägt, zieht der Magistrat seinen Beschluß zurück.“ [...]. Der Firma Weber und Ott dahier ist die Einrichtung einer Telephonleitung von dem hiesigen Geschäftslokale zu der Fabrik in Forchheim von Seite der Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten genehmigt worden. - Am 6. Febr. starb in seinem 76. Jahre der prakt. Arzt Dr. Mack, ein wegen seiner gemeinnützigen Thätigkeit hochgeachteter Mann. Im Juli vorigen Jahres hatte er seine goldene Hochzeit gefeiert. [...]. Am 2. März wurde vom Rechtsanwalt Dr. Schmidt im Verein mit mehreren patriotisch gesinnten Männern ein „Jugenderziehungs-Verein“ begründet [...]. Das Gemeindekollegium gab am 27. Febr. seine Zustimmung zur Erbauung einer Turnhalle im Hofe der Schule in der Ottostraße, veranschlagt auf 16,129 M. Von der Herstellung der Turnhalle im Hofe der Schule in der Rosengasse war man abgekommen, einerseits um den Spielplatz daselbst nicht zu schmälern, andererseits weil sich nicht weit davon in der Katharinenstraße bereits eine Turnhalle befindet. [...]. Am 8. März wurde Louis Hausmann, Spiegelglasfabrikant dahier, 63 Jahre alt, unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe bekleidete verschiedene Ehrenämter mit treuem Pflichteifer: als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereines seit 8 Jahren, als Kassier des Wanderungsunterstützungsvereines und früher als Mitglied des Gemeindekollegiums. - Der Ehrenbürger unserer Stadt Dr. Wilhelm Königswarter hat derselben ein neues Geschenk von 3000 M. zugewendet, wovon 1000 M. zu einer neuen Ferienkolonie bestimmt sind. Die Restsumme ist der Disposition des Magistrates überlassen, welcher sich für Aufstellung eines Wetterhäuschen in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg bezogen wurden. - Dem Polizeisoldaten Joh. Kaspar Engelhardt dahier wurde in Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistungen im Polizeiwesen die silberne Ehrenmünze des Verdienstordens der bayer. Krone verliehen. [...]. In der Magistratssitzung vom 22. März wurde bekanntgegeben, daß der Vertreter der Sodafabrik es abgelehnt hat, auf den Vergleich in der vom Magistrate gewünschten Form einzugehen. Der Prozeß hat deshalb nun seinen weiteren Fortgang zu nehmen. - Am gleichen Tage starb in München im 54. Lebensjahre Dr. jur. Ignaz Ortenau, Ritter des St. Michaelsordens I. Kl., geb. in Fürth, wo er längere Zeit als Vorsitzender der israelit. Kultusgemeinde und als Notar fungirte, im besten Andenken dahier stehend wegen seiner hohen Intelligenz, Herzensgüte und Uneigennützigkeit. Der Verewigte war auch Besitzer der deutschen und bayerischen Verdienstzeichen für die Krankenpflege im Kriege. [...]. Zur Kenntniß diente in der Magistratssitzung vom 6. April eine Mittheilung der Straßenbahngesellschaft, nach welcher der bisherige Generalbevollmächtigte Rechtsanwalt Julius Aldinger auch in Zukunft mit diesem Amte betraut wird. - Das Vorhaben des Stallmeisters Anzengruber, ein Kehrichtabfuhrinstitut mit Bezahlung durch die betreffenden Hausbesitzer dahier einzuführen, wurde in widerruflicher Weise genehmigt. - Einen erfreulichen Anblick gewährte für die Bewohner der Stadt die nun vereinigte stattliche Feuerwehr, als sie am 8. April zu ihren Uebungen, die musterhaft ausgeführt wurden, ausrückte. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. April wurde auf Antrag des Fabrikanten Hesse die Beleuchtung der Ludwigsbrücke mittelst Gaskandelabern genehmigt. [...]. Aus Amsterdam wird mitgetheilt, daß das in der dortigen internationalen Ausstellung zuerst zur Ausstellung gelangte Objekt, das der Spiegelglasfabrikanten L. Winkler und Sohn gewesen ist. - In der vom Komité der Volksküche ausgeschriebenen Generalversammlung berichtete Kassier H. Berolzheimer, daß die Frequenz auch in dem verflossenen Jahre eine starke gewesen sei, indem in 118 Tagen 41,473 1/2 Portionen Suppe vertheilt wurden [...]. Es kamen mithin durchschnittlich 352 Portionen auf den Tag. [...]. [...] wurde zur Wahl des Komités geschritten, welches nun aus folgenden Personen besteht: Kommerzienrath Ullmann, Dr. Degen, Ferd. Behringer, H. Berolzheimer, J. Ziegele und J. Schildknecht. [...]. Der Magistrat genehmigte am 26. April die Einführung des Sparmarkensystemes. Es sollen Sparmarken im Betrage von 10 Pfg., sowie Karten zum Aufkleben von 20 Marken ausgegeben werden. - Am 29. April suchte und fand den Tod die Wirthstochter Wamser in der Pegnitz oberhalb des Karlstegs. [...]. Der Haupttreffer der am 1. Mai gezogenen österreichischen 1860er Loose, im Betrage von 240,000 Gulden, ist abzüglich der Steuern dem Hopfenhändler J. Reinemann dahier zugefallen. - Anfang Mai bildete sich aus mehreren Personen in Nürnberg und Fürth, zur größeren Theile Großindustriellen, ein Komité zum Behufe der Einführung der Telephoneinrichtungen in den beiden Städten. - Am 4. Mai starb der Kgl. Landgerichtsrath Karl Wollner im 54. Lebensalter, ein wegen seiner Biederkeit und humanen Wesens hier allgemein beliebter Beamter. - In einer am 5. Mai von der Schauspielerin Frl. Mathilde Lauterbach veranstalteten zahlreich besuchten Soirée verabschiedete sich dieselbe vom hiesigen Theaterpublikum, dessen langjähriger Liebling dieselbe gewesen war. - Das Gemeindekollegium stimmte am 9. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach dem lutherischen Vereine für weibliche Diakonie zur Erbauung eines Hauses behufs Unterbringung der Wartschwestern ein einmaliger Zuschuß von 4000 M. gewährt wurde. [...]. Am 8. Mai machte ein eigenthümlicher Vorfall viel Aufsehen in der Stadt. Nachdem bereits vorher ein penetranter Leuchtgasgeruch von der Pegnitz her sich bemerkbar gemacht hatte, kamen Morgens 1/2 9 Uhr Tausende von todten Fischen dahergeschwommen, die einen abscheulichen Geruch verbreiteten, besonders am Helmplatz, so daß die dortige Schule geschlossen werden mußte. Die auffallende Erscheinung zog schnell eine große Menge Zuschauer herbei. Bald wurde ermittelt, daß diese großartige Wasserverunreinigung, die vielen Fischwasserbesitzern großen Schaden that, aus dem Nürnberger Gaswerke herrührte, wo ein großes Gaswasserbassin in den Fluß abgelassen worden war. - Dem Antrage des Gemeindekollegiums, die Trottoire der Ludwigsbrücke, an welcher die Gaskandelaber angebracht wurden, mit Klinkern statt mit Pflastersteinen zu belegen, stimmte am 9. Mai der Magistrat mit Majorität bei. [...]. Das Ortsstatut für die obligatorische gewerbliche Fortbildungsschule in seiner nun geltenden Fassung wurde am 27. Mai in den hiesigen Blättern bekannt gemacht. - Am gleichen Tage fand das Einweihungsfest der durch die Gebrüder Mailänder komfortabel eingerichteten und namhaft verschönerten und vergrößerten Räume des Prater statt, welche unserer Stadt alle Ehre machen. Nachdem durch Magistratsbeschluß vom 31. Mai das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes mit großer Stimmenmehrheit verworfen worden war, haben die beiden Direktoren Metz und Heerwagen ihre Institute vereinigt. Es wird unter deren gemeinsamen Leitung vom 1. September an eine nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule geschaffen. [...]. G. W. Leonh. Borsch, früher Polizeiofficiant, wird seit Juni 1883 Verwalter der Mailänder'schen Brauerei. - Am 1. Juni eröffnete der Jugenderziehungsverein unter Leitung des Rechtsanwalts Dr. Schmidt seine Erziehungsanstalt, zu welcher der Magistrat ein mit Spielplatz versehenes Lokal dem Vereine unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. [...]. Der Verlagsbuchhandlung von Friedr. Eßmann, welcher kürzlich eine Schrift, „Die französische Invasion in Franken im Jahre 1796“ von Dr. Christian Hutzelmann, Kgl. Reallehrer dahier, zur Ausgabe brachte, ist aus dem Sekretariat Sr. Majestät des Königs folgendes Schreiben zugegangen: „Ew. Wohlgeboren theile ich im Allerhöchstem Auftrage mit, daß Se. Majestät der König die in Ihrem Verlage erschienene Schrift über die französische Invasion in Franken im Jahre 1790 von Dr. Christian Hutzelmann huldvoll entgegenzunehmen geruhten und dem Verlage mit bestem Dank erwidern lassen. [...].“ Im Saale des grünen Baumes fand am 12. Juli eine von nahezu 300 Schreinergehilfen besuchte Versammlung statt, [...]. In einer zweiten Versammlung der hiesigen Schreinergesellen vom 20. Juli wurde von den Nürnberger Arbeitsgenossen berichtet, daß, da die Unterhandlung mit den dortigen Meistern ohne Erfolg geblieben, der Strike nun vom 25. Juni an beginnen müsse; [...]. Die Michaelskirche wurde einer gründlichen Reparatur unterzogen. Die Stukkatur des schadhaften Plafonds wurde auf Rohrgeflecht statt auf Latten gesetzt, die Kirchensitze und Bänke angestrichten, die Orgel von Steinmeyer reparirt, die Fenster erneuert, die Thüren verdoppelt. Das Innere der Kirche erhielt ein ebenso freundliches als würdiges Aussehen. Die Auferstehungskirche erhielt zwei neue Ausgänge für die Emporen und Doppelthüren. - Zum Kirchweihfest wurde die vom Kunstbildhauer Hirt (hier geboren) in München angefertigte Statue des den Kelch segnenden Christus im Altare der Michaelskirche aufgestellt. Die bisherige Gypsstatue wurde in die Hallen des neuen Kirchhofes versetzt. [...]. Das Bild des Erzengels Michael, des Kirchentpatrons, wurde restaurirt und am Bogen des Schiffes der Kirche wieder befestigt. [...]. Nachdem eine große Anzahl Firmen in Nürnberg und Fürth sich zum Abonnement auf eine Telephonleitung in einem Gesuche an das Ministerium bereit erklärt haben, ist von letzterem erwidert worden, daß zur Zeit keine Miteel dazu vorhanden seien. [...]. Der verheirathete Kgl. Rentbeamte Thomas Mögen von Fürth wurde am 7. Juli vom Schwurgerichte in Nürnberg verurtheilt. [...]. Zu dem ersten seit der Reorganisation des deutschen Turnwesens und zwar hier am 15. Juli abgehaltenen Bezirksturnen haben sich 23 auswärtige Vereine eingefunden, die freundlich empfangen wurden. [...]. Der Verschönerungsverein hat den Beschluß gefaßt, dem an der Würzburger Eisenbahnbrücke neuerbauten Steg den Namen „Rath Fronmüllers Steg“ zu geben, nachdem eine Deputation des Vereines bei Medicinalrath Fronmüller die Einwilligung hiezu erholt hatte. [...]. Die Firma Richard in Newyork hat einen Beitrag von 1000 Mark für die beabsichtigte Gründung eines Stipendienfonds für Realschüler gespendet, die gleiche Summe zu gleichem Zwecke die Firma Abraham und Benedikt Rosenfeld in London. - Aus Anlaß des 50jährigen Jubliäums der Kgl. Realschule wurde nach der Idee des Rektors Brunotte ein großes Tableau mit den Photographien sämmtlicher Lehrer, welche an benannter Anstalt wirkten und noch wirken, zusammengestellt. Die eingesandten Originalbilder wurden vom Chemiker Dr. Langhans photographisch reproducirt, der künstlerische Entwurf und die Randzeichnungen vom Assistenten Schwarz ausgeführt. Von den 66 Lehrern, die der Kgl. Realschule angehörten und zum Theil noch angehören, sind 62 auf dem Tableau vertreten [...]. Die Mittelfläche zeigt eine Totalansicht der Stadt Fürth und das Wappen derselben. Auch sind die vier Schulhäuser abgebildet, welche die Anstalt zu verschiedenen Zeiten bewohnte. Ch. Schildknecht, Chef der photographischen Kunstanstalt dahier, hat die photographische Vervielfältigung des Tableaus übernommen [...]. Nachdem die Einwendungen gegen das Projekt der Wasserleitung aus dem Grundwasser des Rednitzgrundes von Seite eines Theiles der Bürgerschaft, welcher die Quellenzuleitung aus der Umgegend von Veitsbronn vertritt, einen ernsteren Charakter angenommen haben und ein eigenes Komité für die Durchführung des letzteren Projekts unter der Vorstandschaft von J. Schradin, L. Apfelbaum und K. Krieger und in Vertretung des engeren Ausschusses von Heckel, Scherber, Ammon und Gebhardt sich gebildet hatte, wurde von demselben eine ausführliche Denkschrift an das Gemeindekollegium mit dem Antrage gerichtet, wiederholte genaue Messungen aller bezüglichen Quellen vornehmen zu lassen, die Ausarbeitung eines Detailprojektes anzuordnen, den nöthigen Kredit zu diesen Arbeiten zu gewähren und den Magistrat einzuladen, diesen Beschlüssen beizutreten. - 6. August. Zum Behufe der würdigen Feier des 50jährigen Jubiläums der Kgl. Gewerbschule hatte bereits eine Vorbesprechung des Bürgermeisters Langhans, der Fabrikbesitzer H. Berolzheimer, Engelhardt und Hornschuch, Landrathes Evora, Magistratsrathes Grüner, Brauereibesitzers Humbser, Kommerzienrathes Ullmann und Privatiers Ott am 17. Mai d. J. stattgefunden, von welchem der Vorschlag des Rektors Brunotte [...]. die Gründung eines besonderen Stipendienfonds für Realschüler beabsichtigt werden möge, auf das Lebhafteste begrüßt und beschlossen [...]. Das Fest selbst wurde von schönem Wetter begünstigt und in einfacher, aber würdiger Weise begangen. [...]. Am 23. August wurden zu Armenpflegschaftsräthen SpiegelfabrikantBernhard Kütt und Privatier Klinger gewählt. - Am 24. Aug. findet sich in den hiesigen Blättern eine Aufforderung an die Vertreter der Stadt, den Quellenfinder Beraz, der so viele glänzende Erfolge erzielt hat, die hiesige Gegend zu diesem Behufe untersuchen zu lassen. „Vielleicht könnten dann alle Wasserleitungsdifferenzen mit einmal beseitigt werden.“ [...]. Die Prämiirung der Lehrlinge, welche sich bei der vor Kurzem abgehaltenen, von 38 Lehrlingen beschickten Lehrlingsausstellung durch preiswürdige Arbeiten hervorgethan hatten, konnte [...] vom zweiten Vorstand des Gewerbvereines Kommerzienrath Ullmann vorgenommen werden: Die silberne Medaille erhielten 12 Lehrlinge, und zwar: Fritz König, Graveur, Johann Irrgang, Schlosser, Joh. Thomas Karl, Bildhauer, Konrad Schaller, Gelanterieschreiner, Stefan Schad, Kupferschmied. Georg Langfritz, Möbelschreiner, Leonhard Weber, Zinngießer, Konrad Heinlein, Möbelschreiner, Martin Summa, Bildhauer, Hans Timper, Lithograph, Georg Köpplinger, Vergolder, Johann Krauß, Chatullenschreiner. [...]. [2]
Bilder
Einzelnachweise
- ↑ Stadtmuseum Fürth
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 579 -