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:''[...] [[Konrad Zimmermann]], Sohn des Physikus Dr. Zimmermann dahier, wurde im Oktober von Seite Bambergs als domprobsteilicher Advokat für Fürth angestellt. - Unter die Merkwürdigkeiten der Umgegend dürfte nach damaligem Bericht gezählt werden, daß seit dem 14. Jahrhundert hier Wein gebaut worden ist und heute noch welcher gebaut wird, der manchem Gewächs in Franken nicht nachgibt; [...].''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S 182</ref>
:''[...] [[Konrad Zimmermann]], Sohn des Physikus Dr. Zimmermann dahier, wurde im Oktober von Seite Bambergs als domprobsteilicher Advokat für Fürth angestellt. - Unter die Merkwürdigkeiten der Umgegend dürfte nach damaligem Bericht gezählt werden, daß seit dem 14. Jahrhundert hier Wein gebaut worden ist und heute noch welcher gebaut wird, der manchem Gewächs in Franken nicht nachgibt; [...].''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S 182</ref>


==Ortsbeschreibung==
==Ortsbeschreibungen==
Ausschnitte aus einer ausführlichen, zeitgenössischen Ortsbeschreibung:
===Auszüge aus der Chronik von E. A. Saueracker===
:'''''Allgemeine Nachrichten von Fürth
:''[...]. Der Hauptort Fürth selbst, liegt 5/4 Stunden von Nürnberg, 3.  kleine Stunden von Erlang, und 4. kleine Stunden von Schwobach; zwischen dem Gestade der beyden Flüsse [[Rednitz]] und [[Pegnitz]], welche sich nächst unterhalb desselben vereinigen, nachdem sie ein breites Wiesenthal auf zwo Seiten geöffnet haben, wodurch die angenehme Lage des Orts, die mehr erhaben als niedrig ist, und eine weite Ebene auf allen Seiten vor sich hat, ungemein viel gewinnet. Ueber jeden Fluß findt sich die Verbindung mit der Nachbarschaft, vermittelst einer Brücke von 110 und 60 Schritten hergestellt: Davon jene über die Rednitz gehende Haupt- und Beybrücke, auf der Strasse nach Frankfurt, von der Domprobstey Bamberg in baulichen Stand unterhalten wird. Die obere hingegen, über die Pegnitz geschlagene Brücke, auf dem Wege nach Erlang und Leipzig, ist von der Gemeinde zu Fürth seit 60 Jahren gebaut worden. An jedem Flusse befindt sich eine ansehnliche Privatmühle, mit vielen Mahl- und Säggängen, nebst einigen Polir- und Schleifwerkern. Die sogenannte [[Obere Mühle|obere]], an der Pegnitz erbaute Mühle, gehört mit unter die ältesten Gebäue von Fürth, und befand sich nach einem vorhandenen Prospecte aus dem 15. Seculo, auf die 1ooo Schritte von Fürth entfernt, nun aber ist selbige mit dem Orte eingeschlossen. Der Boden des Amts, so wie von ganzen Burggravschaft Nürnberg, ist zwar sandig; doch besonders anmuthig, fruchtbar, und geschickt, alle Gattungen von Feld- und Gartengewächsen, auch Obst und Wein von der besten Art hervorzubringen, welcher letztere auch vor diesem weit stärker dahier ist gebaut worden. Indessen bestehen die gewöhnlichsten Feldfrüchte, in Korn, Waitzen, Gerste, und Toback, und die breiten Thäler bringen genugsame Fütterung. Die Viehzucht ist gut. Der Landmann, der jede Kleinigkeit anbringen und haben kann, ist fleißig, und bearbeitet seine Felder weit besser als irgend ein Landmann in ganz Deutschland. Seine Verrichtungen gleichen mehr einer Gärtnerey, als Bauerey. [...]. Die beyden Flüße sind reich an Aalen, Hechten, Karpfen, Ruppen, Eschen, Weißfischen, Krebsen, und mehr andern Gattungen. [...]. Fürth als der Hauptort hat in die Länge 13oo und in der Breite 7oo Schritte. Die Gassen sind gröstentheils regular, und mit ansehnlichen Gebäuen versehen: Doch kann die Anzahl der Wohnhäuser so eigentlich nicht bestimmt werden. Da aber in manchem Hause mit seinen Nebengebäuen 20. 30. bis 40. Familien wohnen; lassen sich die sämmtlichen Wohngebäue [sic] ohngefähr auf 1ooo, mit den Wirthschaftsgebäuden aber auf 15oo, anschlagen. Die Anzahl der Einwohner belauft sich auf 25 bis 26oo Familien. In den 60er Jahren belief sich solche noch höher. Die in Fürth, so wie in den 12 einverleibten Dorfschaften, sind evangelisch, doch ist zu allen Zeiten auch jeder anderer Religionsverwandter, der seine Zuflucht nach Fürth genommen hat, geduldet und bey seiner Weise Gott zu dienen, gelassen worden. Die Juden sind indessen zu Fürth besonders stark, und die Anzahl ihrer Familien wird insgemein auf 1/3tel der sämmtlichen Einwohner gerechnet. Sie haben hier eine sogenannte hohe Schule, 6 öffentliche [[Synagogen]], ohne die vielen Privatschulen und verschiedenen Kahlgebäue [sic] zu rechnen. Die Christen haben indessen, nur eine Kirche, zu welcher außer der zahlreichen Gemeinde Fürth, wie gedacht, noch 16 Dorfschaften gehören, woran, ohngefähr seit 60 Jahren 3 Geistliche angestellt sind. So haben sie auch nur 2 öffentliche Schulen, und eine [[Waisenschule]] die von der Gemeinde ist gestiftet, und bisher unterhalten worden. Zwey herrschaftliche Häuser, davon das eine von dem hochfürstlichen Onolzbachischen Gelaits, das andere von dem Bambergischen Domprobstey-Beamten bewohnt wird, sind  ebenfalls hier anzutreffen.  [...]. Unter andern guten Anstalten die von Seiten der Gemeinde gemacht wurden, verdient die seit etlichen 50 Jahren zum Besten der Waisenkinder, Armengestiftete Schule vorzüglich genennt zu werden. Bey dieser ist ein lateinischer, französischer und deutscher Lehrer, nebst einem Zeichnungsmeister angestellt. [...]. Der größte Theil der Fürther Einwohner besteht aus Kaufleuten, Handelsleuten, Manufakturisten, Künstlern, und Handwerkern von allen Arten, welche bis auf die unlängst gesperrte Einfuhr der hiesigen Manufakturen in die kaiserl. Erbländer, sich sehr gut genährt haben. Unter den sogenannten bürgerlichen Nahrungen, sind die Bierbräuer und Becken, welche nebst der Brandweinbrennerey, auch den Feldbau und die Vieh Mastung treiben, die stärksten und angesehensten. An ansehnlichen Gast und Bierwirthshäusern, an Melbereyen und Krämereyen, findet sich ebenfalls kein Mangel, da ein jeder, der sonst nichts gelernt hat, noch treiben mag, eine von diesen Nahrungsarten erwählen kann. Daher das Sprüchwort kommen mag: In Fürth, Giebts nichts, als Juden und Wirth; Und wer nicht gesehen hat, einen Juden und Wirth, Der ist nicht gewesen in Fürth. Oder Viel Höhner und viel Spötter, Solche Leute sind die Fürther. Bey so bewandten Umständen, und da Fürth ein Ort ist, der keiner Stadt in Franken, außer Nürnberg, etwas nachzugeben hat, [...].<ref>Erhard Andreas Saueracker: ''Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Erster Theil. Nürnberg und Leipzig, bey Georg Friederich Casimir Schad, in Commißion'', 1786, S. 43 - 50. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10014101-5 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibiothek]</ref>


:''Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.  
===Ausschnitte aus einer ausführlichen Ortsbeschreibung in der Leipziger Handlungszeitung===
 
:'''''Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.  


:''Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Man behauptet, [...] daß unter den Nürnbergerwaaren viele Artikel begriffen werden, wovon auch nicht ein einziges Stück im nürnberger Gebiete verfertigt wird. [...]. Man zählt hier allein 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zur rechnen, 120 Schneidermeister, 52 Becker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 10 Bierbrauer, die beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...]. Wie groß die Menge der Menschen sey, welche dieser einzige Artikel ernährt, kann man schon daraus abnehmen, daß Fürth allein 120 Tischler- oder Schreinerwerkstätten hat, ohne die auf den umliegenden Dorfschaften zu rechnen. [...]. Eine Ursache der hohen Vollkommenheit und zugleich der niedrigen Preise der hiesigen Waaren ist die von den Engländern angenommene Einrichtung, nach der ein Meister dem andern immer in die Hände arbeitet; so daß oft ein einziger Spiegel durch zwölf Werkstätte gehet, ehe er seine gänzliche Vollendung erhält. [...]. [...] so daß Fürth gegenwärtig 15 der geschicktesten Bildhauer, 8 Vergolder und 2 Lakirer besitzt. Ferner sind in Fürth 90 Drechsler, [...]. Die Goldschläger haben hier 48 Werkstädte, in welchen meistentheils mit 4, 5 bis 6 Gesellen, und mit eben so vielen Weibsleuten gearbeitet wird. [...]. Die Strumpfwirkerey beschäfftigt ebenfalls sehr viel Menschen. Sie wird auf 150 Stühlen von 63 Meistern betrieben, [...]. Die Uhrmacherkunst ist, wie bekannt, hier auch sehr blühend. [...]. Weit wichtiger sind die hiesigen Werkstätte der Goldarbeiter und Juwelierer. Zwar giebt es deren bis jetzt nur zwanzig, sie vermehren sich aber immer; [...]. Ferner findet man in Fürth 32 Gürtlermeister, [...]. Die hiesigen Schlossermeister, 27 an der Zahl, haben mit der Verfertigung und Reparatur der vielen und mannichfaltigen Werkzeuge schon schon hinlänglich zu thun, doch liefern sie  auch viele Kaffeemühlen und dergl. [...]. Fürth hat überdem neun Brillenmacher, eines der gefährlichsten und ungesundesten Metiers, wegen des vielen Glasstaubes, der diejenigen, die das Glas reiben, immer umschwebt, und wenn er eingeathmet wird, Lungensucht und Auszehrung nach sich zieht. [...]. Herr [[Nicolaus Rauch]] hat eine eigne Fabrik von allen Sorten von Schnupftabak, [...]. Endlich giebt es hier noch 7 Nudelfabrikanten, die alle Arten von Macaronis verfertigen, die an Güte den Italienischen nichts nachgeben. [...]. Die angesehensten hiesigen Handlungshäuser sind folgende: Herr [[Daniel Killinger]] [...]. Herr [[Andreas Birkner]] [...]. Herr [[Georg Paul Heberlein]] [...]. Herr [[Friedrich Wilhelm Baumgarten]] [...]. Herr [[Gottfried Zapf]] [...]. Herr [[Johann Joachim Fink]] [...]. Herr [[Johann Lorenz Gerber]] [...]. Herr [[Georg Lorenz]] [...]. Herr [[Friedrich Lohbauer]] [...]. Herr Bechert und Sommer [...]. Herr [[Constantin Haggi Georg]] [...]. Herr [[Friedrich Adam Billing]] macht viele Geschäffte mit hiesigem Blättertabak, [...]. Desto beträchtlicher ist der hiesige Wechsel- und Juwelenhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächliche von der Judenschaft betrieben, aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt hinter sich zurückläßt. Die vornehmsten Wechsler sind: Herr [[Samuel Neckars Ulmer]], Herr [[Moses Meyer Nathan]], Herr [[Samson Hirsch Gostorffer]], Herr [[Josepf Jsaak Werthheimer]], Herr [[Emanuel Jsaak Werthheimer]]. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen: Die Gebrüder Henlein, Herr [[Wolf Neuburger]], und Herr [[Michael Levi Bamberger]]. [...].<ref>''"Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken."'' in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff und S. 385 ff - [https://books.google.de/books?id=Wk87AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>
:''Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Man behauptet, [...] daß unter den Nürnbergerwaaren viele Artikel begriffen werden, wovon auch nicht ein einziges Stück im nürnberger Gebiete verfertigt wird. [...]. Man zählt hier allein 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zur rechnen, 120 Schneidermeister, 52 Becker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 10 Bierbrauer, die beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...]. Wie groß die Menge der Menschen sey, welche dieser einzige Artikel ernährt, kann man schon daraus abnehmen, daß Fürth allein 120 Tischler- oder Schreinerwerkstätten hat, ohne die auf den umliegenden Dorfschaften zu rechnen. [...]. Eine Ursache der hohen Vollkommenheit und zugleich der niedrigen Preise der hiesigen Waaren ist die von den Engländern angenommene Einrichtung, nach der ein Meister dem andern immer in die Hände arbeitet; so daß oft ein einziger Spiegel durch zwölf Werkstätte gehet, ehe er seine gänzliche Vollendung erhält. [...]. [...] so daß Fürth gegenwärtig 15 der geschicktesten Bildhauer, 8 Vergolder und 2 Lakirer besitzt. Ferner sind in Fürth 90 Drechsler, [...]. Die Goldschläger haben hier 48 Werkstädte, in welchen meistentheils mit 4, 5 bis 6 Gesellen, und mit eben so vielen Weibsleuten gearbeitet wird. [...]. Die Strumpfwirkerey beschäfftigt ebenfalls sehr viel Menschen. Sie wird auf 150 Stühlen von 63 Meistern betrieben, [...]. Die Uhrmacherkunst ist, wie bekannt, hier auch sehr blühend. [...]. Weit wichtiger sind die hiesigen Werkstätte der Goldarbeiter und Juwelierer. Zwar giebt es deren bis jetzt nur zwanzig, sie vermehren sich aber immer; [...]. Ferner findet man in Fürth 32 Gürtlermeister, [...]. Die hiesigen Schlossermeister, 27 an der Zahl, haben mit der Verfertigung und Reparatur der vielen und mannichfaltigen Werkzeuge schon schon hinlänglich zu thun, doch liefern sie  auch viele Kaffeemühlen und dergl. [...]. Fürth hat überdem neun Brillenmacher, eines der gefährlichsten und ungesundesten Metiers, wegen des vielen Glasstaubes, der diejenigen, die das Glas reiben, immer umschwebt, und wenn er eingeathmet wird, Lungensucht und Auszehrung nach sich zieht. [...]. Herr [[Nicolaus Rauch]] hat eine eigne Fabrik von allen Sorten von Schnupftabak, [...]. Endlich giebt es hier noch 7 Nudelfabrikanten, die alle Arten von Macaronis verfertigen, die an Güte den Italienischen nichts nachgeben. [...]. Die angesehensten hiesigen Handlungshäuser sind folgende: Herr [[Daniel Killinger]] [...]. Herr [[Andreas Birkner]] [...]. Herr [[Georg Paul Heberlein]] [...]. Herr [[Friedrich Wilhelm Baumgarten]] [...]. Herr [[Gottfried Zapf]] [...]. Herr [[Johann Joachim Fink]] [...]. Herr [[Johann Lorenz Gerber]] [...]. Herr [[Georg Lorenz]] [...]. Herr [[Friedrich Lohbauer]] [...]. Herr Bechert und Sommer [...]. Herr [[Constantin Haggi Georg]] [...]. Herr [[Friedrich Adam Billing]] macht viele Geschäffte mit hiesigem Blättertabak, [...]. Desto beträchtlicher ist der hiesige Wechsel- und Juwelenhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächliche von der Judenschaft betrieben, aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt hinter sich zurückläßt. Die vornehmsten Wechsler sind: Herr [[Samuel Neckars Ulmer]], Herr [[Moses Meyer Nathan]], Herr [[Samson Hirsch Gostorffer]], Herr [[Josepf Jsaak Werthheimer]], Herr [[Emanuel Jsaak Werthheimer]]. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen: Die Gebrüder Henlein, Herr [[Wolf Neuburger]], und Herr [[Michael Levi Bamberger]]. [...].<ref>''"Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken."'' in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff und S. 385 ff - [https://books.google.de/books?id=Wk87AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=F%C3%BCrth&f=false online-Digitalisat]</ref>

Version vom 15. Februar 2018, 14:03 Uhr

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Personen

Geboren 1786

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Carl Wilhelm Hahn16. DezemberWeingartsgreuthPhilosoph, Autor, Zoologe
Carl Hofmann23. MaiFürthMaurermeister, Architekt

Gestorben 1786

PersonTodestagTodesortBeruf
Johann Balbierer18. AugustFürthWirt, Melber
Adam Christoph Walthelm28. MaiBürgermeister, Händler, Gürtler, Schuladministrator

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

[...] Konrad Zimmermann, Sohn des Physikus Dr. Zimmermann dahier, wurde im Oktober von Seite Bambergs als domprobsteilicher Advokat für Fürth angestellt. - Unter die Merkwürdigkeiten der Umgegend dürfte nach damaligem Bericht gezählt werden, daß seit dem 14. Jahrhundert hier Wein gebaut worden ist und heute noch welcher gebaut wird, der manchem Gewächs in Franken nicht nachgibt; [...].[2]

Ortsbeschreibungen

Auszüge aus der Chronik von E. A. Saueracker

Allgemeine Nachrichten von Fürth
[...]. Der Hauptort Fürth selbst, liegt 5/4 Stunden von Nürnberg, 3. kleine Stunden von Erlang, und 4. kleine Stunden von Schwobach; zwischen dem Gestade der beyden Flüsse Rednitz und Pegnitz, welche sich nächst unterhalb desselben vereinigen, nachdem sie ein breites Wiesenthal auf zwo Seiten geöffnet haben, wodurch die angenehme Lage des Orts, die mehr erhaben als niedrig ist, und eine weite Ebene auf allen Seiten vor sich hat, ungemein viel gewinnet. Ueber jeden Fluß findt sich die Verbindung mit der Nachbarschaft, vermittelst einer Brücke von 110 und 60 Schritten hergestellt: Davon jene über die Rednitz gehende Haupt- und Beybrücke, auf der Strasse nach Frankfurt, von der Domprobstey Bamberg in baulichen Stand unterhalten wird. Die obere hingegen, über die Pegnitz geschlagene Brücke, auf dem Wege nach Erlang und Leipzig, ist von der Gemeinde zu Fürth seit 60 Jahren gebaut worden. An jedem Flusse befindt sich eine ansehnliche Privatmühle, mit vielen Mahl- und Säggängen, nebst einigen Polir- und Schleifwerkern. Die sogenannte obere, an der Pegnitz erbaute Mühle, gehört mit unter die ältesten Gebäue von Fürth, und befand sich nach einem vorhandenen Prospecte aus dem 15. Seculo, auf die 1ooo Schritte von Fürth entfernt, nun aber ist selbige mit dem Orte eingeschlossen. Der Boden des Amts, so wie von ganzen Burggravschaft Nürnberg, ist zwar sandig; doch besonders anmuthig, fruchtbar, und geschickt, alle Gattungen von Feld- und Gartengewächsen, auch Obst und Wein von der besten Art hervorzubringen, welcher letztere auch vor diesem weit stärker dahier ist gebaut worden. Indessen bestehen die gewöhnlichsten Feldfrüchte, in Korn, Waitzen, Gerste, und Toback, und die breiten Thäler bringen genugsame Fütterung. Die Viehzucht ist gut. Der Landmann, der jede Kleinigkeit anbringen und haben kann, ist fleißig, und bearbeitet seine Felder weit besser als irgend ein Landmann in ganz Deutschland. Seine Verrichtungen gleichen mehr einer Gärtnerey, als Bauerey. [...]. Die beyden Flüße sind reich an Aalen, Hechten, Karpfen, Ruppen, Eschen, Weißfischen, Krebsen, und mehr andern Gattungen. [...]. Fürth als der Hauptort hat in die Länge 13oo und in der Breite 7oo Schritte. Die Gassen sind gröstentheils regular, und mit ansehnlichen Gebäuen versehen: Doch kann die Anzahl der Wohnhäuser so eigentlich nicht bestimmt werden. Da aber in manchem Hause mit seinen Nebengebäuen 20. 30. bis 40. Familien wohnen; lassen sich die sämmtlichen Wohngebäue [sic] ohngefähr auf 1ooo, mit den Wirthschaftsgebäuden aber auf 15oo, anschlagen. Die Anzahl der Einwohner belauft sich auf 25 bis 26oo Familien. In den 60er Jahren belief sich solche noch höher. Die in Fürth, so wie in den 12 einverleibten Dorfschaften, sind evangelisch, doch ist zu allen Zeiten auch jeder anderer Religionsverwandter, der seine Zuflucht nach Fürth genommen hat, geduldet und bey seiner Weise Gott zu dienen, gelassen worden. Die Juden sind indessen zu Fürth besonders stark, und die Anzahl ihrer Familien wird insgemein auf 1/3tel der sämmtlichen Einwohner gerechnet. Sie haben hier eine sogenannte hohe Schule, 6 öffentliche Synagogen, ohne die vielen Privatschulen und verschiedenen Kahlgebäue [sic] zu rechnen. Die Christen haben indessen, nur eine Kirche, zu welcher außer der zahlreichen Gemeinde Fürth, wie gedacht, noch 16 Dorfschaften gehören, woran, ohngefähr seit 60 Jahren 3 Geistliche angestellt sind. So haben sie auch nur 2 öffentliche Schulen, und eine Waisenschule die von der Gemeinde ist gestiftet, und bisher unterhalten worden. Zwey herrschaftliche Häuser, davon das eine von dem hochfürstlichen Onolzbachischen Gelaits, das andere von dem Bambergischen Domprobstey-Beamten bewohnt wird, sind ebenfalls hier anzutreffen. [...]. Unter andern guten Anstalten die von Seiten der Gemeinde gemacht wurden, verdient die seit etlichen 50 Jahren zum Besten der Waisenkinder, Armengestiftete Schule vorzüglich genennt zu werden. Bey dieser ist ein lateinischer, französischer und deutscher Lehrer, nebst einem Zeichnungsmeister angestellt. [...]. Der größte Theil der Fürther Einwohner besteht aus Kaufleuten, Handelsleuten, Manufakturisten, Künstlern, und Handwerkern von allen Arten, welche bis auf die unlängst gesperrte Einfuhr der hiesigen Manufakturen in die kaiserl. Erbländer, sich sehr gut genährt haben. Unter den sogenannten bürgerlichen Nahrungen, sind die Bierbräuer und Becken, welche nebst der Brandweinbrennerey, auch den Feldbau und die Vieh Mastung treiben, die stärksten und angesehensten. An ansehnlichen Gast und Bierwirthshäusern, an Melbereyen und Krämereyen, findet sich ebenfalls kein Mangel, da ein jeder, der sonst nichts gelernt hat, noch treiben mag, eine von diesen Nahrungsarten erwählen kann. Daher das Sprüchwort kommen mag: In Fürth, Giebts nichts, als Juden und Wirth; Und wer nicht gesehen hat, einen Juden und Wirth, Der ist nicht gewesen in Fürth. Oder Viel Höhner und viel Spötter, Solche Leute sind die Fürther. Bey so bewandten Umständen, und da Fürth ein Ort ist, der keiner Stadt in Franken, außer Nürnberg, etwas nachzugeben hat, [...].[3]

Ausschnitte aus einer ausführlichen Ortsbeschreibung in der Leipziger Handlungszeitung

Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken.
Der Flecken, oder wie er in Urkunden genannt wird, die Hofmark Fürth, ist unstreitig einer der merkwürdigsten Oerter Deutschschlands, und wegen seines ausgebreiteten Gewerbes gehört er zu den wichtigsten Handelsplätzen. Seinen hohen Wohlstand verdankt er seiner vortheilhaften geographischen Lage, der mangelhaften politischen Verfassung Nürnbergs und den großen Freyheiten und Vorrechten, die er unter dem Schutz der brandendurg-anspachischen Hofes genießt. Demungeachtet scheint dieser blühende Ort nur dem Theil des kaufmännischen Publikums, der Geschäffte dahin macht, so bekannt zu seyn, wie er es verdiente. [...]. Fürth zählt gegenwärtig über 22,000 Einwohner; ehemals schätzte man ihre Anzahl auf 30,000; allein Theurung und Seuchen, die mit dem Jahre 1770 überhand nahmen, haben sie sehr geschwächt. Diese Uebel haben bekanntermassen auf arme Fabrikanten, die bey einem niedrigen Arbeitslohn die geringste Erhöhung der Preiße der nöthigen Lebensmittel sogleich fühlen, und gemeiniglich in kleinen Orten enge zusammengepreßt leben, den merklichsten Einfluß. Diese beyden Ursachen finden bey Fürth besonders Statt. Außer Wien und Leipzig giebt es vielleicht in Deutschland wenig Oerter, wo die Menschen so dicht auf einander gepfropft wären, als in diesem zahlreichen Markflecken, der überhaupt nur aus 600 Häusern besteht, so daß im Durchschnitte 36 Seelen auf ein Haus kommen; dahingegen selbst in Paris nur 28 und in Berlin nur 21 Seelen auf ein Haus gerechnet werden. Hierzu kommt noch die ganz unregelmäßige Bauart des Fleckens (die neue Gasse ausgenommen); wiewohl die Häuser durchgängig maßiv sind. [...]. Die Gegend um Fürth ist malerisch schön, aber der Boden meistentheils sandig. Inzwischen wird er doch von den Einwohnern vortreflich benutzt zum Anbau aller Arten von Gemüse, vorzüglich aber zur Kultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von einem an sich dürren Boden dreyfachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in manchen andern Gegenden von Deutschland. [...]. Außer drey öffentlichen giebt es in Fürth noch viele Privatschulen, und zum häuslichen Unterricht fehlt es weder an Sprachmeistern, noch an Tanz- und Zeichenmeistern. Ferner sind hier 5 Apotheken, eben so viel Aerzte, zwey Geburtshelfer, 15 Barbiere und Bader. Unter den Gasthöfen zeichnet sich das brandenburgische Haus, der Prinz von Preußen, der Gasthof zum Bitterholz, zur goldnen Krone, zum Kreuz, zu den Schwanen, und das rothe Roß vorzüglich aus. Auch ist für die Beleuchtung der Straßen zur Nachtzeit gesorgt, und man beeifert sich, sie immer vollkommner zu machen. Zur öffentlichen Unterhaltung ist ein geraumer, mit vielen Nebenzimmern versehener Saal eingerichtet, in welchem alle Freytage Abends Conzert gegeben wird. Der gesellschaftliche Ton unter den Einwohnern der höhern Klasse erweckt schon deswegen eine günstige Meynung von sich, weil ein großer Theil der Kaufleute und Fabrikanten gereist ist und die Welt gesehen hat. Der Handwerker und gemeine Mann sucht hier neben seinem Fleiße sein Leben bestmöglichst zu genießen. Sorgen für die Zukunft stören seine Ruhe nicht, weil es ihm nie an Arbeit fehlt. Sollte ja der seltene Fall eintreten, daß bey einem oder dem andern Profeßionisten Mangel an Bestellung wäre, so findet er an einem so volkreichen Orte hundert andere Gelegenheiten, Geld zu verdienen, weil er hier durch keine Zünfte eingeschränkt wird. [...]. Diese Denkart mag wohl zu dem niedrigen Preise der allhier verfertigten Waaren nicht wenig beytragen; er ist aber eigentlich die natürliche Folge der großen Handels- und Gewerbefreyheit, die vielleicht in keinem Orte in der Welt so uneingeschränkt ist. Alles was der Profeßionist, vom ersten bis zum geringsten, an öffentlichen Lasten und Abgaben das ganze Jahr hindurch zu entrichten hat, besteht in 36 - 45 Kreuzern, oder 8 bis 1o Groschen schwer Geld. [...]. Wie viele berühmte Handelsplätze und Hauptstädte mag es in Europa geben, die eine so vollkommene Nachsteuerfreyheit, wie dieser Marktflecken genießen? Vergleicht man diese Freyheiten und Vorzüge mit der Verfassung des nahen Nürnbergs, so begreift man leicht, daß Fürth in eben dem Maße am Wohlstande zugenommen hat, in dem diese berühmte Reichs- und Handelsstadt, der ehemalige Mittelpunkt deutscher Industrie, von seinem Flore herabgesunken ist. [...]. Man behauptet, [...] daß unter den Nürnbergerwaaren viele Artikel begriffen werden, wovon auch nicht ein einziges Stück im nürnberger Gebiete verfertigt wird. [...]. Man zählt hier allein 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zur rechnen, 120 Schneidermeister, 52 Becker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 10 Bierbrauer, die beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; [...]. Noch ist zu bemerken, daß Fürth außer den gewöhnlichen Wochenmärkten auch einen großen Jahrmarkt hat, der mit dem Michaelistage anfängt, und 14 Tage hintereinander fortdauert. Er ist zwar nur unter dem Namen Kirchweihe bekannt, verdient aber, des starken Verkehrs und des unglaublichen Zuflusses von Menschen wegen, wohl eine Messe genannt zu werden. Die ausgebreiteten Fabriken sind eigentlich die vorzüglichste Nahrungsquelle der Einwohner von Fürth; wir müssen uns begnügen, nur die merkwürdigsten anzuzeigen. Die Spiegelmanufaktur ist unstreitig eine der ersten, und gehört zu den Fabriken, deren Waaren überall unter nürnbergischer Firma kursiren, ohnerachtet in Nürnberg selbst wenig oder nichts davon verfertigt wird. Die verschiedenen Gattungen der Spiegel sind unglaublich mannichfaltig. [...]. Wie groß die Menge der Menschen sey, welche dieser einzige Artikel ernährt, kann man schon daraus abnehmen, daß Fürth allein 120 Tischler- oder Schreinerwerkstätten hat, ohne die auf den umliegenden Dorfschaften zu rechnen. [...]. Eine Ursache der hohen Vollkommenheit und zugleich der niedrigen Preise der hiesigen Waaren ist die von den Engländern angenommene Einrichtung, nach der ein Meister dem andern immer in die Hände arbeitet; so daß oft ein einziger Spiegel durch zwölf Werkstätte gehet, ehe er seine gänzliche Vollendung erhält. [...]. [...] so daß Fürth gegenwärtig 15 der geschicktesten Bildhauer, 8 Vergolder und 2 Lakirer besitzt. Ferner sind in Fürth 90 Drechsler, [...]. Die Goldschläger haben hier 48 Werkstädte, in welchen meistentheils mit 4, 5 bis 6 Gesellen, und mit eben so vielen Weibsleuten gearbeitet wird. [...]. Die Strumpfwirkerey beschäfftigt ebenfalls sehr viel Menschen. Sie wird auf 150 Stühlen von 63 Meistern betrieben, [...]. Die Uhrmacherkunst ist, wie bekannt, hier auch sehr blühend. [...]. Weit wichtiger sind die hiesigen Werkstätte der Goldarbeiter und Juwelierer. Zwar giebt es deren bis jetzt nur zwanzig, sie vermehren sich aber immer; [...]. Ferner findet man in Fürth 32 Gürtlermeister, [...]. Die hiesigen Schlossermeister, 27 an der Zahl, haben mit der Verfertigung und Reparatur der vielen und mannichfaltigen Werkzeuge schon schon hinlänglich zu thun, doch liefern sie auch viele Kaffeemühlen und dergl. [...]. Fürth hat überdem neun Brillenmacher, eines der gefährlichsten und ungesundesten Metiers, wegen des vielen Glasstaubes, der diejenigen, die das Glas reiben, immer umschwebt, und wenn er eingeathmet wird, Lungensucht und Auszehrung nach sich zieht. [...]. Herr Nicolaus Rauch hat eine eigne Fabrik von allen Sorten von Schnupftabak, [...]. Endlich giebt es hier noch 7 Nudelfabrikanten, die alle Arten von Macaronis verfertigen, die an Güte den Italienischen nichts nachgeben. [...]. Die angesehensten hiesigen Handlungshäuser sind folgende: Herr Daniel Killinger [...]. Herr Andreas Birkner [...]. Herr Georg Paul Heberlein [...]. Herr Friedrich Wilhelm Baumgarten [...]. Herr Gottfried Zapf [...]. Herr Johann Joachim Fink [...]. Herr Johann Lorenz Gerber [...]. Herr Georg Lorenz [...]. Herr Friedrich Lohbauer [...]. Herr Bechert und Sommer [...]. Herr Constantin Haggi Georg [...]. Herr Friedrich Adam Billing macht viele Geschäffte mit hiesigem Blättertabak, [...]. Desto beträchtlicher ist der hiesige Wechsel- und Juwelenhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächliche von der Judenschaft betrieben, aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt hinter sich zurückläßt. Die vornehmsten Wechsler sind: Herr Samuel Neckars Ulmer, Herr Moses Meyer Nathan, Herr Samson Hirsch Gostorffer, Herr Josepf Jsaak Werthheimer, Herr Emanuel Jsaak Werthheimer. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen: Die Gebrüder Henlein, Herr Wolf Neuburger, und Herr Michael Levi Bamberger. [...].[4]

Veröffentlichungen

  • Saueracker/Schad: Sendschreiben an die Gemeinde in Fürth; wegen Haltung eines öffentlichen Mehl, Brod, und Fleischmarkts, zum besten der Künstler, Manufakturisten, und gemeinen Handwerker. Von einem Freunde der Wahrheit entworffen und in Druk gegeben, 1786. - Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  • Erhard Andreas Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Erster Theil. Nürnberg und Leipzig, bey Georg Friederich Casimir Schad, in Commißion, 1786. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibiothek
  • Benignus Pfeufer: Fürth bey Nürnberg! Bist du Fürstlich Bambergisch? oder Bist du Marggräflich Anspachisch? Kein Probleme..., Bamberg, 1786. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • "Fürth." in: "Handbuch für Kaufleute: für die Jahre 1785 und 1786", Leipzig, 1786, Band 1, S. 115 ff - online-Digitalisat
  • "Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken." in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff - online-Digitalisat

Einzelnachweise

  1. J. G. Eger: "Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern...", 1819, S. 212
  2. Fronmüllerchronik, 1887, S 182
  3. Erhard Andreas Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Erster Theil. Nürnberg und Leipzig, bey Georg Friederich Casimir Schad, in Commißion, 1786, S. 43 - 50. - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibiothek
  4. "Nachricht von dem markgräflich-anspachischen Fürth, seinem Handel, Manufakturen und Fabriken." in: "Leipziger Europäische Handlungszeitung. Zwanzigstes Stück.", Leipzig, 13. November 1786, S. 305 ff und S. 385 ff - online-Digitalisat