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:''Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.  
:''Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.  


:''Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...].<ref>''"Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken."'' in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff - [https://books.google.de/books?id=Wk87AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>
:''Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Man behauptet, [...] daß unter den Nürnbergerwaaren viele Artikel begriffen werden, wovon auch nicht ein einziges Stück im nürnberger Gebiete verfertigt wird. [...]. Man zählt hier allein 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zur rechnen, 120 Schneidermeister, 52 Becker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 10 Bierbrauer, die beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...]. Wie groß die Menge der Menschen sey, welche dieser einzige Artikel ernährt, kann man schon daraus abnehmen, daß Fürth allein 120 Tischler- oder Schreinerwerkstätten hat, ohne die auf den umliegenden Dorfschaften zu rechnen. [...]. Eine Ursache der hohen Vollkommenheit und zugleich der niedrigen Preise der hiesigen Waaren ist die von den Engländern angenommene Einrichtung, nach der ein Meister dem andern immer in die Hände arbeitet; so daß oft ein einziger Spiegel durch zwölf Werkstätte gehet, ehe er seine gänzliche Vollendung erhält. [...]. [...] so daß Fürth gegenwärtig 15 der geschicktesten Bildhauer, 8 Vergolder und 2 Lakirer besitzt. Ferner sind in Fürth 90 Drechsler, [...]. Die Goldschläger haben hier 48 Werkstädte, in welchen meistentheils mit 4, 5 bis 6 Gesellen, und mit eben so vielen Weibsleuten gearbeitet wird. [...]. Die Strumpfwirkerey beschäfftigt ebenfalls sehr viel Menschen. Sie wird auf 150 Stühlen von 63 Meistern betrieben, [...]. Die Uhrmacherkunst ist, wie bekannt, hier auch sehr blühend. [...]. Weit wichtiger sind die hiesigen Werkstätte der Goldarbeiter und Juwelierer. Zwar giebt es deren bis jetzt nur zwanzig, sie vermehren sich aber immer; [...]. Ferner findet man in Fürth 32 Gürtlermeister, [...]. Die hiesigen Schlossermeister, 27 an der Zahl, haben mit der Verfertigung und Reparatur der vielen und mannichfaltigen Werkzeuge schon schon hinlänglich zu thun, doch liefern sie  auch viele Kaffeemühlen und dergl. [...]. Fürth hat überdem neun Brillenmacher, eines der gefährlichsten und ungesundesten Metiers, wegen des vielen Glasstaubes, der diejenigen, die das Glas reiben, immer umschwebt, und wenn er eingeathmet wird, Lungensucht und Auszehrung nach sich zieht. [...]. Herr [[Nicolaus Rauch]] hat eine eigne Fabrik von allen Sorten von Schnupftabak, [...]. Endlich giebt es hier noch 7 Nudelfabrikanten, die alle Arten von Macaronis verfertigen, die an Güte den Italienischen nichts nachgeben. [...]. Die angesehensten hiesigen Handlungshäuser sind folgende: Herr [[Daniel Killinger]] [...]. Herr [[Andreas Birkner]] [...]. Herr [[Georg Paul Heberlein]] [...]. Herr [[Friedrich Wilhelm Baumgarten]] [...]. Herr [[Gottfried Zapf]] [...]. Herr [[Johann Joachim Fink]] [...]. Herr [[Johann Lorenz Gerber]] [...]. Herr [[Georg Lorenz]] [...]. Herr [[Friedrich Lohbauer]] [...]. Herr Bechert und Sommer [...]. Herr [[Constantin Haggi Georg]] [...]. Herr [[Friedrich Adam Billing]] macht viele Geschäffte mit hiesigem Blättertabak, [...]. Desto beträchtlicher ist der hiesige Wechsel- und Juwelenhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächliche von der Judenschaft betrieben, aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt hinter sich zurückläßt. Die vornehmsten Wechsler sind: Herr [[Samuel Neckars Ulmer]], Herr [[Moses Meyer Nathan]], Herr [[Samson Hirsch Gostorffer]], Herr [[Josepf Jsaak Werthheimer]], Herr [[Emanuel Jsaak Werthheimer]]. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen: Die Gebrüder Henlein, Herr [[Wolf Neuburger]], und Herr [[Michael Levi Bamberger]]. [...].<ref>''"Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken."'' in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff und S. 385 ff - [https://books.google.de/books?id=Wk87AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>


==Veröffentlichungen==
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Version vom 6. Februar 2018, 15:52 Uhr

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1790 1791 1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798 1799

Personen

Geboren 1786

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Carl Wilhelm Hahn16. DezemberWeingartsgreuthPhilosoph, Autor, Zoologe
Carl Hofmann23. MaiFürthMaurermeister, Architekt

Gestorben 1786

PersonTodestagTodesortBeruf
Johann Balbierer18. AugustFürthWirt, Melber
Adam Christoph Walthelm28. MaiBürgermeister, Händler, Gürtler, Schuladministrator

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

[...] Konrad Zimmermann, Sohn des Physikus Dr. Zimmermann dahier, wurde im Oktober von Seite Bambergs als domprobsteilicher Advokat für Fürth angestellt. - Unter die Merkwürdigkeiten der Umgegend dürfte nach damaligem Bericht gezählt werden, daß seit dem 14. Jahrhundert hier Wein gebaut worden ist und heute noch welcher gebaut wird, der manchem Gewächs in Franken nicht nachgibt; [...].[2]

Ortsbeschreibung

Ausschnitte aus einer ausführlichen, zeitgenössischen Ortsbeschreibung:

Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.
Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Man behauptet, [...] daß unter den Nürnbergerwaaren viele Artikel begriffen werden, wovon auch nicht ein einziges Stück im nürnberger Gebiete verfertigt wird. [...]. Man zählt hier allein 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zur rechnen, 120 Schneidermeister, 52 Becker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 10 Bierbrauer, die beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...]. Wie groß die Menge der Menschen sey, welche dieser einzige Artikel ernährt, kann man schon daraus abnehmen, daß Fürth allein 120 Tischler- oder Schreinerwerkstätten hat, ohne die auf den umliegenden Dorfschaften zu rechnen. [...]. Eine Ursache der hohen Vollkommenheit und zugleich der niedrigen Preise der hiesigen Waaren ist die von den Engländern angenommene Einrichtung, nach der ein Meister dem andern immer in die Hände arbeitet; so daß oft ein einziger Spiegel durch zwölf Werkstätte gehet, ehe er seine gänzliche Vollendung erhält. [...]. [...] so daß Fürth gegenwärtig 15 der geschicktesten Bildhauer, 8 Vergolder und 2 Lakirer besitzt. Ferner sind in Fürth 90 Drechsler, [...]. Die Goldschläger haben hier 48 Werkstädte, in welchen meistentheils mit 4, 5 bis 6 Gesellen, und mit eben so vielen Weibsleuten gearbeitet wird. [...]. Die Strumpfwirkerey beschäfftigt ebenfalls sehr viel Menschen. Sie wird auf 150 Stühlen von 63 Meistern betrieben, [...]. Die Uhrmacherkunst ist, wie bekannt, hier auch sehr blühend. [...]. Weit wichtiger sind die hiesigen Werkstätte der Goldarbeiter und Juwelierer. Zwar giebt es deren bis jetzt nur zwanzig, sie vermehren sich aber immer; [...]. Ferner findet man in Fürth 32 Gürtlermeister, [...]. Die hiesigen Schlossermeister, 27 an der Zahl, haben mit der Verfertigung und Reparatur der vielen und mannichfaltigen Werkzeuge schon schon hinlänglich zu thun, doch liefern sie auch viele Kaffeemühlen und dergl. [...]. Fürth hat überdem neun Brillenmacher, eines der gefährlichsten und ungesundesten Metiers, wegen des vielen Glasstaubes, der diejenigen, die das Glas reiben, immer umschwebt, und wenn er eingeathmet wird, Lungensucht und Auszehrung nach sich zieht. [...]. Herr Nicolaus Rauch hat eine eigne Fabrik von allen Sorten von Schnupftabak, [...]. Endlich giebt es hier noch 7 Nudelfabrikanten, die alle Arten von Macaronis verfertigen, die an Güte den Italienischen nichts nachgeben. [...]. Die angesehensten hiesigen Handlungshäuser sind folgende: Herr Daniel Killinger [...]. Herr Andreas Birkner [...]. Herr Georg Paul Heberlein [...]. Herr Friedrich Wilhelm Baumgarten [...]. Herr Gottfried Zapf [...]. Herr Johann Joachim Fink [...]. Herr Johann Lorenz Gerber [...]. Herr Georg Lorenz [...]. Herr Friedrich Lohbauer [...]. Herr Bechert und Sommer [...]. Herr Constantin Haggi Georg [...]. Herr Friedrich Adam Billing macht viele Geschäffte mit hiesigem Blättertabak, [...]. Desto beträchtlicher ist der hiesige Wechsel- und Juwelenhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächliche von der Judenschaft betrieben, aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt hinter sich zurückläßt. Die vornehmsten Wechsler sind: Herr Samuel Neckars Ulmer, Herr Moses Meyer Nathan, Herr Samson Hirsch Gostorffer, Herr Josepf Jsaak Werthheimer, Herr Emanuel Jsaak Werthheimer. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen: Die Gebrüder Henlein, Herr Wolf Neuburger, und Herr Michael Levi Bamberger. [...].[3]

Veröffentlichungen

  • Saueracker/Schad: Sendschreiben an die Gemeinde in Fürth; wegen Haltung eines öffentlichen Mehl, Brod, und Fleischmarkts, zum besten der Künstler, Manufakturisten, und gemeinen Handwerker. Von einem Freunde der Wahrheit entworffen und in Druk gegeben, 1786. - Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  • Erhard Andreas Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Erster Theil. Nürnberg und Leipzig, bey Georg Friederich Casimir Schad, in Commißion, 1786. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibiothek
  • Benignus Pfeufer: Fürth bey Nürnberg! Bist du Fürstlich Bambergisch? oder Bist du Marggräflich Anspachisch? Kein Probleme..., Bamberg, 1786. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • "Fürth." in: "Handbuch für Kaufleute: für die Jahre 1785 und 1786", Leipzig, 1786, Band 1, S. 115 ff - online-Digitalisat
  • "Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken." in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff - online-Digitalisat

Einzelnachweise

  1. J. G. Eger: "Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern...", 1819, S. 212
  2. Fronmüllerchronik, 1887, S 182
  3. "Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken." in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff und S. 385 ff - online-Digitalisat