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* Der [[Bahnhof Vach]] wird | {{Ereignisse dieses Jahres}} | ||
* [[1. August]]: Neue Linienführung der [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] auf der [[Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg]] über Doos - Fürther Bogen - [[Vach]] - Gründlach. Der [[Bahnhof Vach]] wird eingeweiht. Die [[Fürther Kreuzung]] wird stillgelegt. | |||
* Oktober: Während der [[Fürther Kirchweih]] kommt es vor dem Gasthaus [[Zur Mist'n]] zum Sturz einer Gruppe Nürnberger in eine Jauchegrube. Die Gäste werden mit reichlich Spott zurück nach Hause verabschiedet.<ref>Wolfgang Händel: ''Fürth und Nürnberg - verbunden, nicht vereint'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 28. April 2022</ref> | |||
==Personen== | ==Personen== | ||
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==Fronmüllerchronik== | ==Fronmüllerchronik== | ||
:''[...]. Am 3. Januar wurde hier die erste Civiltrauung von dem Standesbeamten Bürgermeister Langhans vollzogen, und zwar an dem Schreinergesellen J. G. Deufel aus Langenzenn mit Henriette Gölkel. Der Reichstagsabgeordente Liebknecht hielt am 6. Januar im Saale des Weißengartens vor der von socialistischer Seite einberufenen Volksversammlung eine mehrstündige Rede über „Unsere Volksvertreter im deutschen Reichstage“. [...]. In Folge der höheren Bierpreise hatte sich ein eigenes Bier-Strikekomité gebildet, welches auf Sonntag den 16. Januar eine „Massenversammlung“ in die Turnhalle einberufen hat. [...]. Für die Gasanstalt wurde am 20. Januar ein neuer Verwalthungsrat konstituirt und zum ersten Vorstand Magistratsrath Hesse, zum zweiten Vorstand Magistratsrath Feistmann gewählt. [...]. Bei der Verloosung des Kunstvereines in München hat der Kunstverein Fürth ein Oelgemälde „Vom Chiemsee“ von Schleich, Preis 200 fl., und eine Marmorstatuette „Aschenbrödel“ von Jul. Zumbruch, Preis 650 fl., gewonnen. [...]. Oekonom J. L. Kühl, Besitzer des Hauses Nr. 1 am Höfener Weg, machte schon seit längerer Zeit die Bemerkung, daß das Wasser seines an der Sodafabrik liegenden Brunnens sich verschlechtere. Auf seine Anzeige, daß das Wasser in neuerer Zeit ganz sauer geworden sei, wurde eine chemische Untersuchung desselben angeordnet, welche das Resultat ergab, daß die Verunreinigung offenbar von dem im Freien aufbewahrten Abfall der Sodafabrikation herrührt, und daß das Wasser auf das Liter 724 Milligramm Kalkgehalt aufwies, sodaß es als völlig ungenießbar erschien. Da durch die Anhäufung der Fabrikationsrückstände im Freien, wo sie dem Regen ausgesetzt sind, eine allgemeine Inficirung des dortigen Terrains, aus welchem auch das hiesige Grundwasser seinen Zufluß erhält, zu befürchten stand, so erschien Abhilfe dringend geboten. Schon bei Ertheilung der Concession wurde durch den Vertreter der hiesigen Stadt die Bedingung gestellt, und von Seite der Sodafabrik die Verbindlichkeit eingegangen, daß Stoffe, welche durch Regenwasser löslich sind, im Freien nicht aufbewahrt werden dürfen, um ein Verderben des Grundwassers zu verhüten. Nachdem die Sodafabrik die eingegangene Verbindlichkeit nicht einhält, so wurde beschlossen, mit allem Nachdruck gegen dieselbe aufzutreten. Es wurde deshalb an das K. Bezirksamt Nürnberg der Antrag gestellt, gegen die Sodafabrik strafend einzuschreiten, eine Untersuchung an Ort und Stelle vorzunehmen und nach dem Resultat derselben gegen die Sodafabrik vorzugehen. Die civilrechtlichen Ansprüche des Kühl bleiben selbstverständlich vorbehalten. Am 22. Febr. wurden vom Magistrate die Gebühren des Uhrmachers Strenz für Aufziehen, Richten und Einölen der Rathhausuhr von 50 fl. auf 120 Mark erhöht und demselben die Bedienung und Instandhaltung der Uhr auf dem Schulgebäude gegen eine jährliche Remuneration von 30 M. übertragen. Die Gebühr für die Uhr auf dem Roßwirthschaftsgebäude wurde einfach in Mark umgerechnet. Bezüglich des neuen Schulhausbaues hatte der Magistrat im Einklang mit der Aufsicht der Schulkommission beschlossen, eine Turnhalle unmittelbar an das neue Schulhaus anzubauen, die Gemeindebevollmächtigten jedoch versagten die Zustimmung und beantragten bei dem Magistrate, derselbe wolle die Turnhalle auf den Platz neben dem Leihhaus bauen, was dann auch zur Ausführung kam. - Die Einführung der konfessionell-gemischten Volksschulen gab zu wiederholten Warnungen und Protesten von Seite der hiesigen protestantischen Geistlichkeit in den hiesigen Blättern Anlaß, [...]. Brandbeschädigung erlitt am 25. Februar die Stallung des Bäckermeisters [[Leonhard Bauer]], [[Marktplatz]] Nr. 6, und am 1. März die Malzdarre, Zugehörung und Wohnhaus des Brauereibesitzers J. M. Humbser, Nr. 19 der [[Bäumenstraße]] und die Nebengebäude des Tuchbereiters [[Jakob Schradin]] Nr. 21 der [[Bäumenstraße]]. Kurz darauf, am 5. März, brach Feuer aus in einer Dachkammer des Wohnhauses des Schreinermeisters [[Kaspar Löhlein]] Nr. 44 der Ludwigstr., welches sich rasch über den ganzen Dachstuhl verbreitete und denselben zerstörte. [...]. Am gleichem Tage wurde [...] dem zum Königl. Rath ernannten Vorstand des Post- und Bahnamtes dahier, F. Diem, [...] das Ehrenkreuz des Ludwigsordens feierlich überreicht. [...]. Am 9. März beschloß der [[Magistrat]], für besonders stark befahrende Straßen Dioritsteine zum Plastern zu verwenden; auch gab er dem Wunsche der Gemeindebevollmächtigten nach, das täglich viermalige Läuten auf dem Thürmchen des Roßwirthshauses zu gestatten, wie dies von Alters her bestanden hatte, als diese Thürmchen noch auf dem gegenüber befindlichen Gebäude der ehemaligen [[Armenschule]] (jetzt K. [[Bezirksamt]]) sich befunden hatte. Der Turner, Kürschnergehilfe Jähnig, welcher am 13. März aus dem hinteren Fenster der Bauer'schen Wirthschaft an der [[Mühlgasse]] einen Knaben in die [[Pegnitz]] fallen sah, sprang zum Fenster hinaus, dann über die untere Bretterumzäunung hinweg und in den Fluß und holte den Jungen glücklich aus den Fluten. - Das Komité für Verschönerung der alten Veste, sogenanntes Thurmbaukomitè, erhielt von der K. Regierung die Bewilligung, behufs der Fortführung und Unterhaltung der zur alten Veste führenden Allee eine öffentliche Sammlung dahier zu unternehmen. 21. März. [...]. An gleichem Tage wurde in der Magistratssitzung ein ausführliches Gutachten des Bauamtes bezüglich der Friedhofverlegung zum Vortrag gebracht, welches darthut, „daß, nachdem beschlossen wurde, den südlich des Heuwegs gelegenen Theil des Friedhofareals nicht mit Gräbern zu belegen, der Friedhof in einigen nicht mehr ausreichen werde, die Leichen zu fassen, somit die Schaffung eines neuen zur zwingenden Nothwendigkeit werde. Die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß zur Anlage eines Friedhofes hinsichtlich seiner Bodenbeschaffenheit, Lage und räumlicher Ausdehnung kein Platz so geeignet erscheint, als das in der Ronhofer Markung gelegene Areal, welches man, um für alle Zeiten gesichert zu sein, kaufen und expropriiren sollte“. [...]. In der am 27. März abgehaltenen, von Seite der socialistischen Arbeiterpartei einberufenen, sehr zahlreich besuchten Volksversammlung sprach Grillenberger [...] und Löwenstein [...]. Die 23 Jahre alte Näherin Anna Agatha Richard von hier wurde am 31. März todt aus der [[Pegnitz]] gezogen. Am 4. April Nachmittag 4 Uhr brach in der Werktstätte des Hutmachers Bina, [[Hirschenstraße]] Nr. 2, Feuer aus, welches nach kurzer Anstrengung gelöscht wurde, wobei eine große Quantität Hüte und Filzschuhe Schaden litten. 21. April. Der kürzlich verstorbene hiesige praktische Arzt Dr. [[Simon Hollstein]] hat testamentarisch verfügt, daß sein Nachlaß im Betrage von 24,000 Mark zur Bildung einer Stipendienstiftung für Studirende der Medizin jüdischer Religion verwendet werden soll. [...]. Seine Bibliothek hat er zur Einreihung in die Stadtbibliothek vermacht. - Den 22. April, am Todestage [[Gabriel Rießner]]'s, konnte aus dessen Stipendienstiftung die Summe von 980 Mark an jüdische Studirende zur Vertheilung gebracht werden. [...]. Vom Magistrate wurde der Beschluß gefaßt, zu Straßentafeln Emailschilder zu verwenden. [...]. 9. Mai. [...]. An gleichem Tage entwickelte der Glashändler Scherber seinen Vorschlag für die Wasserversorgung der Stadt in einer Veröffentlichung im Tagblatt. [...]. Am 11. Mai machte sich der Magistrat im Einklang mit dem Antrage der Schulkommission dahin schlüssig, die Heißwasserheizung im neuen Schulgebäude in der [[Ottostraße]] einzuführen. Als Vortheile derselben versprach man sich den Umstand, daß die Hitze nicht grell ausströme, daß die Ausstrahlung von Staub-, Gas- und Rußtheilchen unmöglich, die Erwärmung eine rasche und gleichmäßige für alle zu heizenden Räume, die Wärme eine lange anhaltende, auch die Möglichkeit der Abschließbarkeit jedes Theiles der Leitung gegeben und die Bedienung weder mühsam noch lässig sei. Auch komme die Feuersicherheit in Betracht. Es wurde deshalb beschlossen, mit dem Fabrikanten Haag in Augsburg wegen der Ausführung ins Benehmen zu treten. Bemerkt muß hier werden, daß man dieses Heizsystem besonders deshalb wählte, weil man in dem benachbarten Schulgebäude in der [[Hirschenstraße]] das Luft-Heizungssystem eingeführt hatte, welches zu vielerelei Klagen, die in direktem Widerspruch mit den Vortheilen der Heißwasserheizung standen, Anlaß gab. - Ferner wurde kundgegeben, daß Dr. [[Königswarter]] die städtische Bibliothek wieder mit einem prachtvollen Buche, einem französischen Geographiewerke, bereichert habe. In der am 16. Mai im Saale des Weißengartens abgehaltenen, vom Magistratsrath Löwenstein einberufenen Volkversammlung wurde folgender Beschluß gefaßt: „Der Magistrat solle aufgefordert werden, sich mit der Ministerialentschließung, durch welche die Genehmigung zur Anstellung von Lehrern israelitischer Konfession an der hiesigen konfessionell gemischenten Volksschule versagt wird, nicht zu beruhigen, vielmehr alle möglichen Schritte zu ergreifen [...] um die von den städtischen Kollegien beschlossene Anstellung eines israelitischen Lehrers zu realisiren.“ [...]. Nach abgelaufenem dreijährigen Dienstesprovisorium wurde am 1. Juni von dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten bei einer Anwesenheit von 34 Votanten einstimmig [[Friedrich Langhans]] in definitiver Eigenschaft zum rechtskundigen Bürgermeister erwählt. Die landesherrliche Genehmigung erfolgte am 4. Juli. [...]. Am 6. Juni wurde in der Nähe der [[obere Mühle|oberen Mühle]] der Leichnam des bereits seit Anfang Februar vermißten Büttnermeisters Gronla aus der Pegnitz gezogen. [...]. Auf allerhöchste Anordnung wird vom 1. Oktober an das K. Stadtgericht Fürth mit dem Landgerichte daselbst zu Einem Gerichte unter der Bezeichnung K. Stadt- und Landgericht Fürth vereinigt werden. - Die hiesige [[Schützengesellschaft]], nachweisbar die älteste Gesellschaft Fürths, beging vom 24. bis 28. Juni das 100jährige Fest der Schießhauskirchweihe, welche seit dem Jahre [[1776]] ununterbrochen als Fest für die hiesige Stadt und Umgebung abgehalten wurde. [...]. Für das gegenwärtige Fest war Schützenmeister [[Lorenz Dachlauer]] an der Spitze des Schießausschusses und Fabrikbesitzer [[Louis Winkler]] an der Spitze des Festausschusses thätig. [...]. Den Schluß machte ein Feuerwerk. Der Festplatz war mit sechst verschiedenen Wirthschaftseinrichtungen und einem Glückshafen ausgestattet. [...]. Der [[Fabrikant]] [[Heinrich Braun]] hat das Verdienst, das erste Asphalt-Trottoir dahier im diese Zeit vor seinem Hause in der [[Königswarterstraße]] Nr. 24 angelegt zu haben. [...]. Am 5. Juli wurde in der Nähe der oberen Mühle die Leiche der Glaspolirerstochter Marg. Muscat aus der Pegnitz gezogen. [...]. Am 11. Juli beschloß der Magistrat, eine Ventilationseinrichtung mit der Heißwasserheizung für das neue Schulgebäude in der [[Ottostraße]] zu verbinden. Am 21 Juli wurde die ledige 21jährige Metalleinlegerin Maria Müller von hier nächst der [[Poppenreuther Brücke]] todt aus der Pegnitz gezogen. [...]. Ein hocherfreuliches Ereigniß brachte für Fürth der erste August dieses Jahres, an welchem unsere Stadt [...] in die direkte Verbindung der [[Südnordbahn]] eingereiht und der seit langer Zeit gehegte Wunsch erfüllt wurde, indem die neue über Fürth geleitete Strecke Doos-Fürth-Vach-Erlangen dem Verkehre übergeben wurde. [...]. Der Unterbau der neuen Bahnstrecke ist für Ein Geleise hergestellt, das Terrain für zwei Geleise erworben. [...]. Sonntag den 13. August fand im [[Weißengarten]] ein Festakt von Seite der freiwilligen Feuerwehr statt, welche an diesem Tage daselbst die Fahne der ehemaligen Feuerwehr übernahm. [...]. Bei der internationalen Ausstellung von Maschinenerzeugnissen und Bedarfsartikeln der Müllerein, Bäckerei und Landwirthschaft zu Nürnberg wurde folgenden Fürther Ausstellern die silberne Preismedaille zuerkannt: Haßberger und Dreschfeld (in der Gruppe für Verpackungsgegenstände), [...]. Am 20. August ertrank bei dem Baden auf dem Badeplatz hinter dem Kirchhofe in der [[Pegnitz]] der Metallschlägergeselle Kübler. - Am gleichen Tage fand hier das erste Gauturnfest des hiesigen Gaues statt. [...]. In der Angelegenheit wegen Verlegung des Landgrabens wurde mit den Angrenzern von Seite der Gemeinde verhandelt und haben sich dieselben bereit erklärt, das Landgrabenbett gegen 1 M. für den Quadratfuß zu erwerben. [...]. [[Schreinermeister]] J. Zeitler dahier erhielt bei der am Geburtsfeste des Königs im bayer. Gewerbmuseum stattgehabten Preisvertheilung der „König-Ludwig-Preisstiftung“ die bronzene Medaille [...] für die von ihm ausgestellten geschmackvollen Möbel mit eingelegten Holzmosaiken. [...]. Rechtsrath [[Ernst Beeg]], dessen Dienstesprovisorium abgelaufen war, wurde am 28. August [...] in definitiver Eigenschaft wiedergewählt. - Die Fr. Ludwig Schmid'sche [[Buchhandlung]] wurde am 30. Aug. amtlich abgemeldet. [...]. Die Generalversammlung der hiesigen Aktiengesellschaft für Zwirnerei und Carderie genehmigte den vorgelegten Geschäftsbericht für 1875/76 [...]. Gelegentlich der Schulvisitationsresultate des Jahres 1876 sprach sich die Regierung mit großer Befriedigung über das hiesige Schulwesen aus [...]. An Stelle des verstorbenen Gemeindebevollmächtigten [[Adam Ammersdörfer]] trat am 23. September der [[Brauereibesitzer]] J. [[Humbser]] in das Kollegium. Am 26. September wurde hier die Oper „Lohengrin“ mit folgender Besetzung aufgeführt, [...]. Den 6. Oktober Abends 10 Uhr ist das nächst der [[Gasanstalt]] gelegene sogenannte Hafner-Brennhäuschen in Brand gerathen. Ehe Wasser zur Stelle war, hatte das Feuer bereits den Dachstuhl des einstöckigen Hauses eingeäschert und den Anbau ergriffen. [...]. Die [[Ludwigseisenbahn]] beförderte am ersten Kirchweihsonntage trotz der ungünstigen Witterung 15,000 und am zweiten Sonntage bei sehr schönem Wetter 16,071 Personen (die stärkste Frequenz seit dem Bestehen der Bahn.) - Die Firma Chr. Winkler und Sohn dahier erhielt unter dem 14. Oktober die officielle Nachricht, daß die von denselben bei der Weltausstellung in Philadelphia ausgestellten Fabrikate mit der großen bronzenen Medaille prämiirt worden sind. Der [[Möbelfabrikant]] [[Georg Ziegele]] dahier erhielt am 15. Okt. aus Anlaß der deutschen Kunst- und Kunstgewerb-Ausstellung zu München in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie von Sr. Maj. dem Könige die goldene Ludwigsmedaille am blau-weißen Bande [...]. [...]. Die Verlegung des Friedhofes in den Ronhofer Wald wurde als eine für die Stadt sehr vortheilhafte Unternehmung anerkannt. Der Preis jedoch [...], welchen die Ronhöfer Gemeinde [...] verlangte, erschien extraorbitant, sodaß der Beschluß gefaßt wurde, die Acquisition auf dem Expropriationswege zu betreiben. - Durch Brand beschädigt wurde am 28. Oktober das Hofhaus des Metzgermeisters [[Ferdinand Fortmeier]], Nr. 164 der [[Königsstraße]], und das Waschhaus der Gastwirthstochter Karoline Konrad, Nr. 165 daselbst. In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigte vom 31. Okt. theite [sic] der Vorsitzende Dr. Landmann mit, „daß die Nürnberger Gemeindevertretung sich mit der Frage der Einführung des Schwemmkanalsystems mit Einleitung in die Pegnitz beschäftigte. Durch dieses Vorgehen werde für unsere Stadt Inficirung des Grundwassers und Verpestung der Luft, somit ein gesundheitsgefährlicher Zustand geschaffen. [...] Er beantragte deshalb, den Magistrat zu ersuchen, derselbe wolle an betreffende Kommission in Nürnberg die Mittheilung gelangen lassen, daß die hiesige Gemeindevertretung nachdrückliche Verwahrung gegen die Leitung des Schwemmkanals in die Pegnitz einlege“. [...]. Der berühmte Afrikareisende Dr. Gerhard Rohlfs hielt am 13. Nov. im Reindelsaale über seine Reise: „Quer durch Afrika“ einen Vortrag. [...]. Den 1. Dez. endlich ist den Klagen der hiesigen Einwohner Gehör geschenkt worden, indem die hölzernen Briefkästen durch elegante gußeiserne ersetzt worden sind. [...]. Bezüglich der Frage, ob Personen, deren Kinder von der Armenpflege Kleider erhalten oder unentgeltlich Medikamente beziehen, in die Wahllisten aufzunehmen sind, stimmte der Magistrat in der Sitzung von 7. Dez. für die Zulassung. Am 27. Dez. Nachmittags wurden in dem Zeitraum von 20 Minuten von hiesigen Jägern Privatier [[Georg Linz]] und Kaufmann Probst an der [[Rednitz]] bei [[Weikershof]] vier wilde Schwäne erlegt. - Nach einer Entschließung des Kultusministeriums wurde das Petitum der Volksversammlung um Gestattung der Anstellung eines israelitschen Lehrers für die hiesige konfessionell-gemischte Schule nicht genhemigt. [...]. Detail-Statistik. Geboren wurden in diesem Jahre 1237 Kinder [...]. Bei dem gewerblichen Schiedsgericht führte Rechtsrath Beeg und in Verhinderungsfällen Magistratsrath Lieser den Vorsitz. Als Beisitzer fungirten Fabrikbesitzer [[Lippmann Hausmann]] (Ersatzmann [[Möbelfabrikant]] Otto), [[Metallschlägermeister]] [[Konrad Linz]] (Ers. [[Schreinermeister]] [[Gustav Finster]]), Fabrikarbeiter Friedrich Völk (Ers. Fabrikarbeiter Konrad Hammerschmidt); Flaschnergeselle Max Schnitzel (Ers. Metallschlägergeselle Gottfried Dimmling). [...]. Von Stiftungen sind zu erwähnen; die Isaak und Maria Apfelbaum'sche Brautstiftung von Spediteur Apfelbaum mit 17,142 M. und die Caroline Arnstein'sche Waisenstiftung von Kaufmann [[Sigmund Arnstein]], dann von erheblichen Stiftungserhöhungen: die von Kaufmann [[Hieronymus Meier]] in Augsburg mit 1714 M. zur [[Maximilians-Stipendienstiftung]]<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, 458 -472</ref> | :''[...]. Am 3. Januar wurde hier die erste Civiltrauung von dem Standesbeamten Bürgermeister Langhans vollzogen, und zwar an dem Schreinergesellen J. G. Deufel aus Langenzenn mit Henriette Gölkel. Der Reichstagsabgeordente Liebknecht hielt am 6. Januar im Saale des Weißengartens vor der von socialistischer Seite einberufenen Volksversammlung eine mehrstündige Rede über „Unsere Volksvertreter im deutschen Reichstage“. [...]. In Folge der höheren Bierpreise hatte sich ein eigenes Bier-Strikekomité gebildet, welches auf Sonntag den 16. Januar eine „Massenversammlung“ in die Turnhalle einberufen hat. [...]. Für die Gasanstalt wurde am 20. Januar ein neuer Verwalthungsrat konstituirt und zum ersten Vorstand Magistratsrath Hesse, zum zweiten Vorstand Magistratsrath Feistmann gewählt. [...]. Bei der Verloosung des Kunstvereines in München hat der Kunstverein Fürth ein Oelgemälde „Vom Chiemsee“ von Schleich, Preis 200 fl., und eine Marmorstatuette „Aschenbrödel“ von Jul. Zumbruch, Preis 650 fl., gewonnen. [...]. Oekonom J. L. Kühl, Besitzer des Hauses Nr. 1 am Höfener Weg, machte schon seit längerer Zeit die Bemerkung, daß das Wasser seines an der Sodafabrik liegenden Brunnens sich verschlechtere. Auf seine Anzeige, daß das Wasser in neuerer Zeit ganz sauer geworden sei, wurde eine chemische Untersuchung desselben angeordnet, welche das Resultat ergab, daß die Verunreinigung offenbar von dem im Freien aufbewahrten Abfall der Sodafabrikation herrührt, und daß das Wasser auf das Liter 724 Milligramm Kalkgehalt aufwies, sodaß es als völlig ungenießbar erschien. Da durch die Anhäufung der Fabrikationsrückstände im Freien, wo sie dem Regen ausgesetzt sind, eine allgemeine Inficirung des dortigen Terrains, aus welchem auch das hiesige Grundwasser seinen Zufluß erhält, zu befürchten stand, so erschien Abhilfe dringend geboten. Schon bei Ertheilung der Concession wurde durch den Vertreter der hiesigen Stadt die Bedingung gestellt, und von Seite der Sodafabrik die Verbindlichkeit eingegangen, daß Stoffe, welche durch Regenwasser löslich sind, im Freien nicht aufbewahrt werden dürfen, um ein Verderben des Grundwassers zu verhüten. Nachdem die Sodafabrik die eingegangene Verbindlichkeit nicht einhält, so wurde beschlossen, mit allem Nachdruck gegen dieselbe aufzutreten. Es wurde deshalb an das K. Bezirksamt Nürnberg der Antrag gestellt, gegen die Sodafabrik strafend einzuschreiten, eine Untersuchung an Ort und Stelle vorzunehmen und nach dem Resultat derselben gegen die Sodafabrik vorzugehen. Die civilrechtlichen Ansprüche des Kühl bleiben selbstverständlich vorbehalten. Am 22. Febr. wurden vom Magistrate die Gebühren des Uhrmachers Strenz für Aufziehen, Richten und Einölen der Rathhausuhr von 50 fl. auf 120 Mark erhöht und demselben die Bedienung und Instandhaltung der Uhr auf dem Schulgebäude gegen eine jährliche Remuneration von 30 M. übertragen. Die Gebühr für die Uhr auf dem Roßwirthschaftsgebäude wurde einfach in Mark umgerechnet. Bezüglich des neuen Schulhausbaues hatte der Magistrat im Einklang mit der Aufsicht der Schulkommission beschlossen, eine Turnhalle unmittelbar an das neue Schulhaus anzubauen, die Gemeindebevollmächtigten jedoch versagten die Zustimmung und beantragten bei dem Magistrate, derselbe wolle die Turnhalle auf den Platz neben dem Leihhaus bauen, was dann auch zur Ausführung kam. - Die Einführung der konfessionell-gemischten Volksschulen gab zu wiederholten Warnungen und Protesten von Seite der hiesigen protestantischen Geistlichkeit in den hiesigen Blättern Anlaß, [...]. Brandbeschädigung erlitt am 25. Februar die Stallung des Bäckermeisters [[Leonhard Bauer]], [[Marktplatz]] Nr. 6, und am 1. März die Malzdarre, Zugehörung und Wohnhaus des Brauereibesitzers J. M. Humbser, Nr. 19 der [[Bäumenstraße]] und die Nebengebäude des Tuchbereiters [[Jakob Schradin]] Nr. 21 der [[Bäumenstraße]]. Kurz darauf, am 5. März, brach Feuer aus in einer Dachkammer des Wohnhauses des Schreinermeisters [[Kaspar Löhlein]] Nr. 44 der Ludwigstr., welches sich rasch über den ganzen Dachstuhl verbreitete und denselben zerstörte. [...]. Am gleichem Tage wurde [...] dem zum Königl. Rath ernannten Vorstand des Post- und Bahnamtes dahier, F. Diem, [...] das Ehrenkreuz des Ludwigsordens feierlich überreicht. [...]. Am 9. März beschloß der [[Magistrat]], für besonders stark befahrende Straßen Dioritsteine zum Plastern zu verwenden; auch gab er dem Wunsche der Gemeindebevollmächtigten nach, das täglich viermalige Läuten auf dem Thürmchen des Roßwirthshauses zu gestatten, wie dies von Alters her bestanden hatte, als diese Thürmchen noch auf dem gegenüber befindlichen Gebäude der ehemaligen [[Armenschule]] (jetzt K. [[Bezirksamt]]) sich befunden hatte. Der Turner, Kürschnergehilfe Jähnig, welcher am 13. März aus dem hinteren Fenster der Bauer'schen Wirthschaft an der [[Mühlgasse]] einen Knaben in die [[Pegnitz]] fallen sah, sprang zum Fenster hinaus, dann über die untere Bretterumzäunung hinweg und in den Fluß und holte den Jungen glücklich aus den Fluten. - Das Komité für Verschönerung der alten Veste, sogenanntes Thurmbaukomitè, erhielt von der K. Regierung die Bewilligung, behufs der Fortführung und Unterhaltung der zur alten Veste führenden Allee eine öffentliche Sammlung dahier zu unternehmen. 21. März. [...]. An gleichem Tage wurde in der Magistratssitzung ein ausführliches Gutachten des Bauamtes bezüglich der Friedhofverlegung zum Vortrag gebracht, welches darthut, „daß, nachdem beschlossen wurde, den südlich des Heuwegs gelegenen Theil des Friedhofareals nicht mit Gräbern zu belegen, der Friedhof in einigen nicht mehr ausreichen werde, die Leichen zu fassen, somit die Schaffung eines neuen zur zwingenden Nothwendigkeit werde. Die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß zur Anlage eines Friedhofes hinsichtlich seiner Bodenbeschaffenheit, Lage und räumlicher Ausdehnung kein Platz so geeignet erscheint, als das in der Ronhofer Markung gelegene Areal, welches man, um für alle Zeiten gesichert zu sein, kaufen und expropriiren sollte“. [...]. In der am 27. März abgehaltenen, von Seite der socialistischen Arbeiterpartei einberufenen, sehr zahlreich besuchten Volksversammlung sprach Grillenberger [...] und Löwenstein [...]. Die 23 Jahre alte Näherin Anna Agatha Richard von hier wurde am 31. März todt aus der [[Pegnitz]] gezogen. Am 4. April Nachmittag 4 Uhr brach in der Werktstätte des Hutmachers Bina, [[Hirschenstraße]] Nr. 2, Feuer aus, welches nach kurzer Anstrengung gelöscht wurde, wobei eine große Quantität Hüte und Filzschuhe Schaden litten. 21. April. Der kürzlich verstorbene hiesige praktische Arzt Dr. [[Simon Hollstein]] hat testamentarisch verfügt, daß sein Nachlaß im Betrage von 24,000 Mark zur Bildung einer Stipendienstiftung für Studirende der Medizin jüdischer Religion verwendet werden soll. [...]. Seine Bibliothek hat er zur Einreihung in die Stadtbibliothek vermacht. - Den 22. April, am Todestage [[Gabriel Rießner]]'s, konnte aus dessen Stipendienstiftung die Summe von 980 Mark an jüdische Studirende zur Vertheilung gebracht werden. [...]. Vom Magistrate wurde der Beschluß gefaßt, zu Straßentafeln Emailschilder zu verwenden. [...]. 9. Mai. [...]. An gleichem Tage entwickelte der Glashändler Scherber seinen Vorschlag für die Wasserversorgung der Stadt in einer Veröffentlichung im Tagblatt. [...]. Am 11. Mai machte sich der Magistrat im Einklang mit dem Antrage der Schulkommission dahin schlüssig, die Heißwasserheizung im neuen Schulgebäude in der [[Ottostraße]] einzuführen. Als Vortheile derselben versprach man sich den Umstand, daß die Hitze nicht grell ausströme, daß die Ausstrahlung von Staub-, Gas- und Rußtheilchen unmöglich, die Erwärmung eine rasche und gleichmäßige für alle zu heizenden Räume, die Wärme eine lange anhaltende, auch die Möglichkeit der Abschließbarkeit jedes Theiles der Leitung gegeben und die Bedienung weder mühsam noch lässig sei. Auch komme die Feuersicherheit in Betracht. Es wurde deshalb beschlossen, mit dem Fabrikanten Haag in Augsburg wegen der Ausführung ins Benehmen zu treten. Bemerkt muß hier werden, daß man dieses Heizsystem besonders deshalb wählte, weil man in dem benachbarten Schulgebäude in der [[Hirschenstraße]] das Luft-Heizungssystem eingeführt hatte, welches zu vielerelei Klagen, die in direktem Widerspruch mit den Vortheilen der Heißwasserheizung standen, Anlaß gab. - Ferner wurde kundgegeben, daß Dr. [[Königswarter]] die städtische Bibliothek wieder mit einem prachtvollen Buche, einem französischen Geographiewerke, bereichert habe. In der am 16. Mai im Saale des Weißengartens abgehaltenen, vom Magistratsrath Löwenstein einberufenen Volkversammlung wurde folgender Beschluß gefaßt: „Der Magistrat solle aufgefordert werden, sich mit der Ministerialentschließung, durch welche die Genehmigung zur Anstellung von Lehrern israelitischer Konfession an der hiesigen konfessionell gemischenten Volksschule versagt wird, nicht zu beruhigen, vielmehr alle möglichen Schritte zu ergreifen [...] um die von den städtischen Kollegien beschlossene Anstellung eines israelitischen Lehrers zu realisiren.“ [...]. Nach abgelaufenem dreijährigen Dienstesprovisorium wurde am 1. Juni von dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten bei einer Anwesenheit von 34 Votanten einstimmig [[Friedrich Langhans]] in definitiver Eigenschaft zum rechtskundigen Bürgermeister erwählt. Die landesherrliche Genehmigung erfolgte am 4. Juli. [...]. Am 6. Juni wurde in der Nähe der [[obere Mühle|oberen Mühle]] der Leichnam des bereits seit Anfang Februar vermißten Büttnermeisters Gronla aus der Pegnitz gezogen. [...]. Auf allerhöchste Anordnung wird vom 1. Oktober an das K. Stadtgericht Fürth mit dem Landgerichte daselbst zu Einem Gerichte unter der Bezeichnung K. Stadt- und Landgericht Fürth vereinigt werden. - Die hiesige [[Schützengesellschaft]], nachweisbar die älteste Gesellschaft Fürths, beging vom 24. bis 28. Juni das 100jährige Fest der Schießhauskirchweihe, welche seit dem Jahre [[1776]] ununterbrochen als Fest für die hiesige Stadt und Umgebung abgehalten wurde. [...]. Für das gegenwärtige Fest war Schützenmeister [[Lorenz Dachlauer]] an der Spitze des Schießausschusses und Fabrikbesitzer [[Louis Winkler]] an der Spitze des Festausschusses thätig. [...]. Den Schluß machte ein Feuerwerk. Der Festplatz war mit sechst verschiedenen Wirthschaftseinrichtungen und einem Glückshafen ausgestattet. [...]. Der [[Fabrikant]] [[Heinrich Braun]] hat das Verdienst, das erste Asphalt-Trottoir dahier im diese Zeit vor seinem Hause in der [[Königswarterstraße]] Nr. 24 angelegt zu haben. [...]. Am 5. Juli wurde in der Nähe der oberen Mühle die Leiche der Glaspolirerstochter Marg. Muscat aus der Pegnitz gezogen. [...]. Am 11. Juli beschloß der Magistrat, eine Ventilationseinrichtung mit der Heißwasserheizung für das neue Schulgebäude in der [[Ottostraße]] zu verbinden. Am 21 Juli wurde die ledige 21jährige Metalleinlegerin Maria Müller von hier nächst der [[Poppenreuther Brücke]] todt aus der Pegnitz gezogen. [...]. Ein hocherfreuliches Ereigniß brachte für Fürth der erste August dieses Jahres, an welchem unsere Stadt [...] in die direkte Verbindung der [[Südnordbahn]] eingereiht und der seit langer Zeit gehegte Wunsch erfüllt wurde, indem die neue über Fürth geleitete Strecke Doos-Fürth-Vach-Erlangen dem Verkehre übergeben wurde. [...]. Der Unterbau der neuen Bahnstrecke ist für Ein Geleise hergestellt, das Terrain für zwei Geleise erworben. [...]. Sonntag den 13. August fand im [[Weißengarten]] ein Festakt von Seite der freiwilligen Feuerwehr statt, welche an diesem Tage daselbst die Fahne der ehemaligen Feuerwehr übernahm. [...]. Bei der internationalen Ausstellung von Maschinenerzeugnissen und Bedarfsartikeln der Müllerein, Bäckerei und Landwirthschaft zu Nürnberg wurde folgenden Fürther Ausstellern die silberne Preismedaille zuerkannt: Haßberger und Dreschfeld (in der Gruppe für Verpackungsgegenstände), [...]. Am 20. August ertrank bei dem Baden auf dem Badeplatz hinter dem Kirchhofe in der [[Pegnitz]] der Metallschlägergeselle Kübler. - Am gleichen Tage fand hier das erste Gauturnfest des hiesigen Gaues statt. [...]. In der Angelegenheit wegen Verlegung des Landgrabens wurde mit den Angrenzern von Seite der Gemeinde verhandelt und haben sich dieselben bereit erklärt, das Landgrabenbett gegen 1 M. für den Quadratfuß zu erwerben. [...]. [[Schreinermeister]] J. Zeitler dahier erhielt bei der am Geburtsfeste des Königs im bayer. Gewerbmuseum stattgehabten Preisvertheilung der „König-Ludwig-Preisstiftung“ die bronzene Medaille [...] für die von ihm ausgestellten geschmackvollen Möbel mit eingelegten Holzmosaiken. [...]. Rechtsrath [[Ernst Beeg]], dessen Dienstesprovisorium abgelaufen war, wurde am 28. August [...] in definitiver Eigenschaft wiedergewählt. - Die Fr. Ludwig Schmid'sche [[Buchhandlung]] wurde am 30. Aug. amtlich abgemeldet. [...]. Die Generalversammlung der hiesigen Aktiengesellschaft für Zwirnerei und Carderie genehmigte den vorgelegten Geschäftsbericht für 1875/76 [...]. Gelegentlich der Schulvisitationsresultate des Jahres 1876 sprach sich die Regierung mit großer Befriedigung über das hiesige Schulwesen aus [...]. An Stelle des verstorbenen Gemeindebevollmächtigten [[Adam Ammersdörfer]] trat am 23. September der [[Brauereibesitzer]] J. [[Humbser]] in das Kollegium. Am 26. September wurde hier die Oper „Lohengrin“ mit folgender Besetzung aufgeführt, [...]. Den 6. Oktober Abends 10 Uhr ist das nächst der [[Gasanstalt]] gelegene sogenannte Hafner-Brennhäuschen in Brand gerathen. Ehe Wasser zur Stelle war, hatte das Feuer bereits den Dachstuhl des einstöckigen Hauses eingeäschert und den Anbau ergriffen. [...]. Die [[Ludwigseisenbahn]] beförderte am ersten Kirchweihsonntage trotz der ungünstigen Witterung 15,000 und am zweiten Sonntage bei sehr schönem Wetter 16,071 Personen (die stärkste Frequenz seit dem Bestehen der Bahn.) - Die Firma Chr. Winkler und Sohn dahier erhielt unter dem 14. Oktober die officielle Nachricht, daß die von denselben bei der Weltausstellung in Philadelphia ausgestellten Fabrikate mit der großen bronzenen Medaille prämiirt worden sind. Der [[Möbelfabrikant]] [[Georg Ziegele]] dahier erhielt am 15. Okt. aus Anlaß der deutschen Kunst- und Kunstgewerb-Ausstellung zu München in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie von Sr. Maj. dem Könige die goldene Ludwigsmedaille am blau-weißen Bande [...]. [...]. Die Verlegung des Friedhofes in den Ronhofer Wald wurde als eine für die Stadt sehr vortheilhafte Unternehmung anerkannt. Der Preis jedoch [...], welchen die Ronhöfer Gemeinde [...] verlangte, erschien extraorbitant, sodaß der Beschluß gefaßt wurde, die Acquisition auf dem Expropriationswege zu betreiben. - Durch Brand beschädigt wurde am 28. Oktober das Hofhaus des Metzgermeisters [[Ferdinand Fortmeier]], Nr. 164 der [[Königsstraße]], und das Waschhaus der Gastwirthstochter Karoline Konrad, Nr. 165 daselbst. In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigte vom 31. Okt. theite [sic] der Vorsitzende Dr. Landmann mit, „daß die Nürnberger Gemeindevertretung sich mit der Frage der Einführung des Schwemmkanalsystems mit Einleitung in die Pegnitz beschäftigte. Durch dieses Vorgehen werde für unsere Stadt Inficirung des Grundwassers und Verpestung der Luft, somit ein gesundheitsgefährlicher Zustand geschaffen. [...] Er beantragte deshalb, den Magistrat zu ersuchen, derselbe wolle an betreffende Kommission in Nürnberg die Mittheilung gelangen lassen, daß die hiesige Gemeindevertretung nachdrückliche Verwahrung gegen die Leitung des Schwemmkanals in die Pegnitz einlege“. [...]. Der berühmte Afrikareisende Dr. Gerhard Rohlfs hielt am 13. Nov. im Reindelsaale über seine Reise: „Quer durch Afrika“ einen Vortrag. [...]. Den 1. Dez. endlich ist den Klagen der hiesigen Einwohner Gehör geschenkt worden, indem die hölzernen Briefkästen durch elegante gußeiserne ersetzt worden sind. [...]. Bezüglich der Frage, ob Personen, deren Kinder von der Armenpflege Kleider erhalten oder unentgeltlich Medikamente beziehen, in die Wahllisten aufzunehmen sind, stimmte der Magistrat in der Sitzung von 7. Dez. für die Zulassung. Am 27. Dez. Nachmittags wurden in dem Zeitraum von 20 Minuten von hiesigen Jägern Privatier [[Georg Linz]] und Kaufmann Probst an der [[Rednitz]] bei [[Weikershof]] vier wilde Schwäne erlegt. - Nach einer Entschließung des Kultusministeriums wurde das Petitum der Volksversammlung um Gestattung der Anstellung eines israelitschen Lehrers für die hiesige konfessionell-gemischte Schule nicht genhemigt. [...]. Detail-Statistik. Geboren wurden in diesem Jahre 1237 Kinder [...]. Bei dem gewerblichen Schiedsgericht führte Rechtsrath Beeg und in Verhinderungsfällen Magistratsrath Lieser den Vorsitz. Als Beisitzer fungirten Fabrikbesitzer [[Lippmann Hausmann]] (Ersatzmann [[Möbelfabrikant]] Otto), [[Metallschlägermeister]] [[Konrad Linz]] (Ers. [[Schreinermeister]] [[Gustav Finster]]), Fabrikarbeiter Friedrich Völk (Ers. Fabrikarbeiter Konrad Hammerschmidt); Flaschnergeselle Max Schnitzel (Ers. Metallschlägergeselle Gottfried Dimmling). [...]. Von Stiftungen sind zu erwähnen; die Isaak und Maria Apfelbaum'sche Brautstiftung von Spediteur Apfelbaum mit 17,142 M. und die Caroline Arnstein'sche Waisenstiftung von Kaufmann [[Sigmund Arnstein]], dann von erheblichen Stiftungserhöhungen: die von Kaufmann [[Hieronymus Meier]] in Augsburg mit 1714 M. zur [[Maximilians-Stipendienstiftung]]<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, 458 -472</ref> | ||
==Einzelnachweise== | |||
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Aktuelle Version vom 1. Februar 2023, 17:05 Uhr
Ereignisse
- 1. August: Neue Linienführung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn auf der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg über Doos - Fürther Bogen - Vach - Gründlach. Der Bahnhof Vach wird eingeweiht. Die Fürther Kreuzung wird stillgelegt.
- Oktober: Während der Fürther Kirchweih kommt es vor dem Gasthaus Zur Mist'n zum Sturz einer Gruppe Nürnberger in eine Jauchegrube. Die Gäste werden mit reichlich Spott zurück nach Hause verabschiedet.[1]
Personen
Geboren 1876
Gestorben 1876
Person | Todestag | Todesort | Beruf |
---|---|---|---|
Johann Friedrich Allgeyer | 4. Januar | Fürth | Zinngießer |
Konrad Hätzner | 6. Dezember | Fürth | Lehrer |
Konrad Jordan | 14. Juni | Fürth | Maurermeister, Architekt |
Johann Georg Mende | 20. Februar | Dambach | Maurermeister |
Johann Georg Schmidt | 30. Oktober | Fürth | Architekt, Zimmermeister |
Wilhelm Stern | Fürth | Fabrikant, Kaufmann, Händler |
Bauten
- Albrechtstraße 37, Wohnhaus (Architekt: Adam Egerer, Evora und Meyer) wird errichtet.
- Gebhardtstraße 13, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Johann Söhnlein) wird errichtet.
- Karolinenstraße 1, Wohnhaus in Ecklage (Architekt: Johann Michael Zink) wird errichtet.
- Katharinenstraße 1a, Ehemalige Städtische Turnhalle (Architekt: Johann Michael Zink, Friedrich Löslein) wird errichtet.
- Lessingstraße 16, Wohnhaus (Architekt: Konrad Gieß) wird errichtet.
- Ottostraße 1, Wohnhaus (Architekt: Johann Söhnlein) wird errichtet.
- Ottostraße 18, Wohnhaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Ottostraße 9, Mietshaus (Architekt: Wilhelm Krämer) wird errichtet.
- Theaterstraße 17, Wohnhaus (Architekt: Konrad Jordan) wird errichtet.
- Theaterstraße 42, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Theaterstraße 44, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Markgrafengasse 16 (ehemals), Wohnhaus wird abgebrochen.
Politik und Wirtschaft
An der Weltausstellung in Philadelphia nehmen zahlreiche Fürther Firmen teil.
Fronmüllerchronik
- [...]. Am 3. Januar wurde hier die erste Civiltrauung von dem Standesbeamten Bürgermeister Langhans vollzogen, und zwar an dem Schreinergesellen J. G. Deufel aus Langenzenn mit Henriette Gölkel. Der Reichstagsabgeordente Liebknecht hielt am 6. Januar im Saale des Weißengartens vor der von socialistischer Seite einberufenen Volksversammlung eine mehrstündige Rede über „Unsere Volksvertreter im deutschen Reichstage“. [...]. In Folge der höheren Bierpreise hatte sich ein eigenes Bier-Strikekomité gebildet, welches auf Sonntag den 16. Januar eine „Massenversammlung“ in die Turnhalle einberufen hat. [...]. Für die Gasanstalt wurde am 20. Januar ein neuer Verwalthungsrat konstituirt und zum ersten Vorstand Magistratsrath Hesse, zum zweiten Vorstand Magistratsrath Feistmann gewählt. [...]. Bei der Verloosung des Kunstvereines in München hat der Kunstverein Fürth ein Oelgemälde „Vom Chiemsee“ von Schleich, Preis 200 fl., und eine Marmorstatuette „Aschenbrödel“ von Jul. Zumbruch, Preis 650 fl., gewonnen. [...]. Oekonom J. L. Kühl, Besitzer des Hauses Nr. 1 am Höfener Weg, machte schon seit längerer Zeit die Bemerkung, daß das Wasser seines an der Sodafabrik liegenden Brunnens sich verschlechtere. Auf seine Anzeige, daß das Wasser in neuerer Zeit ganz sauer geworden sei, wurde eine chemische Untersuchung desselben angeordnet, welche das Resultat ergab, daß die Verunreinigung offenbar von dem im Freien aufbewahrten Abfall der Sodafabrikation herrührt, und daß das Wasser auf das Liter 724 Milligramm Kalkgehalt aufwies, sodaß es als völlig ungenießbar erschien. Da durch die Anhäufung der Fabrikationsrückstände im Freien, wo sie dem Regen ausgesetzt sind, eine allgemeine Inficirung des dortigen Terrains, aus welchem auch das hiesige Grundwasser seinen Zufluß erhält, zu befürchten stand, so erschien Abhilfe dringend geboten. Schon bei Ertheilung der Concession wurde durch den Vertreter der hiesigen Stadt die Bedingung gestellt, und von Seite der Sodafabrik die Verbindlichkeit eingegangen, daß Stoffe, welche durch Regenwasser löslich sind, im Freien nicht aufbewahrt werden dürfen, um ein Verderben des Grundwassers zu verhüten. Nachdem die Sodafabrik die eingegangene Verbindlichkeit nicht einhält, so wurde beschlossen, mit allem Nachdruck gegen dieselbe aufzutreten. Es wurde deshalb an das K. Bezirksamt Nürnberg der Antrag gestellt, gegen die Sodafabrik strafend einzuschreiten, eine Untersuchung an Ort und Stelle vorzunehmen und nach dem Resultat derselben gegen die Sodafabrik vorzugehen. Die civilrechtlichen Ansprüche des Kühl bleiben selbstverständlich vorbehalten. Am 22. Febr. wurden vom Magistrate die Gebühren des Uhrmachers Strenz für Aufziehen, Richten und Einölen der Rathhausuhr von 50 fl. auf 120 Mark erhöht und demselben die Bedienung und Instandhaltung der Uhr auf dem Schulgebäude gegen eine jährliche Remuneration von 30 M. übertragen. Die Gebühr für die Uhr auf dem Roßwirthschaftsgebäude wurde einfach in Mark umgerechnet. Bezüglich des neuen Schulhausbaues hatte der Magistrat im Einklang mit der Aufsicht der Schulkommission beschlossen, eine Turnhalle unmittelbar an das neue Schulhaus anzubauen, die Gemeindebevollmächtigten jedoch versagten die Zustimmung und beantragten bei dem Magistrate, derselbe wolle die Turnhalle auf den Platz neben dem Leihhaus bauen, was dann auch zur Ausführung kam. - Die Einführung der konfessionell-gemischten Volksschulen gab zu wiederholten Warnungen und Protesten von Seite der hiesigen protestantischen Geistlichkeit in den hiesigen Blättern Anlaß, [...]. Brandbeschädigung erlitt am 25. Februar die Stallung des Bäckermeisters Leonhard Bauer, Marktplatz Nr. 6, und am 1. März die Malzdarre, Zugehörung und Wohnhaus des Brauereibesitzers J. M. Humbser, Nr. 19 der Bäumenstraße und die Nebengebäude des Tuchbereiters Jakob Schradin Nr. 21 der Bäumenstraße. Kurz darauf, am 5. März, brach Feuer aus in einer Dachkammer des Wohnhauses des Schreinermeisters Kaspar Löhlein Nr. 44 der Ludwigstr., welches sich rasch über den ganzen Dachstuhl verbreitete und denselben zerstörte. [...]. Am gleichem Tage wurde [...] dem zum Königl. Rath ernannten Vorstand des Post- und Bahnamtes dahier, F. Diem, [...] das Ehrenkreuz des Ludwigsordens feierlich überreicht. [...]. Am 9. März beschloß der Magistrat, für besonders stark befahrende Straßen Dioritsteine zum Plastern zu verwenden; auch gab er dem Wunsche der Gemeindebevollmächtigten nach, das täglich viermalige Läuten auf dem Thürmchen des Roßwirthshauses zu gestatten, wie dies von Alters her bestanden hatte, als diese Thürmchen noch auf dem gegenüber befindlichen Gebäude der ehemaligen Armenschule (jetzt K. Bezirksamt) sich befunden hatte. Der Turner, Kürschnergehilfe Jähnig, welcher am 13. März aus dem hinteren Fenster der Bauer'schen Wirthschaft an der Mühlgasse einen Knaben in die Pegnitz fallen sah, sprang zum Fenster hinaus, dann über die untere Bretterumzäunung hinweg und in den Fluß und holte den Jungen glücklich aus den Fluten. - Das Komité für Verschönerung der alten Veste, sogenanntes Thurmbaukomitè, erhielt von der K. Regierung die Bewilligung, behufs der Fortführung und Unterhaltung der zur alten Veste führenden Allee eine öffentliche Sammlung dahier zu unternehmen. 21. März. [...]. An gleichem Tage wurde in der Magistratssitzung ein ausführliches Gutachten des Bauamtes bezüglich der Friedhofverlegung zum Vortrag gebracht, welches darthut, „daß, nachdem beschlossen wurde, den südlich des Heuwegs gelegenen Theil des Friedhofareals nicht mit Gräbern zu belegen, der Friedhof in einigen nicht mehr ausreichen werde, die Leichen zu fassen, somit die Schaffung eines neuen zur zwingenden Nothwendigkeit werde. Die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß zur Anlage eines Friedhofes hinsichtlich seiner Bodenbeschaffenheit, Lage und räumlicher Ausdehnung kein Platz so geeignet erscheint, als das in der Ronhofer Markung gelegene Areal, welches man, um für alle Zeiten gesichert zu sein, kaufen und expropriiren sollte“. [...]. In der am 27. März abgehaltenen, von Seite der socialistischen Arbeiterpartei einberufenen, sehr zahlreich besuchten Volksversammlung sprach Grillenberger [...] und Löwenstein [...]. Die 23 Jahre alte Näherin Anna Agatha Richard von hier wurde am 31. März todt aus der Pegnitz gezogen. Am 4. April Nachmittag 4 Uhr brach in der Werktstätte des Hutmachers Bina, Hirschenstraße Nr. 2, Feuer aus, welches nach kurzer Anstrengung gelöscht wurde, wobei eine große Quantität Hüte und Filzschuhe Schaden litten. 21. April. Der kürzlich verstorbene hiesige praktische Arzt Dr. Simon Hollstein hat testamentarisch verfügt, daß sein Nachlaß im Betrage von 24,000 Mark zur Bildung einer Stipendienstiftung für Studirende der Medizin jüdischer Religion verwendet werden soll. [...]. Seine Bibliothek hat er zur Einreihung in die Stadtbibliothek vermacht. - Den 22. April, am Todestage Gabriel Rießner's, konnte aus dessen Stipendienstiftung die Summe von 980 Mark an jüdische Studirende zur Vertheilung gebracht werden. [...]. Vom Magistrate wurde der Beschluß gefaßt, zu Straßentafeln Emailschilder zu verwenden. [...]. 9. Mai. [...]. An gleichem Tage entwickelte der Glashändler Scherber seinen Vorschlag für die Wasserversorgung der Stadt in einer Veröffentlichung im Tagblatt. [...]. Am 11. Mai machte sich der Magistrat im Einklang mit dem Antrage der Schulkommission dahin schlüssig, die Heißwasserheizung im neuen Schulgebäude in der Ottostraße einzuführen. Als Vortheile derselben versprach man sich den Umstand, daß die Hitze nicht grell ausströme, daß die Ausstrahlung von Staub-, Gas- und Rußtheilchen unmöglich, die Erwärmung eine rasche und gleichmäßige für alle zu heizenden Räume, die Wärme eine lange anhaltende, auch die Möglichkeit der Abschließbarkeit jedes Theiles der Leitung gegeben und die Bedienung weder mühsam noch lässig sei. Auch komme die Feuersicherheit in Betracht. Es wurde deshalb beschlossen, mit dem Fabrikanten Haag in Augsburg wegen der Ausführung ins Benehmen zu treten. Bemerkt muß hier werden, daß man dieses Heizsystem besonders deshalb wählte, weil man in dem benachbarten Schulgebäude in der Hirschenstraße das Luft-Heizungssystem eingeführt hatte, welches zu vielerelei Klagen, die in direktem Widerspruch mit den Vortheilen der Heißwasserheizung standen, Anlaß gab. - Ferner wurde kundgegeben, daß Dr. Königswarter die städtische Bibliothek wieder mit einem prachtvollen Buche, einem französischen Geographiewerke, bereichert habe. In der am 16. Mai im Saale des Weißengartens abgehaltenen, vom Magistratsrath Löwenstein einberufenen Volkversammlung wurde folgender Beschluß gefaßt: „Der Magistrat solle aufgefordert werden, sich mit der Ministerialentschließung, durch welche die Genehmigung zur Anstellung von Lehrern israelitischer Konfession an der hiesigen konfessionell gemischenten Volksschule versagt wird, nicht zu beruhigen, vielmehr alle möglichen Schritte zu ergreifen [...] um die von den städtischen Kollegien beschlossene Anstellung eines israelitischen Lehrers zu realisiren.“ [...]. Nach abgelaufenem dreijährigen Dienstesprovisorium wurde am 1. Juni von dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten bei einer Anwesenheit von 34 Votanten einstimmig Friedrich Langhans in definitiver Eigenschaft zum rechtskundigen Bürgermeister erwählt. Die landesherrliche Genehmigung erfolgte am 4. Juli. [...]. Am 6. Juni wurde in der Nähe der oberen Mühle der Leichnam des bereits seit Anfang Februar vermißten Büttnermeisters Gronla aus der Pegnitz gezogen. [...]. Auf allerhöchste Anordnung wird vom 1. Oktober an das K. Stadtgericht Fürth mit dem Landgerichte daselbst zu Einem Gerichte unter der Bezeichnung K. Stadt- und Landgericht Fürth vereinigt werden. - Die hiesige Schützengesellschaft, nachweisbar die älteste Gesellschaft Fürths, beging vom 24. bis 28. Juni das 100jährige Fest der Schießhauskirchweihe, welche seit dem Jahre 1776 ununterbrochen als Fest für die hiesige Stadt und Umgebung abgehalten wurde. [...]. Für das gegenwärtige Fest war Schützenmeister Lorenz Dachlauer an der Spitze des Schießausschusses und Fabrikbesitzer Louis Winkler an der Spitze des Festausschusses thätig. [...]. Den Schluß machte ein Feuerwerk. Der Festplatz war mit sechst verschiedenen Wirthschaftseinrichtungen und einem Glückshafen ausgestattet. [...]. Der Fabrikant Heinrich Braun hat das Verdienst, das erste Asphalt-Trottoir dahier im diese Zeit vor seinem Hause in der Königswarterstraße Nr. 24 angelegt zu haben. [...]. Am 5. Juli wurde in der Nähe der oberen Mühle die Leiche der Glaspolirerstochter Marg. Muscat aus der Pegnitz gezogen. [...]. Am 11. Juli beschloß der Magistrat, eine Ventilationseinrichtung mit der Heißwasserheizung für das neue Schulgebäude in der Ottostraße zu verbinden. Am 21 Juli wurde die ledige 21jährige Metalleinlegerin Maria Müller von hier nächst der Poppenreuther Brücke todt aus der Pegnitz gezogen. [...]. Ein hocherfreuliches Ereigniß brachte für Fürth der erste August dieses Jahres, an welchem unsere Stadt [...] in die direkte Verbindung der Südnordbahn eingereiht und der seit langer Zeit gehegte Wunsch erfüllt wurde, indem die neue über Fürth geleitete Strecke Doos-Fürth-Vach-Erlangen dem Verkehre übergeben wurde. [...]. Der Unterbau der neuen Bahnstrecke ist für Ein Geleise hergestellt, das Terrain für zwei Geleise erworben. [...]. Sonntag den 13. August fand im Weißengarten ein Festakt von Seite der freiwilligen Feuerwehr statt, welche an diesem Tage daselbst die Fahne der ehemaligen Feuerwehr übernahm. [...]. Bei der internationalen Ausstellung von Maschinenerzeugnissen und Bedarfsartikeln der Müllerein, Bäckerei und Landwirthschaft zu Nürnberg wurde folgenden Fürther Ausstellern die silberne Preismedaille zuerkannt: Haßberger und Dreschfeld (in der Gruppe für Verpackungsgegenstände), [...]. Am 20. August ertrank bei dem Baden auf dem Badeplatz hinter dem Kirchhofe in der Pegnitz der Metallschlägergeselle Kübler. - Am gleichen Tage fand hier das erste Gauturnfest des hiesigen Gaues statt. [...]. In der Angelegenheit wegen Verlegung des Landgrabens wurde mit den Angrenzern von Seite der Gemeinde verhandelt und haben sich dieselben bereit erklärt, das Landgrabenbett gegen 1 M. für den Quadratfuß zu erwerben. [...]. Schreinermeister J. Zeitler dahier erhielt bei der am Geburtsfeste des Königs im bayer. Gewerbmuseum stattgehabten Preisvertheilung der „König-Ludwig-Preisstiftung“ die bronzene Medaille [...] für die von ihm ausgestellten geschmackvollen Möbel mit eingelegten Holzmosaiken. [...]. Rechtsrath Ernst Beeg, dessen Dienstesprovisorium abgelaufen war, wurde am 28. August [...] in definitiver Eigenschaft wiedergewählt. - Die Fr. Ludwig Schmid'sche Buchhandlung wurde am 30. Aug. amtlich abgemeldet. [...]. Die Generalversammlung der hiesigen Aktiengesellschaft für Zwirnerei und Carderie genehmigte den vorgelegten Geschäftsbericht für 1875/76 [...]. Gelegentlich der Schulvisitationsresultate des Jahres 1876 sprach sich die Regierung mit großer Befriedigung über das hiesige Schulwesen aus [...]. An Stelle des verstorbenen Gemeindebevollmächtigten Adam Ammersdörfer trat am 23. September der Brauereibesitzer J. Humbser in das Kollegium. Am 26. September wurde hier die Oper „Lohengrin“ mit folgender Besetzung aufgeführt, [...]. Den 6. Oktober Abends 10 Uhr ist das nächst der Gasanstalt gelegene sogenannte Hafner-Brennhäuschen in Brand gerathen. Ehe Wasser zur Stelle war, hatte das Feuer bereits den Dachstuhl des einstöckigen Hauses eingeäschert und den Anbau ergriffen. [...]. Die Ludwigseisenbahn beförderte am ersten Kirchweihsonntage trotz der ungünstigen Witterung 15,000 und am zweiten Sonntage bei sehr schönem Wetter 16,071 Personen (die stärkste Frequenz seit dem Bestehen der Bahn.) - Die Firma Chr. Winkler und Sohn dahier erhielt unter dem 14. Oktober die officielle Nachricht, daß die von denselben bei der Weltausstellung in Philadelphia ausgestellten Fabrikate mit der großen bronzenen Medaille prämiirt worden sind. Der Möbelfabrikant Georg Ziegele dahier erhielt am 15. Okt. aus Anlaß der deutschen Kunst- und Kunstgewerb-Ausstellung zu München in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie von Sr. Maj. dem Könige die goldene Ludwigsmedaille am blau-weißen Bande [...]. [...]. Die Verlegung des Friedhofes in den Ronhofer Wald wurde als eine für die Stadt sehr vortheilhafte Unternehmung anerkannt. Der Preis jedoch [...], welchen die Ronhöfer Gemeinde [...] verlangte, erschien extraorbitant, sodaß der Beschluß gefaßt wurde, die Acquisition auf dem Expropriationswege zu betreiben. - Durch Brand beschädigt wurde am 28. Oktober das Hofhaus des Metzgermeisters Ferdinand Fortmeier, Nr. 164 der Königsstraße, und das Waschhaus der Gastwirthstochter Karoline Konrad, Nr. 165 daselbst. In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigte vom 31. Okt. theite [sic] der Vorsitzende Dr. Landmann mit, „daß die Nürnberger Gemeindevertretung sich mit der Frage der Einführung des Schwemmkanalsystems mit Einleitung in die Pegnitz beschäftigte. Durch dieses Vorgehen werde für unsere Stadt Inficirung des Grundwassers und Verpestung der Luft, somit ein gesundheitsgefährlicher Zustand geschaffen. [...] Er beantragte deshalb, den Magistrat zu ersuchen, derselbe wolle an betreffende Kommission in Nürnberg die Mittheilung gelangen lassen, daß die hiesige Gemeindevertretung nachdrückliche Verwahrung gegen die Leitung des Schwemmkanals in die Pegnitz einlege“. [...]. Der berühmte Afrikareisende Dr. Gerhard Rohlfs hielt am 13. Nov. im Reindelsaale über seine Reise: „Quer durch Afrika“ einen Vortrag. [...]. Den 1. Dez. endlich ist den Klagen der hiesigen Einwohner Gehör geschenkt worden, indem die hölzernen Briefkästen durch elegante gußeiserne ersetzt worden sind. [...]. Bezüglich der Frage, ob Personen, deren Kinder von der Armenpflege Kleider erhalten oder unentgeltlich Medikamente beziehen, in die Wahllisten aufzunehmen sind, stimmte der Magistrat in der Sitzung von 7. Dez. für die Zulassung. Am 27. Dez. Nachmittags wurden in dem Zeitraum von 20 Minuten von hiesigen Jägern Privatier Georg Linz und Kaufmann Probst an der Rednitz bei Weikershof vier wilde Schwäne erlegt. - Nach einer Entschließung des Kultusministeriums wurde das Petitum der Volksversammlung um Gestattung der Anstellung eines israelitschen Lehrers für die hiesige konfessionell-gemischte Schule nicht genhemigt. [...]. Detail-Statistik. Geboren wurden in diesem Jahre 1237 Kinder [...]. Bei dem gewerblichen Schiedsgericht führte Rechtsrath Beeg und in Verhinderungsfällen Magistratsrath Lieser den Vorsitz. Als Beisitzer fungirten Fabrikbesitzer Lippmann Hausmann (Ersatzmann Möbelfabrikant Otto), Metallschlägermeister Konrad Linz (Ers. Schreinermeister Gustav Finster), Fabrikarbeiter Friedrich Völk (Ers. Fabrikarbeiter Konrad Hammerschmidt); Flaschnergeselle Max Schnitzel (Ers. Metallschlägergeselle Gottfried Dimmling). [...]. Von Stiftungen sind zu erwähnen; die Isaak und Maria Apfelbaum'sche Brautstiftung von Spediteur Apfelbaum mit 17,142 M. und die Caroline Arnstein'sche Waisenstiftung von Kaufmann Sigmund Arnstein, dann von erheblichen Stiftungserhöhungen: die von Kaufmann Hieronymus Meier in Augsburg mit 1714 M. zur Maximilians-Stipendienstiftung[2]
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Händel: Fürth und Nürnberg - verbunden, nicht vereint, in: Fürther Nachrichten vom 28. April 2022
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, 458 -472
Bilder
Dessauvortrag zu Orientbahnen, Fürther Tagblatt 1. März 1876
Masken-Kränzchen der Freiwilligen Feuerwehr im Weißengarten, Januar 1876
Zeitungsanzeige von Georg Kriegbaum, Mai 1876
W. Liebknecht im Weißengarten, Januar 1876
Bauplan und Genehmigung des Feuerwehrhauses der FFW Mannhof vom 02.02.1876
Maria Eleonora Stephanie Emma Ulrich, geb. Vetter *30.7.1847 verheiratet seit 21.8.1879 mit Georg Heinrich Ulrich, dem Bruder von Georg Andreas Ulrich, Besitzer vom Bauernhof Stadelner Hauptstraße 95, Aufnahme von 1876
Ausschnitt aus einer Komposition von Johann Wilhelm Siebenkäs, 1876
Villa Oppler, Entwurf Edwin Oppler (Blatt 650 aus Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, 1876, Bestand: Bayerische Staatsbibliothek München, Sign. 2 A.civ. 260 mo-22, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11324958-1)
Villa Oppler, Entwurf Edwin Oppler (Blatt 651 aus Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, 1876, Bestand: Bayerische Staatsbibliothek München, Sign. 2 A.civ. 260 mo-22, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11324958-1)
Villa Oppler, Entwurf Edwin Oppler (Blatt 652 aus Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, 1876, Bestand: Bayerische Staatsbibliothek München, Sign. 2 A.civ. 260 mo-22, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11324958-1)
Villa Oppler, Entwurf Edwin Oppler (Blatt 653 aus Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, 1876, Bestand: Bayerische Staatsbibliothek München, Sign. 2 A.civ. 260 mo-22, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11324958-1)
Zeitungsanzeige von Christian Weigmann, Januar 1876