Kirche St. Peter und Paul

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Die Kirche St. Peter und Paul in Poppenreuth
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Konfession
evangelisch-lutherisch
Weihedatum
800
Besonderheit
fränkische Wehrkirche, heute älteste Fürther Kirche

Die evangelische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Poppenreuth wurde bereits Mitte des 9. Jahrhunderts errichtet und ist seit der Zerstörung der Martinskapelle die älteste Kirche Fürths. Aufgrund des Alters von St. Peter und Paul und damit auch seines Pfarrsprengels, ist die Poppenreuther Kirche die einzige, die noch heute Gemeindemitglieder sowohl in Fürth als auch in Nürnberg hat.


Geschichte

Die Kirche St. Peter und Paul ist die älteste nördlich der Pegnitz, östlich der Regnitz und südlich der Schwabach. Der Legende nach wohnte St. Sebald hier und wurde erst nach seinem Tode auf einem Ochsenkarren nach Nürnberg überführt. Die Kirchen St. Sebald und St. Egidien in Nürnberg sind ursprünglich Tochterkirchen von St. Peter und Paul, genauso wie die Kirche St. Peter und Paul in Erlangen-Bruck, St. Lorenz in Großgründlach, St. Georg in Kraftshof und die Versöhnungskirche in Schniegling.

1547 wurde die Kirche von Soldaten des Heeres des römischen Kaisers Carl V. unter dem Anführer Herzog Alba geplündert und im zweiten Markgrafenkrieg 1552 von Markgraf Albrecht II. geplündert und angezündet.

Am Sonntag nach Weihnachten, dem 28. Dezember 1828 hielt hier Wilhelm Löhe seine erste Predigt über den Bibeltext Hebräerbrief Kapitel 13 Vers 8. Auf Veranlassung Löhes, der auch die Amerikaauswanderung des 19. Jahrhunderts geistlich begleitete, war ein Haus in der Kirchengemeinde Poppenreuth Sammelpunkt der erste Auswanderergruppe im Jahr 1845.

Replik des Sebaldusteppichs mit der ältesten bildlichen Darstellung der Poppenreuther Kirche
Rekonstruktionszeichnung der Turmhalle mit Zackenfries
gotische Ummantelung des romanischen Turmes

Beschreibung des Baudenkmals und Baugeschichte

Teils verputzter Sandsteinquaderbau mit Satteldach, quadratischem Westturm mit Spitzhelm und polygonalem Chor, Saalkirche mit flacher Balkendecke, dreiseitig umlaufenden, doppelten Emporen und eingezogenem Chor mit Kreuzrippengewölbe, Langhaus im Kern spätmittelalterlich, nach 1522 erneuert, 1859/60 erhöht und umgebaut, Chor bez. 1522, Turm 15. Jahrhundert; mit Ausstattung; Kirchhofmauer im Süden, Westen und z. T. an der Ostseite des Berings, Sandsteinquadermauer, spätmittelalterlich. Teil des Ensembles Ortskern Poppenreuth.

Romanische Periode

Die älteste bildliche Darstellung der Poppenreuther Kirche ist auf dem Sebaldusteppich - erstellt zwischen 1410 und 1420 – zu sehen. Die Darstellung auf dem Wirkteppich zeigt einige Wesensmerkmale des romanischen Kirchenbaus in Poppenreuth.

  • die Wehrkirchenanlage ist deutlich zu erkennen
  • der Haupteingang lag damals bereits auf der Südseite
  • im Osten bildete eine typisch romanische Apsis den Abschluss
  • der Kirchturm war unwesentlich höher als der Dachfirst des Kirchenschiffes.

Das romanische Mauerwerk ist heute im Untergeschoß des Turmes und im westlichen Teil der Kirchenschiffnordmauer noch erhalten.

Die Turmhalle im Erdgeschoß besaß in der der Romanik eine flache Decke. Unterhalb dieser Holzdecke lief ein in Stein gehauener Zackenfries (auch deutscher Diamant-Fries) an den Wänden entlang, der den Raum bekrönte. Die Überreste befinden sich heute oberhalb des 1456 eingebauten gotischen Kreuzrippengewölbes. Daher ist dieser Fries heute nur vom ersten Turmgeschoß aus einzusehen. In diesem ersten Turmgeschoß befinden sich als Unterzüge Eichenbalken, die mittels dendro-chronologischer Untersuchung als Bäume Ende 1357 gefällt und im Sommer 1358 verarbeitet wurden [1].
Schließlich stammen aus der romanischen Epoche noch drei Spolien. Am Auffallendsten ist das „Kreisknotenflechtwerk“ in der Leibung des südlichen Fensters im ersten Turmgeschoß.

Gotische Periode

Die offensichtlich gravierenden Beschädigungen aus dem Hussitenkrieg (1429/30) und dem 1. Markgrafenkrieg (1449/50) führten bei der Renovierung im Jahr 1456 zu einer gotischen Umgestaltung.
Die wichtigste Veränderung der Poppenreuther Kirche von 1456 ist eine entscheidende Vergrößerung. Der romanische Turm blieb zwar erhalten, wurde aber nun als viergeschoßiger Steinbau aufgeführt und mit einer neuen Schale aus Werksteinen ummantelt. Die vorgesetzten Werksteine verstärkten das Mauerwerk um ca. 50 - 60 cm. Das Westportal blendete man vor die bereits bestehende Öffnung vor und bildete es als spitzbogiges gotisches Portal aus.
Das vierte und damit oberste Geschoß des erhöhten Turmes diente fortan als Glockenstube. Dies ist heute noch an den größer und aufwändiger gearbeiteten Fensteröffnungen unterhalb des Ziffernblattes nachvollziehbar. Gleichzeitig wurde auch das Kirchenschiff vergrößert, um es proportional dem nun wesentlich höheren Turm anzupassen. Untersuchungen der Setzmörtel im Bereich des Kirchenschiffes mit Vergleichsproben aus dem Turmbereich sollten dieses Ergebnis zeigen [2].
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Renaissance-Periode

1522 wurde die Poppenreuther Kirche erneut auf die heute noch gültigen Flächenmaße erweitert. Der Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d.Ä. setzte auf den Turm ein weiteres Geschoß mit einer neuen Glockenstube. Als Schmuckwerk verwendete er an dessen Basis einen Dreipass-Blendfries. Offensichtlich wollte Beheim ursprünglich einen Fünfknopfturm errichten. Die Ansatzstellen zu den Scharwachtürmchen sind deutlich erkennbar.
Die entscheidende Erweiterung erhielt die Kirche mit dem Ostchor. Diese neue bauliche Zufügung machte dann auch eine Erweiterung des gesamten Kirchenschiffes nach Süden nötig. Die Ausführung des Ostchores ist mit dem Sternrippengewölbe spätgotisch. Die Fensterform hingegen sind in ihrer Weite bereits der Renaissance zuzuordnen; ebenso die Zierbekrönung der Sakramentsnische. Auch die Apostelfresken an der Chornordwand gehören in diese Bauperiode.
Die Kirche wurde mit dem neuen Ostchor auf das östliche Friedhofsgelände gebaut und rückte dabei ganz nah an den Mauerring der Wehrkirchenanlage heran. Dabei wurde eine alte Ölbergkapelle integriert, die nun als Anbau erschien [3].

Renovierungsdatum 1583 unter dem Ostfenster des Chores

Bei Sanierungsarbeiten 2013 wurde durch das freigelegte Fundament des Chores nachgewiesen, dass die beide Choranbauten (Ölbergkapelle und Sakristei) nicht zum gleichen Zeitpunkt erfolgten. Ursprünglich sollte wohl die Ölbergkapelle als Sakristei dienen, bis sie sich wohl als zu klein erwies. Als das Bauwerk 1522 in den Choranbau integriert worden war, wurde das Fundament von Ölbergkapelle und Chor miteinander verzahnt.
Bei der Sakristei im Nordbereich ist das Fundament wesentlich kleinteiliger als beim Chor, weil der Sakristeiraum erst später angebaut wurde. Allerdings muss diese bauliche Ergänzung des nördlichen Sakristeianbaus aber schon recht bald nach 1522 erfolgt sein. Dafür sprechen die beiden Sakristeifenster mit ihren Sandstein-Umrahmungen die als „Birnstabprofil“ ausgearbeitet sind, was noch typisch für die Epoche der Gotik ist. Allerdings weist die rechteckige Ausformung statt z.B. eines Kielbogens bzw. Eselsrückens bereits deutlich in die Formensprache der Renaissance.

1583 kam es zu Renovierungsarbeiten, die einige Zerstörungen im [Zweiter Markgrafenkrieg|[Zweiten Markgrafenkrieg]] von 1552 nötig gemacht hatten. Der Sakristeianbau wäre auch in diesem Zusammenhang denkbar. Jedoch bleibt als Ungereimtheit der Dachboden der Sakristei. Er gibt nämlich eine alte Sandsteinwand frei, die sich auch an der Sakristeitüre außen noch abbildet. Der Dachstuhl weist als Verarbeitung eine gehakte Aufblattung vor, die jedoch lediglich bis Ende des 15. bzw. Anfang des 16. Jahrhunderts verwendet worden ist.

Barock-Periode

Die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges ließen lediglich das Mauerwerk der Kirche bestehen. Altäre, Kanzel und Taufstein wurden vernichtet, einige Glocken, die nach dem zweiten Markgrafenkrieg wieder angeschafft worden waren, waren als Beutegut vom Turm genommen.
Die Konsolidierungsphase führte Ende des 17. Jahrhunderts zu einer barocken Ausstattung der Kirche St. Peter und Paul. Wandfresken und -bilder, eine barocke Kanzel, die zwischen den ersten beiden Fenstern der Südwand beheimatet war. Ein Seitenaltar am nördlichen Chorbogen, ein Gestühl und zwei Totenschilde vervollständigten die Loeffelholz-Stiftungen [4] und verliehen der Kirche eine barocke Möblierung. Auch der Beichtstuhl, der nun im Chor an der Rückseite des Altares steht, sowie der heutige Hauptaltar wurde zu dieser Zeit angeschafft.

Die Historistische Umgestaltung 1859/60

Für diese Renovierung von 1859/60 zeichnete August von Kreling, der Leiter der Nürnberger Kunstgewerbeschule, verantwortlich. Das Langhaus wurde erhöht und damit auch die Fenster vergrößert. Links neben dem südlichen Haupteingang wurde noch ein großes, über dem Haupteingang ein kleines Fenster installiert. Die Wappenscheiben aus den alten Chorfenstern wurden gesammelt und in das östlichste Fenster des Langhauses an der Südwand eingefügt.
Die Sitzrichtung im Kirchenschiff war nach Entfernung der Barockkanzel fortan nicht mehr auf die Südwand ausgerichtet, sondern in Richtung des Hauptaltars im Chorbereich. Auch dieser Hauptaltar wurde neu konzipert und war nun der einzige, weil die Seitaltäre aufgelöst wurden. Die historistische Kanzel positionierte August von Kreling am südlichen Chorbogen.
Den neuen historistischen Taufstein konstruierte und positionierte Kreling im Zentrum des Chores. Auch der Orgelprospekt ist ein Kind jener neogotischen Kirchenrenovierung. Die Schablonenmalerei des Langhauses kam erstmals an die Wände, lediglich durchbrochen von drei Weihekreuzen an der Südwand. Diese Wandgestaltung aus dem 19. Jahrhundert wurde bei der Renovierung von 1953 noch einmal mit einem schlichten Weißton übertüncht. Allerdings griff man schon bei der Renovierung von 1983 wieder darauf zurück und legte sie wieder frei.

Die alte Tonnendecke wurde abgebaut und eine flache Holzdecke eingezogen. Ganz neu wurden auch die beiden Stockwerke der Emporen konzipiert. Das Treppenhaus, durch das man zuvor die Emporen von außen begehen konnte, wurde an der Westwand des Langhauses entfernt und die Treppenanlagen ins Innere der Kirche verlegt. Die Spuren der barocken Treppenanlage sind in der zugemauerten Öffnung an der Westwand des Langhauses und der untersten verkürzten Geschoßrille an der Turmsüdwand noch zu finden.

18811883 kamen die Glasgemäldescheiben in die Chorfenster, erstellt von Friedrich Wanderer. Sie gehören zu den besten, was Fürth auf diesem Gebiet noch besitzt.

1911 erhielt die Kirche mit dem Anbau eines größeren Windfangs ihre bisher letzte bauliche Veränderung.


Hochaltar

Geöffneter Hochaltar

Den Hochaltar im Chor der Kirche St. Peter und Paul vermutet kaum jemand beim ersten Anblick als eine Komposition des Historismus. Als solche wurde er aber erst bei der großen, historistischen Kirchenrenovierung 1859/60 von dem Leiter der Kunstgewerbeschule Nürnbergs - dem Vorläufer der heutigen Akademie der Bildenden Künste - August von Kreling geschaffen.
Dieser verstand es, einen steif und schematisch wirkenden Entwurf aus dem Jahres 1839 für den Poppenreuther Hochaltar zu überbieten. Kreling stellte nämlich eine bereits an der Südostwand des Kirchenschiffes existierende Kreuzigungsgruppe in ein filigranes Gesprenge mit feingliedrigen Fialen über den spätgotischen Flügelaltar.

Mit dem verbindenden Gesprenge schuf Kreling einen Hochaltar, der auf den ersten Blick wie ein idealtypischer gotischer Altar wirkt.
Bestärkt wird dieser Eindruck auch durch eine Predella, die dieser Formensprache angepasst ist. In dem 1839er Entwurf war die Predella noch als Tafelwerk mit einer neunfachen Spitzbogenarkade vorgesehen, in deren Scheitelpunkt ein offener Dreipassbogen das Innere ornamental ausschmückt. Bekrönt sollte jenes Feld mit einem reliefartig ausgebildeten Rankwerk als Übergang zum Retabel werden. Diese rein dekorative Gestaltung hatte offensichtlich nur die Absicht, das Flügelretabel besser zur Geltung zu bringen.
Dagegen gibt die Krelingsche Ausführung der Predella die Form eines Reliqienschreines. Das eröffnete im ausgehenden 20. Jahrhundert dann die Möglichkeit einer figuralen Predellagestaltung (siehe die Predella-Plastik von Heinz Heiber).

In dem Flügelretabel stehen mittig drei Figuren, die oft fälschlich als die Evangelisten Johannes, Matthäus und Markus interpretiert wurden. Diese Deutung geht auf Paulus Ewald zurück, der dies in seiner „Geschichte der Pfarrei Poppenreuth"[5] den Lesern anbietet. Unzählige Male wurde diese Deutung seither abgeschrieben, ohne je einer näheren Kontrolle und Überprüfung nachvollzogen worden zu sein.
Zweifel gab es daran schon immer aufgrund der willkürlichen Evanglistenauswahl. Während der Kirchenrenovierung 2014 bestätigte eine umfangreiche Altarreinigung diese Skepsis und konnte nachweisen, dass es sich hier um den verschollen geglaubten Pestaltar des Sebastianspitals in Nürnberg handelt.[6]

Auf den Flügeln des Retabels sind in geöffnetem Zustand Petrus und Sebaldus, im geschlossenen Zustand Laurentius und Stephanus und im Standtafelbild links St. Martin und rechts St. Michael zu sehen.

Beschreibung des Inventars


Ablässe aus altgläubiger Zeit für die Poppenreuther Kirche

Sonstiges

Der Glockenstuhl im Kirchhof Poppenreuth mit der Glocke von 1695
Gusseisernes Grabkreuz, gefertigt von L. C. Loesch Nürnberg

Das Bild des Innern prägt eine doppelgeschossige, heute holzsichtige Langhausempore (1859/60).

Freigelegtes Bruchsteinmauerwerk im Fundament der Poppenreuther Kirchhofmauer

Kirchhof

Vor der Kirche ist heute eine Glocke von 1695 aufgehängt. Diese wurde nach den Plünderungen durch Wallenstein im Dreißigjährigen Krieg 1695 als Ersatz im Turm aufgehängt. Diese alte Glocke von 1695 war zwar im Zweiten Weltkrieg der Enteignung für die Materialabgabe entgangen, weil sie als in Gruppe D klassifizierte "dauernd an Ort und Stelle zu erhaltende" Glocke eingestuft war, wurde aber 1957 nach St. Illingen verkauft. Grund war die Anschaffung eines neuen Dreiergeläutes, nachdem zwei andere Kirchenglocken der sogenannten "Hermann-Göring-Abgabe" zum Opfer gefallen waren. 1987 holte man die 1695er aber wieder aus dem Württembergischen zurück und spendete der dortigen Gemeinde eine neue Glocke als Ersatz.

Die Umfassungsmauer des Kirchhofes zählt heute zu den ältesten Bauwerken der Stadt Fürth. Heute besteht sie nur mehr als mannshohes Relikt. Bis ins 19. Jahrhundert war sie aber noch als Befestigungsanlage der Wehrkirche mit einer burggleichen Höhe ausgestattet. Nach der Verlegung des Friedhofes an die Schneegasse wurden die Mauern an der Kirche geschleift. Am 31. Januar 1873 versteigerte Pfarrer Georg Muck die großen Sandsteinblöcke der Mauer im Gasthaus "Rotes Roß". Die Ziegelbedachung mit dem Gebälk und Lattenwerk kamen separat zum Verkauf. [7]
Im Schneegassenbereich ist die Kirchhofmauer immer wieder einmal durch rücksichtslose Verkehrsteilnehmer beschädigt worden. In jüngster Zeit wurde darum ein vollständiges LKW-Durchfahrtverbot erlassen. Bei den dann nötigen Renovierungsarbeiten konnte als Fundament unterhalb des Sandsteinverbundes ein Bruchsteinmauerwerk freigelegt werden.

Auf dem Kirchhof erinnern drei Liegesteine an die ehemalige Funktion als Friedhof. Daneben gibt es auch ein gußeisernes Kreuz, wie es früher zur Grabausstattung verwendet wurde. Es enthält an den Kreuzenden die vier Evangelistensymbole und trägt am Sockel eine Signatur L.C.Loesch Nürnberg. Diese Arbeit wurde also vormals vom heutigen "Küchenloesch" gefertigt.

An die frühere Zeit des Gottesackers auf dem Kirchhof erinnert auch ein unscheinbarer Sandsteinschuppen, der im Nordteil an die Umfassungsmauer angebaut ist. Dies war vormals der Aufbahrungsraum für die Leichen. Heute wird dieser Bau als Geräteschuppen des Kindergartens genutzt.

Im Eingangsbereich der Kirche steht eine künstlerisch gestaltete Stele aus Eisen. Darauf befindet sich neben dem Gemeindesigné (Kreuz mit Schlüssel und Schwert) eine Kurzbeschreibung für Besucher.

Kirchturm

Das Turmuhrwerk
Sterngebälk im Spitzhelm
Das Turmgebälk in der Turmspitze

Der markante Westturm mit einer Höhe von 55 m hat sein Aussehen 1522 durch den Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d. Ä. erlangt. Er erhöhte den Turm damals um ein Glockengeschoss. Das Schmuckwerk an der Basis der Glockenstube ist ein Dreipass-Blendfries. Offensichtlich beabsichtigte Beheim ursprünglich einen Fünfknopfturm zu errichten, denn die Ansatzstellen zu den Scharwachtürmchen sind deutlich erkennbar.
Im gleichen Jahr 1522 vollendete Beheim auch den spätgotischen Chor im Osten der Kirche.

Die Turmuhr wurde von der Firma Förster produziert und 1900 angebracht. Das Uhrwerk stammt von der Firma Riedl. Dieses Uhrwerk funktioniert selbst heute noch mechanisch, d. h. die Schwerkraft wird genutzt für
1. den Antrieb der Turmuhrzeiger
2. den minütlichen Aufzug des Uhrwerkes
3. den Antrieb der drei Schlagwerke.
Lediglich das Hochziehen der vier Gewichte wird elektrisch bewerkstelligt. Gäbe es einen Stromausfall, müssten die Gewichte nur mittels einer Kurbel aufgezogen werden und die Uhr liefe weiter. Ein Vorgang, der früher zu den Aufgaben des Türmers gehörte.

In der Spitze des Turmhelmes ist ein Dachstuhl aufgesetzt, dessen Gebälk 20,6 m hoch ist. Acht Dachsparren - jeder 21 m lang - reichen vom Dachfuß bis in die Spitze. Diese acht Sparren wurden erst bei der Montage im fortgeschrittenen Bereich aufgestellt. Auf das Turmmauerwerk wurde zuerst ein Kranz mit kürzeren Sparren und das Kehlgebälk mit einigen Etagen gezimmert. Erst als das dieses Gebälk mit Andreaskreuzen ausreichend versteift und stabilisiert war, konnten die langen acht Sparren hochgezogen werden. Als eine der letzten Teile dürfte der achtkantig behauene, ca. sechs Meter lange Baumstamm in der Mitte des Gebälkes, der die Turmspitze trägt und die Enden der langen Sparren verbindet, aufgesetzt und verkeilt worden sein.
Die Decken bzw. Kehlgebälke im Spitzhelm des Turmes werden als Sterngebälk bezeichnet. Damit die langen Sparren unter der Dachlast nicht nach innen durchgebogen werden, wird jeder Sparren in fünf Ebenen durch Querbalken des Sterngebälkes nach außen gedrückt. Weil sechzehn im unteren und acht Sparren im oberen Bereich gespreizt werden müssen, entsteht ein sternförmiges Deckengebälk.

Über der westlichen Eingangstür am Turmeingang sind in den Turmnischen die beiden Namensgeber der Kirche, die Apostel Petrus und Paulus, als Steinfiguren positioniert. Diese figurale Arbeit stammt vom Steinmetz Siebenkäs.

Der Pfarrhof

Pfarrhof mit Jugendhaus und Pfarrscheune

Der Poppenreuther Pfarrhof ist mit einer Sandsteinmauer umgeben und befindet sich auf der anderen Straßenseite der Kirche. Gemeinsam mit dem Kirchhof bildet er eine idyllische grüne Mitte in Poppenreuth. Im Zentrum des Hofes steht eine Solitär-Linde. Der Pfarrhof wird für Feste (u. a. Gemeindefest, Tag der "offenen Tür im Knoblauchsland") und den Poppenreuther Adventsmarkt genutzt.
Der Pfarrhof erinnert an einen Dreiseithof mit

Besonderheiten im Kirchenjahr

  • Im Advent hängt im Chorbogen natürlich ein Adventskranz
  • Die Poppenreuther Weihnachtskrippe ist eine Besonderheit, weil sie weltweit die einzige sein dürfte, in der die Weisen aus dem Morgenland im Gewande der Dreiherrschaft auftreten. Der Stall von Bethlehem ist ein Nachbau der Poppenreuther Pfarrscheune. Am Christbaum hängen statt der üblichen Kerzen 40 beleuchtete Herrenhuter Sterne. Eine weitere Besonderheit ist
Osterkerze und Blumenkreuz
  • Die Passionszeit wird mit einem Abendgottesdienst an Aschermittwoch begonnen - was im evangelischen Bereich nicht unbedingt üblich ist - das Flügelretabel wird geschlossen und im Chorbogen hängt eine Dornenkrone.
  • Ostern wird in der Osternacht das Flügelretabel nach Verlesung des Auferstehungsberichtes wieder geöffnet. Eine weitere Besonderheit stellt außerdem das Blumenkreuz dar, das während der Abendmahlsfeier von den Gottesdienstbesuchern gestaltet wird. Dies war auch Inhalt bei einer Übertragung des ZDF im Jahr 2016.
  • Pfingsten schmücken junge Birken den Altar, Taufstein und Kircheneingang.
  • Erntedank beeindruckt St. Peter und Paul durch einen überbordenden Schmuck aus Gemüse und wird damit dem Ruf als Mutterkirche des Knoblauchslandes gerecht. U. a. wurde das Gemeindesiegel (Kreuz mit Schlüssel und Schwert) und die Lutherrose im Altarraum durch Gemüse gestaltet. Im Chorbogen hängt eine große Erntekrone aus verschiedenen Getreidesorten.
  • Am Friedenssonntag/Volkstrauertag findet das staatliche Gedenken an die Kriegsopfer während des Gottesdienstes statt, da die Gefallenen- bzw. Vermisstentafeln im Turm hängen.

Peter und Paul Poppenreuth in den Medien

Der BR übertrug landesweit den Gottesdienst live am 3. Advent, dem 14. Dezember 2014. Dieser Adventsgottesdienst wurde von OKR Hann von Weyern und Pfarrer Christian Schmidt-Scheer gehalten. Das Echo daraufhin führte zu einer Anfrage des ZDF für eine weitere Live-Übertragung.
Am 27. März 2016 wurde dann der Ostergottesdienst im ZDF landesweit live aus der St. Peter und Paul-Kirche ausgestrahlt. Daran waren der Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm und Pfarrer Christian Schmidt-Scheer beteiligt.

Auch im Hörfunk war Peter und Paul Poppenreuth präsent. Das Zwölfuhrläuten wurde 2018 mit einer kleinen Vorstellung der Kirche gesendet.

Pfarrer

Altgläubige Periode

Reihe der Pfarrer von St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth, bis 1528 zugleich Pfarrer (ab 1477 Pröbste) von St. Sebald in Nürnberg

Pfarrertafel
Poppenreuth St. Sebald
1379 - 1394 Conrad Sauer [8] 1379 - 1391 Wolfram Dürr
1391 - 1394 Conrad Sauer

Reformierte (= evangelische) Periode

1509-1801[12]

  • 1514 - 1528 Frühmesser Georg Löfflad

Kriminalgeschichten im Bereich der Gemeinde St. Peter und Paul

Geschichten um Verbrechen und Vergehen spielen sich notgedrungen in Kirchengemeinden ab. Wenn die Bibel schon nicht frei von Kriminalgeschichten ist, kommt es dann nicht von ungefähr, dass Mose die 10 Gebote erhält, gewissermaßen als Prävention, um derlei Kriminalfällen vorzubeugen und mit Vorschriften zu begegnen. Im Bereich der Kirchengemeinde St. Peter und Paul sind folgende Fälle verbürgt:

Literatur

Siehe auch

Weblinks

  • St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth - im Internet
  • Peter-und-Paul-Kirche - Wikipedia
  • Paul Ewald: Geschichte der Pfarrei Poppenreuth - von den ältesten Zeiten bis jetzt. Nürnberg, Raw, 1831 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, online zugänglich) - im Internet
  • Ansicht von St. Peter und Paul im Jahre 1760 in: "Prospecte aller Nürnbergischen Stædtlein, Markt-Flecken, und Pfarr-Dörffern Nürnberg, 1760", S. 177 - Online-Digitalisat
  • Zwölfuhrläuten von Fürth-Poppenreuth, BR Heimat vom 14. Januar 2018 (Autorin Regina Fanderl) - podcast (3 Min.) oder Audio mit Foto
  • Die St. Peter und Paul Kirche in Poppenreuth - [1]

Einzelnachweise

  1. Christian Schmidt-Scheer: ‘‘Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul‘‘ in: Nota bene, 2016, S. 4f
  2. Christian Schmidt-Scheer: Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul in: Nota bene, 2016, S. 7f
  3. Christian Schmidt-Scheer: ‘‘Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul‘‘ in: Nota bene, 2016, S. 9ff
  4. siehe dazu Christian Schmidt-Scheer: Die Poppenreuther Kirche in der Barockzeit - Loeffelholzstiftungen für St. Peter und Paul. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2004, S. 3 – 20
  5. „Geschichte der Pfarrei Poppenreuth - von den ältesten Zeiten bis jetzt”, Nürnberg 1831, Seite 70
  6. Christian Schmidt-Scheer, Nota Bene (NB), Seite 44 ff.
  7. siehe "Fränkischer Kurier" vom 23. Januar 1873 Seite 4 - online verfügbar
  8. "Papst Urbanus (VI.) entscheidet den Streit zwischen Conrad Sawr, Pfarrer zu Poppenreuth,..." - online
  9. "Friderich Pawman zu Pawnspach, Cunrat Hofman und Ott Kircher zu Poppenrewt und Hainrich Gwssregen zu dem Sack, alle Gotteshausmeister der St. Peterskirche zu Poppenrewth, dann Heinrich Knoblawch zu Wetzendorff, namens der Gemeinde des genannten Gotteshauses, verkaufen Vlrich Kotnawer, Pfarrer zu Zirndorff, dann Nyclas Katzko und Niklas Laister, Vikaren zu St. Sebald in Nürnberg, einen halben Gulden Ewiggeldes zu einem Jahrtag für Friderich Derrer sel., Pfarrer zu Poppenrewt. - Siegler: Mauricius, Abt von St. Egydien zu Nürnberg" - 13. Januar 1416 - online
  10. Friedrich Wachter: General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007-1907; Bamberg 1908; Seite 361
  11. "Die Kardinäle Ludwig des Titels St. Peter..." - online
  12. E. A. Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Dritter Theil. 1788, S. 268 f. - online

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